• 24. Juli 2025

Die „Zeit“ als grüne PR-Maschine: Journalismus oder Kampagne?

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Juli 24, 2025
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Vorab ein Geständnis: Ich habe selbst schon einmal für die „Zeit“ gearbeitet. Ein Redakteur des neugegründeten „Ressort Z“ der „Zeit“ machte vor zehn Jahren sogar vage Hoffnung, dass ich öfter schreiben oder gar einer der zehn neuen Ressort-Redakteure werden könne – ihm habe ein Artikel von mir über die „Homo-Ehe“ in der „taz“ besonders gut gefallen.

Tatsächlich wurde ein umfangreicher Text für das „Ressort Z“ beauftragt, der scheiterte dann aber an den beiden Leiterinnen des Ressorts, die sich regelrecht empörten, mein Artikel sei zu frauenfeindlich. Ironie der Geschichte, ich hatte über die sportlichen Cross-Fit-Exzesse meiner Frau geschrieben, wir sind nach über dreißig Jahren immer noch zusammen. Später habe ich den Artikel dann im Magazin von Tichys Einblick veröffentlicht.

Was muss man zehn Jahre danach mitbringen, um für die „Zeit“ zu schreiben? Redakteur Johannes Böhme hat einmal ein paar Wochen lang mit dem neuen grünen Parteichef Felix Banaszak in einer WG gewohnt. Das reicht der „Zeit“ jedenfalls als Eintrittskarte für eine seitenlange Personal-Begleit-Story Inside Banaszak. Oder anders: Die „Zeit“ markiert hier einen neuen Tiefpunkt des regierungsnahen etablierten Journalismus; der Text wird einer halben Million Follower auf X wie folgt angepriesen:

„Felix Banaszak ist 35, Grünen-Chef und kennt die harte Seite des Lebens. Was macht Politik aus einem wie ihm? Fragt sich unser Reporter, der mit ihm in einer WG wohnte. #red“

Ausgerechnet der alte WG-Kumpel schreibt also einen Text, der einen weithin unbekannten neuen Grünenchef als harten Hund bekannt machen soll. Schamloser geht’s kaum, alle Dämme gebrochen, Journalismus kann weg, der Redakteur als politischer Kampagnenmacher – Sprungbrett Pressesprecher.

Schauen wir direkt mal, wo Felix Banaszak die harte Seite des Lebens kennengelernt haben soll. Hat er jahrelang im Stahlwerk gearbeitet, ist er als Steiger unter Tage tätig gewesen oder wurde er als Kriegsreporter im Schützengraben verschüttet? Nichts davon ist seiner Vita zu entnehmen, wir sehen nur den klassischen grünen Politiker mit ein paar nachgereichten Soros-finanzierten Ausflügen in die sogenannte Zivilgesellschaft, aber dazu gleich mehr.

Der heute 36-jährige Banaszak leistete Zivildienst in der Altenpflege, studierte bis zum Bachelor of Arts Sozial- und Kulturanthropologie und Politikwissenschaft – ansonsten alles blütenweiß, nichts außer Berufspolitik. Man kann sagen, Banaszak ist ein Steuergeld-Nomade: Vom Studium bis zum Abgeordneten ließ und lässt er sich von jenen Deutschen bezahlen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie ihre Hände schmutzig machen.

Der WG-Kumpel der „Zeit“ versucht den Spagat mit der Herkunft des Grünen. Eine Bildunterschrift wird dem Objekt der Begierde angehängt als wohl dünnstes Alibi der Mediengeschichte: „Als Kind hat er eine Zeit lang im Arbeiterstadtteil Duisburg-Meiderich gewohnt“.

Ein Artikel, wie eine grüngefärbte homoerotische Hommage an einen ehemaligen WG-Mitbewohner. Ein paar wenige Zitate aus dem kilometerlangen Text können das ganze Desaster dieses Gefälligkeitsjournalismus nur ansatzweise beschreiben:

„Mein Eindruck war damals, dass er jemand war, der nicht so beschwert war von sich selbst wie andere; wie ich. Es fiel ihm leicht, gemocht zu werden. Er wirkte nie müde, obwohl seine Tage so lang waren.“

„Er trug ein Lippenpiercing und saß im Wohnzimmer einer WG in der Pohlstraße in Berlin. Ich war sein neuer Mitbewohner.“

„Nach mehr als zehn Jahren (…) begegnete ich ihm im vergangenen Frühjahr per Zufall in einem Berliner Supermarkt.“

