Von Ekaterina Quehl
Neulich hat Boris Reitschuster einen Artikel über eine Umfrage veröffentlicht, laut der immer mehr Migranten AfD wählen, weil sie das alte Deutschland zurückhaben wollen – das, in das sie mal gekommen sind. Daraufhin haben uns sehr viele Meldungen von Ausländern erreicht, die in Deutschland leben. Viele davon in der zweiten oder dritten Generation.
Genauso wie ich sind es Menschen, die ihre zweite Heimat einmal sehr geliebt haben – und die sie heute kaum noch wieder erkennen. Menschen, die sich vollständig integriert haben. Wir sprechen gutes oder perfektes Deutsch, studieren, machen Ausbildungen, arbeiten, gründen Familien, zahlen Steuern – und leben so gut niemals vom Staat. Wir sehen zu, wie Deutschland sich immer weiter von dem Land entfernt, in das wir oder unsere Eltern einst gekommen sind.
Städte verfallen, es fehlt an Lehrern, Ärzten, Feuerwehr und Polizei. Frauen können abends nicht mehr allein durch die Straßen gehen, Kinder werden von ihren muslimischen Mitschülern missbraucht. Und alle sollen dabei noch sagen, es sei das beste Deutschland aller Zeiten.
Ein besonders brisanter Aspekt kommt noch hinzu: Ausgerechnet diese Menschen, die längst dazugehören, immer wieder Probleme mit der Staatsbürgerschaft haben. Freunde von mir, die seit über 15 oder 20 Jahren in Deutschland leben, warten seit über einem Jahr auf eine erste Rückmeldung der Behörden. Eine Bearbeitung ist nicht in Sicht. Auch ich hatte massive Probleme mit meinem Antrag auf Staatsbürgerschaft. Die Polizei stand morgens um sechs vor meiner Tür – sie wollten angeblich prüfen, ob ich unter der angegebenen Adresse tatsächlich wohne.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Welle von „Turboeinbürgerungen“ und offenem Missbrauch kommen solche Umstände wie eine Farce vor. Denn diese Menschen haben alles richtig gemacht – sie brauchen keine gekauften Einbürgerungstests und keine Sonderregelungen. Sie haben sich integriert. Und sie hätten es längst verdient, eingebürgert zu werden. Solange sie es überhaupt noch selbst wollen.
Es ist kein Wunder, dass viele von ihnen heute AfD wählen wollen. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum ihre Einbürgerung verzögert wird. Die Regierung hat offenbar andere Pläne, was das künftige Elektorat betrifft.
Abwegig? Vielleicht. Aber leider auch plausibel.
Lesen Sie hier einen Leserkommentar, der nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Ausländern in Deutschland aus der Seele spricht.
Als Deutsch-Türke in der zweiten Generation, der in Köln geboren ist, habe ich 4 Jahre dafür gekämpft, um Deutscher Staatsbürger zu werden.
Ich hatte eine saubere Akte.
Hatte eine feste Arbeitsstelle und verdiente sehr gutes Geld.
Ich spreche Deutsch besser als Türkisch.
Hatte überwiegend nur deutsche Freunde.
Eine Ausbildung, eine erfolgreiche Schule beendet… usw. All das und mehr hatte ich… Trotzdem habe ich vier Jahre dafür gekämpft…
Natürlich musste ich den türkischen Pass abgeben… Aber das war für mich ok…
Und wenn ich heute mit 57 sehe, was aus Deutschland geworden ist…
Der größte Witz ist, ich habe meine deutschen Mitbürger immer vor der Gefährlichkeit des Islams gewarnt… Habe mich immer hier für Demokratie und Freiheit für mein Deutschland eingesetzt…. Und bin dafür von meinen deutschen Mitbürgern jedesmal verbal verprügelt worden….
Ganz ehrlich: mittlerweile geht mir Deutschland am XXX vorbei…. Dieses Land ist fertig und ist dem Untergang geweiht… Ich versuch jetzt so schnell es geht aus diesem Land rauszukommen….
Es tut mir nicht leid, was aus Deutschland geworden ist… Ich bin auch nicht mehr wütend oder enttäuscht… Warum auch???
Es ist alles Ursache-Wirkung-Prinzip… Deutschland hat sich selbst ins knie XXX…
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.
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