Manchmal sind es einzelne Bilder, die in der Geschichte symbolisch für einen Wendepunkt stehen. Sie erfassen mit einer einzigen Momentaufnahme, was ganze Analysen nicht zu greifen vermögen. Denken wir an das „Napalm-Mädchen“ aus dem Vietnamkrieg, das zu einem Symbol für die Grausamkeit des Konflikts wurde. Oder an die Bilder vom Fall der Berliner Mauer, die die Euphorie einer ganzen Generation einfingen. Oder an das Foto eines einsamen Demonstranten vor einem Panzer auf dem Platz des Himmlischen Friedens, das die Welt für die Gewalt gegen friedliche Proteste sensibilisierte. Ein weiteres Beispiel ist das Bild von Alan Kurdi, dem syrischen Flüchtlingskind, das ertrunken an einem Strand lag und eine globale Diskussion über Flüchtlingspolitik entfachte. Nun haben wir ein anderes Bild vor uns – das selbstgefällige und inszenierte Fröhlichkeits-Selfie einer Gruppe grüner Politiker vor der Kulisse einer Demonstration. Und auch dieses Bild hat das Potenzial, Geschichte zu schreiben – allerdings aus ganz anderen Gründen.
Das Foto zeigt gut gelaunte Politiker, die sich lachend und posierend in Szene setzen. Der Anlass? Eine Demonstration gegen rechts – oder, um es knallhart auf den Punkt zu bringen, eine „Wir-wollen-dass-sich-nichts-ändert-Anti-Oppositions-Demo“. Nur wenige Tage zuvor wurde ein zweijähriges Kind brutal von einem Asylbewerber erstochen, ebenso wie ein Mann, der mutig eingriff. Statt des gebotenen Innehaltens und einer ehrlichen Auseinandersetzung mit der politischen Verantwortung wirkt das Grinsen auf diesem Selfie wie ein Hohn auf die Opfer. Es ist ein Bild, das entlarvt.
Die Symbolkraft des Moments
Dieses Bild steht exemplarisch für den Zustand einer politischen Kaste, die sich zunehmend von der Bevölkerung entfremdet hat. Es zeigt eine Elite, die sich in ihrer moralischen Selbstüberhöhung sonnt und jeden Realitätssinn verloren zu haben scheint. Diese Inszenierung, dieses zur Schau gestellte Grinsen – es ist mehr als nur eine Geschmacklosigkeit. Es ist eine Verhöhnung der Opfer und ihrer Angehörigen. Zudem ist es ein Zeichen von Empathielosigkeit. Und nicht nur das: Es offenbart auch eine völlige Ignoranz darüber, welche Reaktion in solch einer Situation angemessen wäre. Diese fehlende Verbindung zu menschlichen Grundwerten wie Respekt und Mitgefühl zeigt, wie tief die Entfremdung zwischen dieser politischen Kaste und der Realität des Lebens vieler Menschen reicht. Und es ist ein Sinnbild für die tiefe Spaltung zwischen denen, die regieren, und denen, die die Konsequenzen dieser Politik tragen.
Wie so oft in der Geschichte erspart das Bild lange Analysen, um zu verstehen, was hier passiert. Die Diskrepanz zwischen der selbstzufriedenen Inszenierung und den realen Problemen im Land springt jedem ins Auge. Doch was macht dieses Bild so besonders? Warum fühlen sich so viele Menschen davon abgestoßen? Warum löste das Bild eine Lawine der Empörung in den sozialen Medien aus? Vielleicht, weil es in seiner Obszönität so unverblümte Wahrheiten über den Zustand unserer politischen Kultur offenbart.
Der historische Kontext: Wenn Bilder zu Symbolen werden
Bilder wie dieses haben in der Geschichte oft eine besondere Rolle gespielt. Sie sind wie Brenngläser, die Entwicklungen verdichten und sichtbar machen. Wie bereits oben dargestellt am Beispiel des „Napalm-Mädchen“ von 1972 oder des toten Flüchtlingskindes am Strand, ohne dass die Politik der völlig kontrollfreien Grenzöffnungen durch Angela Merkel 2015 kaum denkbar gewesen wäre. Doch es gibt auch Bilder, die für Dekadenz und moralischen Verfall stehen. Dieses Selfie gehört zweifellos in letztere Kategorie.
Die Aufnahme erinnert unweigerlich an das Bild von Armin Laschet, der 2021 während eines Besuchs bei den Opfern der Ahrtal-Katastrophe lachend gefilmt wurde. Damals waren sich viele einig, dass dieses Bild entscheidend dazu beigetragen hat, dass er das Rennen um die Kanzlerschaft verlor. Das Thema wurde von den Medien geradezu ins Extreme aufgeblasen und wochenlang zum Skandal stilisiert. Auch dieses Grinsen wurde als Symbol für Empathielosigkeit und die Abgehobenheit der politischen Elite wahrgenommen. Die Parallelen zum aktuellen Bild der Grünen könnten kaum deutlicher sein. Doch während Laschet medial regelrecht zerlegt wurde, könnte Rot-Grün dank seiner Kontrolle über die Medien verhindern, dass zu viele Menschen von dieser Obszönität erfahren. Könnte dieses Selfie der Grünen dennoch ihr „Laschet-Moment” sein? Ein Wendepunkt, der ihre Glaubwürdigkeit nachhaltig beschädigt und einen politischen Preis fordert?
