• 27. Mai 2025

Der US-Elektroautopionier von Elon Musk leidet in Europa weiter unter schwachen Verkäufen und wird hier erstmals vom chinesischen Rivalen BYD düpiert.

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Mai 27, 2025
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Der US-Elektroautobauer Tesla kann den Aufschwung am europäischen Elektroautomarkt weiter nicht für sich nutzen. Im April setzte es einen weiteren herben Dämpfer für die Firma des umstrittenen Firmenchefs Elon Musk. Erneut stürzten die Neuzulassungen in der Europäischen Union ab, diesmal um mehr als die Hälfte, wie aus Daten des europäischen Herstellerverbands Acea hervorgeht. Nach den ersten vier Monaten des Jahres muss Tesla ein Minus von gut 46 Prozent auf nur noch 41.677 Autos verkraften.

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Der EU-Automarkt insgesamt tritt zwar in diesem Jahr bislang auf der Stelle, doch gerade bei den Elektroautos zieht er nach der Schwäche im Vorjahr wieder kräftig an. In den ersten vier Monaten entfielen 15,3 Prozent der Neuzulassungen in der EU auf reine Batterieautos, ein Jahr zuvor waren es nur 12 Prozent gewesen. In Stückzahlen betrug das Wachstum über ein Viertel.

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VW verdoppelt E-Auto-Ausliferungen

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Tesla kommt zusehends unter Druck in einem Markt, für den der umstrittene Unternehmer Musk mit der sogenannten Gigafabrik in Grünheide vor den Toren Berlins seine Zelte aufschlug und dafür Milliarden investierte. Nicht nur kommt Volkswagen mit seinen Elektroautos mittlerweile auf Touren und fährt Tesla meilenweit voraus – der Wolfsburger Konzern konnte die Auslieferungen reiner Elektrofahrzeuge in Europa im ersten Quartal mehr als verdoppeln. 

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Auch der chinesische Elektro-Weltmarktführer BYD („Build Your Dreams“) sitzt Musk im Nacken – mehr noch: Er hat ihn in Europa bei reinen Elektroantrieben (BEV – battery electric vehicles) nun überholt. Nach Daten der Marktforscher von Jato Dynamics war es im April erstmals so weit. 

BYD aus China zieht an Tesla vorbei

In den Zahlen von Jato – die 28 Länder umfassen statt nur die EU – landete BYD im April mit 7.231 Autos hauchdünn vor Tesla mit 7.165 Autos. Jato-Analyst Felipe Munoz sprach trotz des geringen Vorsprungs von einem „Wendepunkt“ für den europäischen Automarkt, vor allem, da Tesla den Markt seit Jahren anführe und BYD erst spät richtig losgelegt habe.

BYD greift derzeit stark auf Eigenzulassungen der Händler und Verkäufe an Autovermieter zurück, wie Daten des Kraftfahrtbundesamts für Deutschland zeigen, den größten Automarkt in der EU. In den ersten vier Monaten gingen hierzulande von 2.791 neu zugelassenen BYD-Modellen nur knapp 12 Prozent an private Halterinnen und Halter. 

Zwar macht der Absatz an Firmen in Deutschland generell den Löwenanteil der Zulassungen auch bei anderen Autobauern aus. Allerdings ist der Anteil von Privatkäufern bei BYD sehr niedrig: Mercedes etwa kommt auf fast 37 Prozent, die Marke VW Pkw auf rund 26 Prozent.

BYD, Nio und Xpeng in Deutschland wenig gefragt

Generell liegt BYD in Deutschland mit seinen Verkäufen bislang auf einem niedrigen Niveau. Das geht auch anderen Anbietern wie Nio und Xpeng nicht anders. Wie Branchenanalyst Matthias Schmidt von Schmidt Automotive Research erklärt, haben es die chinesischen Hersteller insgesamt aber zunächst vor allem auf Großbritannien, Spanien und Italien abgesehen – und fahren mit dieser Strategie auch gut. 

In Großbritannien gilt es wegen der nicht so großen heimischen Konkurrenz als einfacher für Newcomer, einen Platz im Markt zu finden. Das zeigt sich auch in historischen Daten des Marktes, sagt Experte Schmidt. Und in Spanien und Italien finden günstige Autos ohnehin mehr Anklang bei den dort preisbewussten Käufern, erläutert der Fachmann. In Westeuropa sei im ersten Quartal fast jedes 20. neue Auto ein chinesisches gewesen, analysiert er. Das ist ein fast doppelt so hoher Marktanteil wie vor zwei Jahren.

EU-Zölle bremsen Anbieter aus China 

Die Zölle aus Brüssel gegen importierte Elektroautos aus der Volksrepublik sind den Anbietern aus Fernost dabei allerdings in die Parade gefahren. Die EU-Kommission wähnte unlauteren Billigwettbewerb durch Subventionen aus Peking und erhob vergangenes Jahr Strafzölle, die je nach Hersteller variieren. Die Chinesen machen eine Tugend daraus: Zwei von drei Autos chinesischer Hersteller haben laut Schmidt mittlerweile mindestens einen Plug-in-Antrieb, enthalten also einen Verbrennungsmotor. Somit fallen sie nicht unter die erhöhten Zölle. 

Aber auch bei den Vollstromern wollen die Asiaten vorankommen. BYD stellte vergangene Woche seinen Elektrokleinwagen Dolphin Surf vor – ein Auto zum Einführungspreis von 19.990 Euro. Lange schon fordern etwa Politiker und nicht zuletzt die Käufer günstigere Elektroautos, damit sich die Elektromobilität auch bei den Normalverbrauchern ausbreitet. Das von VW angekündigte günstige Kleinwagenpendant „ID.Every1“ in dieser Preisklasse dürfte aber erst 2027 auf den Markt kommen.

Deutsche Hersteller mit starkem Image

Deutsche Hersteller profitieren aber auf ihrem Heimatmarkt und im Ausland von ihrem guten Ruf in Sachen Qualität. In einer aktuellen Befragung im Auftrag der Unternehmensberatung Bearingpoint in den USA, China, Frankreich und Deutschland liegen die deutschen Marken in jedem der vier Märkte beim Vertrauen in die Qualität vorne.

«Dazu trägt sicher auch bei, dass Kunden sich nicht sicher sind, ob es den Hersteller in ein paar Jahren noch geben wird und ob sie noch einen Ansprechpartner für Service und Reparaturen haben», sagt Manuel Schuler, globaler Leiter Automotive bei Bearingpoint. Ihr gutes Image verschaffe den deutschen Herstellern einen gewissen Aufschub im Konkurrenzkampf mit den Herausforderern gerade aus China», sagt Schuler. 

BYD will Service stärken

BYD komme mit großer Geschwindigkeit auch auf den deutschen Markt, sagte BYD-Topmanagerin Stella Li jüngst im ZDF-Interview. Sie kündigte weitere Verkaufssteigerungen in den kommenden Monaten an – und legt den Fokus auch auf die Sorge vieler deutscher Autofahrer: den Service nach dem Kauf. Der Preis sei zwar ein maßgebliches Kriterium. «Aber auch der Service danach ist sehr wichtig. Wir arbeiten daran, mehr Service-Werkstätten anzubieten, wir arbeiten dafür auch mit Dritten zusammen», sagte sie.

In Ungarn und der Türkei investiert der Elektroautoriese in eigene Produktionsstätten. «Wir sind wie andere Firmen offen dafür, auch anderswo zu investieren, auch in Westeuropa.» Im Fall von Deutschland ließ sie sich aber nicht in die Karten schauen: «Wir wissen es nicht.»

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Author: [email protected]

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