Die vormalige Ampel-Regierung habe das geplante Modernisierungspaket nicht realisiert, deswegen sei auch die Verkehrswende gescheitert, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann nach einer Sitzung des VDV-Präsidiums in Dresden.
Verkehrsunternehmen bundesweit unter Kostendruck
Heute stünden die Verkehrsunternehmen bundesweit unter Druck. Die Corona-Pandemie habe zu einem Einbruch bei den Fahrgastzahlen geführt, der Ukraine-Krieg zu einer massiven Steigerung der Kosten. Damit sei die Schere zwischen Kosten und Erlösen dramatisch auseinandergegangen, betonte Wortmann. Der Corona-Rettungsschirm habe das Problem überdeckt, er laufe 2025 aber aus.
Im schlimmsten Fall Abbestellungen und Taktreduzierungen
Laut Wortmann haben Verkehrsunternehmen deutschlandweit das Problem, Angebote nicht mehr ausdehnen zu können. Man müsse eher kämpfen, die bisherigen zu erhalten. „Im schlimmsten Fall gibt es eben auch Abbestellungen oder Taktreduzierungen.“ Die Debatte um die in Dresden geplanten Kürzungen bei den Verkehrsbetrieben sei deshalb in ganz Deutschland verfolgt worden.
Wortmann, der auch Vorsitzenden der Geschäftsführung der Münchner Verkehrsgesellschaft und Geschäftsführer Mobilität der Stadtwerke München ist, verwies auf die Lage in Bayerns Landeshauptstadt. München habe einen sehr soliden Haushalt, stehe aber inzwischen auch vor finanziellen Problemen. Wenn man hier ein Verkehrsangebot ausdehnen wolle, müsse das Angebot an einer anderen Stelle gekürzt werden.
VDV-Chef für dauerhafte Finanzierung des Deutschlandtickets
Der VDV-Präsident sprach sich für eine dauerhafte Finanzierung des Deutschlandtickets aus und hält es für richtig, den Preis maßvoll immer wieder ein Stück zu erhöhen. Zugleich sollte es gezielt weiterentwickelt werden. Wortmann geht davon aus, dass viele Unternehmen ihre Jobtickets auf das Deutschlandticket umstellen würden, wenn ihnen klar ist, dass es dauerhaft bleibt.
„Ich glaube, der Beibehalt des Deutschlandtickets zu einem anständigen Preis ist ein guter Beitrag, Menschen zu entlasten“, sagte Wortmann. Im Raum München hätten Menschen vorher mehr als 100 Euro für die Monatskarte bezahlt, nun seien es noch 58 Euro. „Wir haben auch festgestellt, dass der größte Zuwachs beim Verkauf von Deutschlandtickets bei Menschen mit niedrigem Einkommen lag. Insoweit ist das auch ein gutes Mittel der Sozialpolitik.“
Deutschlandticket führt zunehmend zum Verzicht auf Autofahrten
Wortmann erwähnte noch einen anderen Aspekt. Marktforschungen würden inzwischen zeigen, dass Leute zunehmend auf das Auto verzichten. Auf diese Weise gebe es CO2-Einsparungen. „Ich finde, es ist wesentlich klüger, Geld zum Beispiel in das Deutschlandticket oder in das ÖPNV-Angebot zu stecken, als Strafzahlungen zu leisten, wenn man die Klimaziele nicht erreicht.“
Man brauche Verlässlichkeit, um Dinge mal abarbeiten können, sagte Wortmann. Bei den langen Investitionszyklen von Verkehrsunternehmen könne es nicht heißen „rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“. Schließlich kaufe man Fahrzeuge mit Abschreibungsdauern von über 25 Jahren. „Deswegen brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen und auch für das Deutschlandticket.“
Verbandschef verlangt erneute Förderung von Elektrobussen
Als Beispiel für Verlässlichkeit nannte Wortmann auch die Förderung von Elektrobussen. Die Politik habe deren Anschaffung früh eingefordert, als E-Busse noch im Entwicklungsstadium waren. Die Busse seien bei den Investitionskosten aber etwa doppelt so teuer wie Diesel-Busse. Als der Bund dann die Förderung ausgesetzt habe, sei man in ein Loch gefallen.
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