Das Treffen der Präsidenten Trump und Putin ist heute früh schon Geschichte. Aber es wurde wohl keine Geschichte gemacht. Im Prinzip erzählen die im Folgenden dokumentierten Statements (entlang der Live-Übersetzung) auf der anschließenden Pressekonferenz hinreichend, was erreicht wurde. Insbesondere, wenn man auf die Zwischentöne achtet bzw. auf das, was nicht gesagt wurde.
Vielleicht so viel vorab: Präsident Putins Rede ist zunächst eine Erzählung der russisch-amerikanischen Geschichte Alaskas, dann folgt die Erinnerung an die Zusammenarbeit der Alliierten im Krieg gegen Hitler-Deutschland. Das Thema Ukraine findet bei Putin erst unter ferner liefen statt. Er erinnert daran, dass er Trumps Vorgänger Biden gewarnt hatte, aber dieser wollte nicht hören. Und er bestätigt Trumps Aussage, dass es unter einem Präsidenten Trump keinen Ukrainekrieg gegeben hätte.
Die Aussagen der Präsidenten klingen so, als habe man in erster Linie die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder besprochen und sich nebenbei ein wenig über den Ukrainekrieg ausgetauscht.
Donald Trump erwähnt einen „Russland-Russland-Russland-Hoax“, erfundene Geschichten über Russland, welche früher Gespräche gestört hätten; er geht aber nicht näher darauf ein, welche das sein könnten. Kernsatz von Trump ist die Feststellung, dass man noch nicht so weit sei, wie man kommen wollte.
Abschließend lädt Putin Trump nach Moskau ein.
Wohl am bemerkenswertesten ist diese für manche europäische Ohren so unheilvoll wirkende Verknüpfung von Wirtschaftsbeziehungen und dem eigentlichen Anliegen, den Krieg zu beenden.
Putin:
Wir sind durch einen Ozean getrennt. Aber doch sind wir nahe Nachbarn. Und als wir uns getroffen haben, aus den Flugzeugen ausgestiegen sind, da habe ich gesagt: „Guten Tag, lieber Nachbar, das ist sehr angenehm, sich hier bei guter Gesundheit zu sehen.“ Und ganz nachbarschaftlich klingt das, glaube ich, ganz nett.
Uns trennt nur die Beringstraße und da gibt es zwei Inseln. Und zwischen der russischen und der amerikanischen Insel liegen nur vier Kilometer. Wir sind Nachbarn, das ist eine Tatsache. Und mit Alaska ist die russische Geschichte und amerikanische Geschichte verbunden.
Es gibt sehr viele positive Ereignisse. Bis heute existiert hier ein kulturelles Erbe von Russen. Hier gibt es orthodoxe Kirchen, mehr als 700 geographische Namen russischen Ursprungs.
Und im Zweiten Weltkrieg verlief in Alaska die Hauptverkehrslinie für die Lieferung von Kampfflugzeugen. Das war eine sehr gefährliche, komplizierte Route über dem Eis. Aber die Flieger beider Länder haben alles getan, damit wir siegen. Sie haben ihr Leben riskiert. Und gerade war ich in Magadan, und da gibt es ein Denkmal für russische und amerikanische Flieger und zwei Fahnen, eine russische und eine amerikanische. Hier gibt es auch so ein Denkmal auf einem Militärfriedhof. Nicht weit von hier sind sowjetische Flieger beerdigt, die dabei gestorben sind. Wir sind der amerikanischen Regierung dankbar und den Bürgern, dass sie dieses Gedächtnis erhalten. Wir werden uns auch an andere historische Beispiele erinnern, als unsere Länder als Alliierten die gemeinsamen Feinde besiegt haben. Als wir uns geholfen und unterstützt haben. Dieses Erbe wird uns helfen, wieder eine gute, gleichberechtigte Kooperation auf der neuen Etappe aufzubauen.
Man weiß ja, dass solche russisch-amerikanischen Gipfel seit vier Jahren nicht gehalten wurden, das ist viel Zeit. Die Zeit war nicht einfach für unsere bilateralen Beziehungen. Und die Beziehungen waren eigentlich ganz unten angelangt seit dem Kalten Krieg. Und das nützt unseren Ländern nicht und der Welt insgesamt auch nicht, das ist offensichtlich.
