Ein Mann im Gefängnis. Nicht weil er jemanden betrogen hat. Oder verletzt. Oder gar getötet. Nein – er sitzt, weil er das Wort „Zigeunerschnitzel“ gesagt hat. Und „Negerkuss“. Und weil man das heute nicht mehr darf. Nicht einmal im Sketch. Nicht einmal als Figur. Nicht einmal als Satire.
Dieter Hallervorden hat mit seinem Auftritt in der ARD-Jubiläumssendung „75 Jahre ARD“ einen Nerv getroffen – und das im besten, aber auch im traurigsten Sinn. Sein Sketch war nicht nur eine Parodie auf Sprachzensur. Er war auch ein unfreiwilliger Lackmustest für das, was von Satire in diesem Land übriggeblieben ist.
Die Empörung kam prompt. Die Wortwahl „aus der Mottenkiste“, wie es der „Spiegel“ nannte. Ein „rassistischer Ausfall“, wie es bei der „Zeit“ hieß. Zuschauer empört, Medien nervös, das ARD-Statement halb verteidigend, halb entschuldigend. Und mittendrin: Ein 89-jähriger Komiker, der in aller Ruhe erklärt, dass Satire anecken muss. Und dass es ein Armutszeugnis ist, wenn sie das nicht mehr darf.
Man könnte darüber lachen – wenn es nicht so ernst wäre.
Denn Hallervordens Sketch zeigt nicht nur die Empfindlichkeit eines durchmoralisierten Milieus. Er zeigt auch die tiefere Krise: Satire hat ihre Richtung verloren. Während früher Politiker, Kirchen, Militärs aufs Korn genommen wurden, zielt Satire heute oft auf jene, die ohnehin schon im medialen Abseits stehen. Auf Querdenker. Auf Kritiker. Auf Alte. Auf „Falschsager“. Wer die Mächtigen kritisiert, ist verdächtig. Wer sie parodiert, riskiert seinen Sendeplatz.
Und das Schlimmste: Viele finden das inzwischen völlig normal.
So wie bereits Thomas Rießinger in einem exzellenten Beitrag auf meiner Seite gestern schrieb: „Die Satire darf in diesem Land inzwischen vieles – solange sie nicht aneckt.“ Genau deshalb ist der Auftritt Hallervordens so wertvoll. Weil er nicht glatt war. Weil er bewusst provoziert hat. Und weil er damit all jene entlarvt, die sonst gerne von „Demokratie“ sprechen – aber bei einem einzigen falschen Wort das Messer der Empörung zücken.
Die neue Moral duldet keine Grautöne. Keine Ironie. Keine Brechung. Satire soll heute möglichst so gestaltet sein, dass sie jeder sofort versteht – ohne dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt. Außer Regierungskritikern – die dürfen unter dem Deckmantel der Satire übelst diffamiert und entmenschlicht werden. Das Resultat? Eine Parodie auf Satire selbst.
Hallervorden sitzt im Sketch im Knast – weil er Dinge gesagt hat, die man angeblich nicht mehr sagen darf. Die Ironie: Er hat Recht. Nicht juristisch. Aber gesellschaftlich. Wer heute im Fernsehen oder auf der Bühne einen Ton zu viel wagt, steht schneller am Pranger als jeder Minister mit echten Skandalen.
Und manchmal geht es sogar noch weiter. Inzwischen wurde in Deutschland tatsächlich ein Journalist zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er eine prominente Person öffentlich als „ekelhaft“ bezeichnet hatte – eine bloße Meinungsäußerung. Nein, das ist kein weiterer Sketch von Hallervorden – das ist Realität. Die Details zu diesem Fall finden Sie hier in meinem Text „Journalist erhält Bewährungsstrafe wegen eines einzigen Satzes“.
Der Mann im Knast ist also nicht mehr nur Satire. Er ist Vorbild für den Ernstfall.
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Bild: Screenshot Youtube
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