Von Ekaterina Quehl
Der Anschlag in Magdeburg, bei dem sechs Menschen getötet und mehr als 300 verletzt wurden, wird als rechtsextremistische Tat eingestuft. Nur wenige Tage nach den grausamen Taten in Aschaffenburg und Schwerte folgen Demonstrationen gegen den Rechtsruck. Währenddessen werden Täter von den Medien zu Opfern gemacht, indem ihre brutalen Taten als Folge traumatischer Erlebnisse dargestellt werden. Eine Journalistin bezeichnet ein grausames Verbrechen, bei dem ein zweijähriges Kind getötet wurde, als „interessant“ und „spannend“. Die Grünen posten ein obszönes Selfie, auf dem sie alle fröhlich lächeln. Vergewaltiger werden ebenfalls zu Opfern stilisiert und Verbrecher werden auf freien Fuß gesetzt. Gleichzeitig erleben Menschen, die politische Kritik äußern, Hausdurchsuchungen. Das ist das Land, in dem wir heute leben.
Wäre es nicht selbstverständlich, nach der Tat in Magdeburg zunächst zu trauern, die Opfer zu würdigen und die Verbrecher hinter Gitter zu bringen? Und wäre es nicht ebenso selbstverständlich, das Gleiche nach den grausamen Ereignissen in Aschaffenburg und Schwerte zu tun? Doch warum handeln Politik und Medien nicht so, wie es für die Mehrheit der Menschen selbstverständlich wäre? Stattdessen entsteht der Eindruck, dass sie nicht nur keine Empathie empfinden können, sondern auch tatsächlich nicht wissen, was bei solchen Taten zu fühlen wäre. Das ist erschreckend.
Empathie ist ein Gefühl, das bei psychisch gesunden Menschen nahezu reflexiv entsteht, wenn wir Leid oder tragische Ereignisse wahrnehmen – sei es der Tod eines Kindes, das Schicksal eines Unfallopfers oder die Trauer der Hinterbliebenen eines Terroranschlags. Diese emotionale Reaktion basiert auf tief in unserem Gehirn verankerten Mechanismen, insbesondere den Spiegelneuronen, die uns das Leid anderer nachempfinden lassen. Doch Empathie ist mehr als eine rein biologische Reaktion: Sie ist der Ausdruck unserer menschlichen Verbindung und ein unverzichtbarer Bestandteil unseres sozialen und moralischen Miteinanders.
Wenn Menschen Empathie verspüren, aber sehen, dass Medien und Politik diese nicht zeigen und nicht teilen, entsteht ein Gefühl von Ohnmacht und Isolation. Sie erleben, dass ihre eigenen emotionalen Reaktionen nicht reflektiert oder ernst genommen werden. Das führt zur Frustration und einem Vertrauensverlust. Mit der Zeit können sie das Gefühl entwickeln, dass Mitgefühl in der Gesellschaft keinen Platz mehr hat. Die Diskrepanz zwischen ihren eigenen Gefühlen und den empathielosen Reaktionen auf die Ereignisse in Politik und Medien führt nicht nur zu inneren Konflikten. Sie schwächt die ohnehin schon beeinträchtigte Verbindung zwischen den Bürgern und dem Staat, die auf gemeinsamen Werten basieren sollte, noch weiter.
Wenn Empathie von Politik und Medien instrumentalisiert oder selektiv gezeigt wird, verliert sie ihren verbindenden und moralischen Wert. Die Gesellschaft spaltet sich, da Empathie nicht mehr als universelles menschliches Gefühl wahrgenommen wird, sondern als Mittel zur Durchsetzung bestimmter Interessen. Menschen beginnen, zu verstehen, dass echtes Mitgefühl durch Kalkül ersetzt wurde, und dies schwächt massiv den sozialen Zusammenhalt. Eine Gesellschaft, in der Empathie manipuliert wird, riskiert, Gleichgültigkeit gegenüber echten Tragödien zu normalisieren und Mitgefühl als Schwäche zu betrachten.
So ironisch wie ich bin, dachte ich mit meinem russischen schwarzen Humor, dass man das Thema „Empathielosigkeit“ aufgreifen könnte und überlegte, dass es eigentlich eine Art „Marktnische“ in der deutschen Gesellschaft sein könnte. Wie wäre es mit einem Empathie-Training für Politiker oder Empathie-Coaching für Journalisten? Wie wäre es mit wissenschaftlichen Artikeln oder Büchern wie „Empathie lernen“? Ist der Gedanke rebellisch? Leider nicht. Bereits nach einer kurzen Google-Recherche kamen zahlreiche Ergebnisse zum Thema „Empathie lernen“ zutage.
So lehrt uns die Techniker Krankenkasse in ihrem Beitrag „Empathisch sein: Warum Mitgefühl so wichtig ist“, dass man durch „einfache Tricks“ seine Fähigkeiten, „empathisch zu denken und zu handeln“, ausbauen könne. Geo.de erklärt in dem Artikel „Wie sich Empathie erlernen lässt und weshalb die Fähigkeit so wichtig ist“, dass „Empathie als Schlüssel zum Erfolg in vielen Lebensbereichen“ gilt. Private Empathie-Coaches geben Tipps, wie man emotionale Intelligenz und Mitgefühl erlernen kann, um diese dann für die eigene Karriere oder persönliche Selbstoptimierung zu nutzen. Und auf Amazon gibt es unzählige Bücher dazu. Mit anderen Worten: Es existiert ein ganzer Markt zum Thema „Empathie lernen“.
Welch eine traurige Ironie. Ein Gefühl, das psychisch gesunde Menschen aufgrund bestimmter Mechanismen im Gehirn reflexiv, also automatisch, verspüren sollten, wird zu einer Ware gemacht, die man erwerben kann, um sie für Karrierevorteile, gesellschaftlichen Einfluss oder persönliche Privilegien zu nutzen. Was sagt das über eine Gesellschaft aus, die aus Mitgefühl ein Werkzeug der Selbstvermarktung macht? Wenn Empathie zur Ware wird, was bleibt dann von ihrer ursprünglichen Funktion? Statt Menschen zu verbinden, wird sie instrumentalisiert, entmenschlicht und in ein Produkt verwandelt. Und wenn wir sie nur noch auf Knopfdruck „abrufen“ können, wird Mitgefühl dann noch echt empfunden? Oder bleibt es nur noch eine Maske, die wir aufsetzen, wenn es gerade nützlich erscheint?
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.
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