Früher oder später musste man die Situation verbessern. Wir mussten von der Konfrontation zum Dialog übergehen und deswegen war dieses Treffen wirklich nötig. Natürlich unter der Bedingung der Vorbereitung, die sehr umfangreich war.
Zusammen mit Präsidenten Trump haben wir eine sehr gute, direkte Beziehung aufgebaut. Wir haben mehrmals miteinander telefoniert und wie man weiß, ist der Sondergesandte des Präsidenten auch nach Russland gekommen. Unsere Helfer und unsere Assistenten haben auch zueinander Kontakt gehabt.
Eine der schwierigsten Fragen war die Situation um die Ukraine herum. Wir sehen das Streben der amerikanischen Regierung und von Präsidenten Trump persönlich, dass man diesen Konflikt beilegt. Er möchte das Ganze verstehen und die Gründe für diesen Konflikt verstehen.
Für Russland haben die Ereignisse in der Ukraine mit der Bedrohung unserer nationalen Sicherheit zu tun. Und sogar mehr: Wir haben immer das ukrainische Volk als unser Brudervolk angesehen. Das klingt vielleicht komisch heute, aber wir haben die gleichen Wurzeln und alles, was passiert, ist eine Tragödie für uns. Deswegen ist unser Land daran interessiert, dass wir das beenden.
Aber wir sind trotzdem davon überzeugt, damit dieser Konflikt beigelegt wird und damit es auch nachhaltig wird, müssen die Gründe für diese Krise, über die wir schon mehrmals gesprochen haben, beseitigt werden. Das heißt, dass man die ganzen Sorgen Russlands beseitigt und die Balance in der Welt wieder herstellt.
Ich bin mit Präsidenten Trump einer Meinung, der heute darüber gesprochen hat, dass man der Ukraine Sicherheitsgarantien gibt. Wir sind bereit, daran zu arbeiten. Wir möchten hoffen, dass das Verständnis, was wir erreicht haben, uns dem Ziel näherbringt, dass wir den Frieden in der Ukraine wiederherstellen.
Wir denken, dass man das auch positiv wahrnimmt in den europäischen Hauptstädten und in Kiew und keine Hindernisse aufbaut. Dass man nicht versucht zu provozieren und dass man diesen Fortschritt irgendwie unterminiert.
Mit der neuen amerikanischen Regierung ist unser Handelsumsatz gestiegen. Das ist natürlich nur symbolisch, aber es ist ein Plus von 20 Prozent. Wir haben sehr viele interessante Richtungen für die Zusammenarbeit. Die russisch-amerikanische Partnerschaft hat viel Potenzial. Russland und die USA haben einander etwas zu bieten in den Bereichen Energie, Hochtechnologie, Digitalisierung und Weltraumforschung. Die Zusammenarbeit in der Arktis, die internationalen Kontakte auch im Fernen Osten von uns und an der Westküste Amerikas.
Für unsere Länder ist es sehr wichtig, eine neue Seite aufzuschlagen und wieder zusammenzuarbeiten. Das ist symbolisch, dass nicht weit von unserer Grenze hier die Linie verläuft, wo sich das Datum ändert. Man macht einen Schritt von gestern nach morgen. Und ich hoffe, dass wir genau das tun können im politischen Bereich.
Ich möchte mich beim Herrn Trump bedanken für die Zusammenarbeit. Für den warmen Empfang, für den vertrauensvollen Empfang. Und man wollte vor allem ein Ergebnis erzielen. Wir sehen, dass der Präsident Amerikas eine Vorstellung davon hat, was er erreichen möchte. Er kümmert sich um das Aufblühen seines Landes und hat aber Verständnis für russische nationale Interessen.
Ich hoffe, dass das, was wir heute vereinbart haben, ein Stützpunkt wird nicht nur für die Lösung des ukrainischen Problems, sondern auch ein Startpunkt für gute Beziehungen zwischen Russland und den USA.
