• 21. Juli 2025

Der Lautsprecherwagen im Zentrum der politischen Hässlichkeit im Dritten Reich

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Juli 21, 2025

Parallel zum ARD-Sommerinterview mit AfD-Chefin Alice Weidel sorgten Linksradikale mutmaßlich in mindestens indirekter Zusammenarbeit mit den Öffentlich-Rechtlichen, wie etwa Prof. Stefan Homburg vermutet, dafür, dass das Interview von einem Lautsprecherwagen massiv gestört wurde.

Die Berliner Polizei soll sogar dabei mitgeholfen haben, den Bus des linksradikalen „Zentrum für politische Schönheit“ sauber gegenüber dem Sendeplatz des Interviews einzuparken.

Die Politaktivisten – ihrem Auftreten nach ein linksradikaler Gegenentwurf zu Martin Sellners Identitärer Bewegung – nennen ihren Lautsprecherbus „Adenauer SRP+“. Zur Störung des Interviews twittern die Aktivisten:

„Das beste Sommerinterview, das die ARD je mit Faschisten geführt hat. Ausgerechnet in dem Land, in dem der politische Rechtsextremismus für die schlimmsten Katastrophen in der Menschheitsgeschichte verantwortlich ist.“

Aber etwas an dieser ganzen Szenerie ist verdammt schräg und deutlich in Unwucht. Das merkten zuerst Historiker, die sich in ihrem Fach auskennen. Denn solche den politischen Gegner mit Lautsprechern übertönende und niederbrüllenden technischen Hilfsmittel sind nicht erst seit einem ARD-Interview mit Alice Weidel Mittel der Wahl des politischen Gegners.

Der Spiegel befragte im August 2018 den Politologen Simon Munzert von der Hertie School of Governance und Peter Selb von der Universität Konstanz zu Wahlkampfauftritten von Adolf Hitler. Die attestierten den Nazis zwar wenige direkte Wahlkampferfolge auf der Straße, befanden aber, wie der Spiegel zusammenfasst:

„Die Ergebnisse seien umso bemerkenswerter, weil Hitlers Kampagne sich auch durch den Einsatz neuer Techniken wie Lautsprecher und Flugzeuge von der Konkurrenz abhob.“

Die NSDAP setzte im Wahlkampf auf den Einsatz von Lautsprecherwagen, um Propaganda bei Massenveranstaltungen zu verbreiten. Diese mobilen Lautsprecheranlagen waren Teil des sogenannten Reichsautozugs, der 1933 mit Mitteln des NSDAP-Reichsschatzmeisters eingerichtet wurde. Ziel war es, die Reichspropaganda direkt an die Bevölkerung zu bringen.

Die Technik lieferten seinerzeit Unternehmen wie Telefunken, die in der Nachkriegsära unter Adenauer zum Wirtschaftswunder beitrugen. In einer Telefunken-Werbung in den 1930er Jahren hieß es unter anderem:

„Telefunken-Großlautsprecher vereinen Millionen Volksgenossen im gemeinsamen Erleben der großen Ereignisse unserer Tage. Telefunken-Gemeinschaftsempfangsanlagen werden stets ein Begriff der Zuverlässigkeit und Leistung sein.“

Das Unternehmen machte sich damals umfangreich Gedanken, wie man die Stimmen der Nazis noch besser verstärken kann:

„Bei großen Massenkundgebungen hat sich als Nachteil der bisherigen Lautsprecherkonstruktionen ergeben, dass sich die Schallwellen der einzelnen L. überstrahlen. Dieser Nachteil wird durch den von Telefunken 1933 entwickelten Pilzlautsprecher vermieden.“

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Stichwort Adenauer-Wagen des „Zentrum für politische Schönheit“: 1961, in den letzten Jahren der Kanzlerschaft Adenauers, stellte die DDR-Führung an der Sektorengrenze Lautsprecherwagen der Volkspolizei auf. Von diesen Wagen aus wurden kommunistische Parolen in den Westen hinüber ausgestrahlt. An umliegenden Mauern las man den Schriftzug: „DDR – die Bastion des Friedens in Deutschland“.

Aber auch dieser DDR-Auftritt war nur ein blasser Widerhall der intensiven Propagandaarbeit der Nazis: Joseph Goebbels, als Chefpropagandist der NSDAP, spielte eine entscheidende Rolle bei der Mobilisierung und Radikalisierung der öffentlichen Meinung während der Weimarer Republik.

Die NSDAP nutzte eine Vielzahl von Methoden, um ihre Botschaften zu verbreiten, dazu gehörte auch der Einsatz von Lautsprecherwagen, um den politischen Gegner zu übertönen. 1932 etwa sollen hunderte von NSDAP-Massenveranstaltungen mit Lautsprechern organisiert worden sein, die über zehn Millionen Menschen ansprachen, oft mit Unterstützung von Lautsprecher-Lastwagen.

Historische Berichte deuten darauf hin, dass die NSDAP oft in direkter Konkurrenz zu Veranstaltungen von Kommunisten, Sozialdemokraten und anderen Gruppen stand, und die Nutzung von Lautsprechern könnte Teil einer Strategie gewesen sein, um ihre Stimmen zu übertönen. Dies deutet darauf hin, dass die NSDAP ihre Lautsprecher gezielt einsetzte, um akustische Räume zu dominieren und gegnerische Veranstaltungen zu stören.

Der „Hilfseinsatz“ der Berliner Polizei beim Einparken des Störfahrzeuges ist schon deshalb bemerkenswert, weil der Lärmbus der linksradikalen Aktivisten schon einmal von der Polizei beschlagnahmt wurde. Das Zentrum schreibt dazu weinerlich auf der eigenen Webseite:

„Am 09. Februar 2025 hat die Polizei Berlin den Adenauer SRP+ ohne rechtliche Grundlage im Rahmen der genehmigten Proteste der Zivilgesellschaft gegen CDU und AfD beschlagnahmt – ohne erforderlichen Richtervorbehalt und mit Verzögerungstaktik bei notwendigen Dokumenten. Der Schaden für die Zivilgesellschaft ist bereits jetzt riesig: Wir konnten an vielen geplanten Protesten trotz Anmeldung und Genehmigung nicht teilnehmen. Wir fordern die sofortige Herausgabe des Adenauer SRP+ und eine Erklärung der Berliner Polizei!“

Aufschlussreich zum Schluss: Auch die CDU wird hier von den Aktivisten als Feind markiert.

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Author:
Alexander Wallasch

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