Koalitionsverträge sind eigentlich etwas für Staatsrechtler, Lobbyisten und Journalisten mit zu viel Freizeit. Doch der jüngste Entwurf der künftigen schwarz-roten Bundesregierung liest sich wie ein satirisches Drehbuch: voller Ideen, die so absurd sind, dass man sich fragt, ob der Bundestag künftig zur Außenstelle der „heute-show“ wird.
Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an: Deutschland bekommt mobile Schwimmcontainer. Kein Witz. Wo einst echte Schwimmbäder standen, sollen künftig Container mit Wasser stehen – wohl in der Hoffnung, dass Chlorgeruch allein ausreicht, Kindern das Rückenschwimmen beizubringen. Ob das wirklich zur sportlichen Höchstleistung führt oder nur zur feuchten Erkältung, bleibt offen. Immerhin: Wer es trotzdem zu Olympia schafft, darf seine Siegprämie steuerfrei behalten. Große Visionen fangen klein an.
Dann ist da noch die neue Fürsorge für die Blase: Gratis-Toiletten an Autobahnraststätten. Dass dieser Punkt unter „Arbeitsschutz“ und nicht etwa im Verkehrsressort steht, lässt tief blicken – offenbar haben sich hier nicht die Touristen, sondern die Lkw-Fahrer durchgesetzt. Der Bund pinkelt künftig also auf Gewerkschaftsbefehl. Positiver Nebeneffekt: Endlich eine politische Maßnahme, bei der sich wirklich niemand benachteiligt fühlen dürfte. Es sei denn, man arbeitet im mobilen Toilettenhäuschen.
Weniger lustig wird es bei der Suchtprävention – zumindest für Partygänger. Denn ein unscheinbarer Satz zum Thema „Alltagssüchte“ entlarvt Lachgas als künftiges Feindbild der Republik. Die Regierung will den Verkauf einschränken. Und ja, man nennt tatsächlich in einem Atemzug Lachgas und K.-o.-Tropfen. Wer also bei der nächsten WG-Party etwas aufdrehen will, sollte sich auf ernste juristische Gespräche mit der neuen Innenministerin gefasst machen.
Einige dieser Details, die schon fast kafkaesk anmuten, hat die „Welt“ in einem lesenswerten Artikel zusammengetragen – leider hinter Bezahlschranke. Ich habe mir den Text dennoch angeschaut und fasse hier für Sie das Absurde zusammen.
Die Liste der Merkwürdigkeiten ließe sich fortsetzen: Ein Verbot für den anonymen Handel mit Haustieren. Eine EU-Strategie für Eiweißpflanzen. Und eine 20-Kilo-Grenze für Paketzusteller, die künftig keine Waschmaschinen mehr schleppen müssen, sondern nur noch den seelischen Ballast dieses Papiers.
„Verantwortung für Deutschland“ heißt der Vertrag. 146 Seiten dick ist das Werk – exakt zwei mehr als der Koalitionsvertrag der Ampel von 2021. Warum? Weil wir in Deutschland sind. Hier wird nicht nur jeder Toilettengang reguliert, sondern auch jede Fußnote politisch abgesegnet. Diese Detailversessenheit ist so typisch deutsch, dass es fast schon wieder liebenswert ist – oder eben irre. Es fehlt nur noch, dass man die Temperatur regelt.
Aber Moment – das tun sie ja längst in Berlin. Nicht in den Containern, sondern global. Man nennt es Klimapolitik.
Ob das alles am Ende besser wird? Man weiß es nicht. Und ehrlich – man ahnt nichts Gutes. Aber zumindest wird es nicht langweilig. Und dafür allein hätte der Vertrag einen Preis verdient. Vielleicht einen steuerfreien.
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