Und zum Schluss möchte ich sagen: Ich weiß noch, dass ich 2022, während der letzten Kontakte mit der US-Regierung davor, versucht habe, meinen ehemaligen US-Kollegen zu überzeugen, dass man die Situation nicht so weit treiben soll, dass man später schlimme Konsequenzen haben wird, wie militärische Aktionen. Ich habe ihm ganz direkt gesagt: Das ist ein großer Fehler. Und heute hören wir, wie Präsident Trump sagt: Wenn ich damals Präsident gewesen wäre, dann hätte es diesen Krieg nie gegeben. Und genauso, glaube ich, wäre das gewesen. Ich bestätige seine Worte.
Insgesamt haben wir eigentlich einen sehr guten, vertrauensvollen Kontakt, und ich habe wirklich Gründe zu glauben, wenn wir weiter diesen Weg gehen, dass wir – je schneller, desto besser – zum Schluss des Konfliktes in der Ukraine kommen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Donald Trump:
Vielen Dank, Herr Präsident, ich glaube, wir hatten ein sehr produktives Meeting. Es gab sehr viele Punkte, über die wir uns geeinigt haben. Wir haben in einigen schwerwiegenden Punkten Fortschritte erzielt.
Es gibt keinen Deal, bis der Deal abgeschlossen ist.
Ich werde in Kürze die NATO anrufen und verschiedene Menschen, mit denen ich ein Gespräch für angemessen halte, insbesondere mit Präsident Selenskyj. Ich muss mich da abstimmen mit dem, was Marco und Steve und einige der großartigen Leute aus der Trump-Regierung zu sagen haben. Scott und andere. Wir haben einige unserer wirklich großartigen Leute hier, die Phänomenales geleistet haben. Wir haben auch fantastische russische Wirtschaftsvertreter. Alle wollen mit uns Geschäfte machen.
Wir werden wirklich binnen kurzem damit größere Erfolge erzielen als bisher noch. Und wir haben großartige Fortschritte erzielt heute.
Ich hatte immer eine fantastische Beziehung mit Präsident Putin, mit Wladimir. Wir hatten viele ziemlich harte Gespräche. Unsere Treffen wurden dann ein bisschen gestört durch diese ganzen erfundenen Geschichten mit Russland, Russland, Russland. Aber er hat das ja alles erlebt. Wir mussten mit diesem Russland-Russland Russland-Hoax umgehen. Das macht es schwieriger für uns.
Um es jetzt wirklich sehr schnell zusammenzufassen: Wir haben dann auf der geschäftlichen Ebene eine gute Beziehung erzielt. Ich werde jetzt ein paar Telefongespräche führen. Wir hatten ein extrem produktives Treffen. Viele Punkte waren im Gespräch, auf die wir uns geeinigt haben. Einige sind noch offen. Ein ganz wichtiger Punkt, der wichtigste Punkt ist vielleicht: Wir hatten eine gute Chance, dahin zu kommen (wo wir hinwollten), aber wir haben es nicht ganz geschafft.
ch möchte Präsident Putin und seinem ganzen Team danken. Es gibt ja andere Gesichter als die, die ich sonst immer sehe. Und die paar Gesichter tauchen immer auf, die sind fast so berühmt wie der Boss. Vor allem der hier vorne (Red.: Zeigt wohl auf Lawrow, Russlands Außenminister). Wir hatten einige gute produktive Meetings im Laufe der Zeit, oder?
Ich hoffe, dass das in Zukunft weitergeht. Wir werden dafür sorgen, dass es aufhört, dass Tausende von Menschen pro Woche getötet werden. Das will auch Präsident Putin. (An Putin gewandt:) Ich danke Ihnen. Ich hoffe, Sie bald wiederzusehen. Vielen Dank, Wladimir.
Putin:
Das nächste Mal in Moskau.
Trump:
Oh, das ist eine interessante Einladung. Das geschieht hoffentlich. Dank, Wladimir. Und vielen Dank an Sie alle.
(Die Übersetzung orientiert sich ausschließlich an Live-Übersetzungen von Simultan-Übersetzern während der Ausstrahlung, etwa bei „n-tv“.)
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Author:
Alexander Wallasch