Die Demonstration selbst war bereits Gegenstand scharfer Kritik. Zu Recht. Dass sie indirekt von der Regierung als Reaktion auf eine tödliche Messerattacke auf Kleinkinder initiiert wurde und nicht etwa das Gedenken oder eine politische Diskussion Priorität hatten, zeigt, wie weit entfernt die politische Klasse von den Sorgen der Bevölkerung ist. Doch dieses Bild treibt die Symbolik auf die Spitze. Es ist nicht nur empathielos, sondern wirkt wie eine Provokation.
Noch absurder wird es, wenn man bedenkt, dass es nur größere Demonstrationen gegen rechts gibt – also gegen jene, die sich gegen Gewaltimport positionieren – während gegen den Gewaltimport selbst keine nennenswerten Proteste stattfinden. Das zeigt, wie verzerrt die Prioritäten gesetzt werden. Ein solches Verhalten wirft Fragen über den Zustand einer Gesellschaft auf, in der narzisstische und empathieunfähige Persönlichkeiten scheinbar dominieren. Es zeigt, wie weit entfernt manche Entscheidungsträger von den grundlegenden menschlichen Werten sind.
Die Tragödie hinter der Inszenierung
Der Kontext macht die Aufnahme unerträglich. Drei Tage vor diesem Foto starben zwei Menschen. Ein zweijähriges Kind, brutal erstochen von einem Mann, der in diesem Land Schutz suchte. Ein Held, der sein Leben riskierte, um ein Kind zu retten und selbst getötet wurde. Zwei Kinder wachsen plötzlich ohne ihren Vater auf. Und während das Land noch trauert, posiert eine Gruppe Politiker lachend vor einer Menschenmenge. Dieses Bild sagt: „Weiter wie bisher. Wir haben nichts zu hinterfragen.“ Diese Reaktion offenbart nicht nur Gleichgültigkeit, sondern auch ein erschreckendes Fehlen von Bewusstsein dafür, wie menschliche Empathie und Anteilnahme in solch tragischen Momenten erwartet werden. Es scheint, als ob in diesen Kreisen weder der Schmerz der Opfer noch die angemessenen gesellschaftlichen Konventionen eine Rolle spielen.
Anabel Schunke bringt es treffend auf den Punkt: „Diese Menschen spucken auf die Opfer ihrer tödlichen Politik. Das sind nicht die Guten. Das ist der Abschaum Deutschlands.“ Diese Worte mögen hart klingen, aber sie fangen die Wut und das Gefühl vieler Menschen ein, die sich von dieser politischen Elite verhöhnt fühlen.
Fazit: Ein Bild, das Hoffnung geben könnte
Dieses Selfie ist mehr als eine geschmacklose Momentaufnahme. Es ist ein Symbol für die Abgründe unserer politischen Kultur. Es zeigt, wie weit die Schere zwischen einer selbstzufriedenen Elite und einer wütenden Bevölkerung auseinandergeht. Vielleicht wird dieses Bild eines Tages als Wendepunkt gesehen – als der Moment, in dem vielen klar wurde, dass etwas fundamental schiefläuft. Auch wenn meine Hoffnungen auf eine grundlegende Änderung nicht allzu groß sind, bringt dieses Bild zumindest einen Funken Hoffnung. Es ist zu dreist, um keine Reaktion hervorzurufen. Und jeder kann etwas tun: Wer hier mitliest und Freunde, Bekannte oder Kollegen hat, die noch im Tiefschlaf sind, kann ihnen dieses Foto zeigen. Bilder haben die Kraft, Debatten anzustoßen, Denkprozesse in Gang zu setzen und Geschichte zu schreiben. Warum sollten wir ausschließen, dass dieses Bild genau der Weckruf ist, den unser Land so dringend braucht?
Dieses Bild ist schwer erträglich – es steht für eine Obszönität, für die man keine Worte mehr findet. Es zeigt die Abgründe einer politischen Kaste, die sich selbst für eine Elite und für moralisch haushoch überlegen hält, aber jeden Anstand und jede Moral verloren hat. https://t.co/jbxzBdV2h1
— Boris Reitschuster (@reitschuster) January 25, 2025
Herr Merz, ist Ihnen die Brandmauer wichtiger als die Bürger? Sie könnten sofort Leben retten!
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Bild: Screenshot Youtube
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