In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der spanischen Nachrichtenagentur „Europa Press“ sprach de Guindos zwar von einer derzeit „enormen Unsicherheit“, und dass die Notenbank bei ihren Entscheidungen „umsichtig“ vorgehen müsse. Allerdings machte der EZB-Vize auch deutlich, dass im September mehr Informationen zur Verfügung stünden, insbesondere neue markroökonomische Prognosen. „Datenmäßig ist der September ein viel günstigerer Monat für Entscheidungen als der Juli“, sagte er.
Im Juni hatte die EZB erstmals seit der großen Inflationswelle die Leitzinsen wieder gesenkt. Bei der Zinsentscheidung in der vergangenen Woche hatte die Notenbank die Zinsen unverändert belassen und frühere Aussagen bekräftigt, dass weitere Entscheidungen von der Entwicklung der Konjunkturdaten abhängig seien. An den Finanzmärkten wird mit zwei weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr gerechnet, wobei eine Zinssenkung im September mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 80 Prozent erwartet wird.
Noch brauche die EZB mehr Zuversicht, dass die Inflation in der Eurozone Ende 2025 bei der anvisierten Zielmarke von mittelfristig zwei Prozent liege, sagte de Guindos. „Das ist die Schlüsselfrage“, so der Notenbanker. Zuletzt hatte sich die Teuerung in der Eurozone tendenziell abgeschwächt. Im Juni lag die Inflationsrate bei 2,5 Prozent.
De Guindos verwies allerdings auf die Teuerung im Bereich Dienstleistungen, die bei den Währungshütern im Fokus der Überlegungen stehe. „Die Inflation im Dienstleistungssektor liegt bei 4,1 Prozent, und dieser Teil der Inflation ist derzeit am schwierigsten zu senken“, sagte er.
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