„Nach Banaszaks Rede erhob sich der gesamte Saal, 3.800 Menschen standen auf und klatschten im Stehen.“

„Banaszak steckt sich seine Kopfhörer in die Ohren und hört die Stimme seiner Tochter. Für einen Moment scheint er zu vergessen, wo er ist. Er starrt an die Decke des Waggons, die Augen aufgerissen, und macht seufzende Geräusche, die irgendwo zwischen Verzückung und Verzweiflung liegen.“

Und als wäre das alles noch nicht triefend genug, macht der schockverliebte „Zeit“-Redakteur Johannes Böhme den Chef der Grünen gleich mal zur Wiedergeburt Jesu persönlich:

„Als ich Felix Banaszak mittags vor seinem Wahlkreisbüro treffe, sind die Schatten unter seinen Augen so dunkel, als schaue er mich aus einem dieser Caravaggio-Gemälde über die Leiden Christi heraus an.“

Das ist schwer auszuhalten. Da muss man sich ablenken, recherchiert noch am Werdegang des Grünen und stolpert über zwei Jahre Tätigkeit im Vorstand eines „Instituts Solidarische Moderne“ von 2014 bis 2016. Um zu erfahren, nach welchem Rezept der Grüne von wem gebacken wurde, ist das allerdings eine interessante Station. Dümpelte es zuvor mit der Politik noch etwas, nahm sie anschließend richtig Fahrt auf. Zur Bundestagswahl 2017 kandidierte Banaszak erstmals für die Grünen im Wahlkreis Duisburg II.

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Was ist das 2010 gegründete „Institut Solidarische Moderne“ (ISM)? Zusammengefasst handelt es sich hier um eine jener Institutionen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Demokratie auszuhöhlen, indem man die sogenannte Zivilgesellschaft einer politischen Ideologie unterwirft und von dort aus die demokratischen Institutionen unterwandert und bis in die Parlamente Einfluss ausübt.

Das ISM beschreibt diesen Vorgang sogar ganz unverblümt selbst:

„Das Institut Solidarische Moderne ist eine Denkfabrik und Plattform für solidarische Politikkonzepte. Wir entwickeln diese Konzepte im Dialog zwischen Parteien, Bewegungen, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Das ist für uns Crossover: Grenzen zwischen gesellschaftlichen Teilbereichen überwinden und gemeinsam an linken Ideen für eine solidarische Gesellschaft von morgen arbeiten.“

Die Arbeit für diese Institution stand am Anfang des eigentlichen Karrieresprungs des Felix Banaszak. Diese Denkschule prägte die DNA des neuen grünen Co-Parteichefs. Zu den Gründungsmitgliedern des Instituts Solidarische Moderne gehört auch die Linkspolitikerin Katja Kipping. Hier läuft rückblickend alles zusammen.

Eine Online-Enzyklopädie schreibt über das ISM:

„Der eigene Anspruch des Instituts besteht darin, unabhängig von Parteipolitik agieren zu können.“

Was ist aus dem Institut geworden? Hier gibt ein Blick auf die Förderung einen Hinweis. Ausschließlich finden sich hier Unterstützungen der Open Society Foundations (OSF) von George Soros.

Die Foundation steht aus verschiedenen Gründen in der Kritik. Hauptkritikpunkte sind die Finanzierung linker politischer Anliegen, der Einfluss auf politische Prozesse in verschiedenen Ländern, eine Intransparenz und die Anschuldigung, die Organisation destabilisiere gezielt Regierungen und versuche, globale Politik zu beeinflussen.

Die Neue Zürcher Zeitung fragte Mitte 2023 mit hochgezogener Augenbraue:

„Milliardäre, die sich in die Politik einmischen, sind Journalisten verdächtig. Warum ist das im Fall von George Soros anders?“

Auf scharfe Kritik stieß das ISM unter anderem bei Hermann Gröhe (CDU) und Christian Lindner (FDP); Gröhe bewertete die Gründung als „nichts anderes als ein Versuchslabor für rot-rote Experimente“.

Die „Zeit“ will einen weithin unbekannten neuen grünen Parteichef ins Gespräch bringen. Und einer ihrer Redakteure hat mal mit Banaszak in der WG-Küche gekifft oder was auch immer.

Auf der Meta-Ebene wird weniger gekifft, da wird eine weitere linke NGO, das „Project Syndicate“, gleichzeitig von der „Zeit“-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Open Society Institute von George Soros finanziert.

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Author:
Alexander Wallasch

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