Bei Möbeln sparen Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland offensichtlich besonders. Die deutsche Möbelindustrie rechnet in diesem Jahr nominal mit einem Umsatzrückgang von 7 bis 9 Prozent. Das teilte der Geschäftsführer des Branchenverbandes VDM, Jan Kurth, mit. Preisbereinigt werde das Minus noch höher ausfallen.
Im ersten Halbjahr setzten die Unternehmen trotz gestiegener Preise mit 8,3 Milliarden Euro fast 10 Prozent weniger um als im Vorjahr. Deutliche Einbußen gab es sowohl in der Küchenmöbelindustrie als auch bei Polstermöbeln. Hauptursache ist und bleibt das schlechte Konsumklima in Deutschland. Besserung ist nicht in Sicht. Im August ist der von den Marktforschern von GfK und NIM erhobene Konsumklimaindex deutlich gesunken.
Betten 21 Prozent teurer als 2020
Neben der Kaufzurückhaltung beklagen die Möbelhersteller gestiegene Kosten für Personal und Energie, wie aus einer Verbandsumfrage hervorgeht. Die Rohstoffpreise, die sich in den Vorjahren stark erhöht hatten, haben sich auf hohem Niveau stabilisiert. Dies spüren die Kunden. Laut Statistischem Bundesamt sind Möbel deutlich teurer als vor vier Jahren. Betten kosteten im Juli 2024 demnach knapp 21 Prozent mehr, Polstermöbel gut 16 Prozent. Die Preisdynamik habe sich abgeschwächt, moderate Preiserhöhungen seien jedoch nicht auszuschließen, sagte VDM-Geschäftsführer Kurth. Sorgen bereitet weiterhin der stockende Wohnungsneubau.
Kurth ist dennoch optimistisch. «Wir gehen davon aus, dass die Branche die Talsohle durchschritten hat», sagte er. Anlass zur Zuversicht bieten demnach das leicht verbesserte Geschäftsklima sowie die vielfach steigenden Reallöhne. Asiatische Shoppingportale wie Temu oder Shein machen der Branche nach eigenen Angaben keine Probleme. Diese spielten beim Möbelkauf in Deutschland keine Rolle, heißt es. Ein Großteil der Möbel werde im stationären Möbelhandel erworben. Etwa die Hälfte der hierzulande verkauften Produkte stammt aus dem Ausland.
Privater Konsum fließt vermehrt in Reisen
Bereits im vergangenen Jahr waren die Umsätze der Möbelhersteller zurückgegangen. Wegen der schwierigen Situation nutzen viele Unternehmen das Instrument der Kurzarbeit. Im August wurde dies von 38 Prozent der befragten Betriebe beantragt. Sinnbildlich für die Situation stehen die Pleiten namhafter Unternehmen. Der bekannte Möbelhersteller Hülsta stellte zum 1. Juni den Betrieb ein. Der Möbelhändler Opti-Wohnwelt stellte kürzlich ebenso einen Insolvenzantrag wie der Hersteller Schröder.
Christoph Lamsfuß vom Handelsforschungsinstitut IFH sieht mehrere Gründe für die Krise: «Nach den Investitionen in die eigenen vier Wände in den Pandemiejahren folgt nun der Umsatzrückgang für die Möbelbranche. Private Investitionen fließen seit dem Ende der Pandemie wieder vermehrt in Reisen», sagte der Branchenexperte. Immerhin seien die Reallöhne zuletzt stark gestiegen. Dies werde sich positiv auf den Konsum auswirken.
Die Möbelindustrie ist zuletzt erneut geschrumpft. Aktuell gibt es 417 Betriebe, im Vorjahr waren es 431. Die Zahl der Beschäftigten ist von 75.300 auf 71.841 gesunken.
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