Mit Stolz und Freude kann ich behaupten, dass ich die beste Redaktion habe, die man sich vorstellen kann: meine Leser. Immer wieder erweitern sie meinen Horizont, weisen mich auf spannende Themen hin und zeigen mir neue Perspektiven. So auch heute, mit einer Geschichte, die auf wunderbare Weise zeigt, wie gut gemeint oft das Gegenteil von gut gemacht ist – der Kobra-Effekt. Ein Leser machte mich auf eine neue, besonders absurde Variante aufmerksam: eine Berliner Entscheidung, die geradezu nach diesem Effekt schreit.
Aber alles der Reihe nach. Der Begriff beschreibt eine Situation, in der eine Maßnahme ein Problem nicht löst, sondern es noch verschärft. Seinen Namen verdankt er einer Anekdote aus der britischen Kolonialzeit in Indien. Damals gab es zu viele giftige Kobras in den Städten. Die britische Verwaltung setzte ein Kopfgeld auf jede tote Kobra aus. Eine vermeintlich kluge Idee – bis die Einheimischen auf die naheliegende Geschäftsidee kamen, Kobras zu züchten, um sie anschließend gegen Kopfgeld abzugeben. Als die Briten das bemerkten, strichen sie das Kopfgeld – woraufhin die Züchter ihre nicht mehr lukrativen Kobras einfach freiließen. Am Ende gab es mehr Schlangen als zuvor.
Klingt nach einer kuriosen Einzelfallgeschichte? Keineswegs. Der Kobra-Effekt begegnet uns überall – oft mit erstaunlichen Folgen. Und in Deutschland scheint er geradezu ein Prinzip zu sein, seit Rot-Grün und seine Ideologie den Ton angeben statt Pragmatismus. Ein Leser brachte mich darauf – und tatsächlich hatte ich den Kobra-Effekt vor seinem Kommentar gar nicht gekannt. Jetzt sehe ich ihn überall – und er droht nun auch in Berlin. Denn in der schwarz-rot regierten Hauptstadt sollen künftig Menschen belohnt werden, die Hundekot sammeln (siehe hier den Bericht auf meiner Seite dazu, unter dem der Kommentar stand). Was vermeintlich gut gemeint ist, könnte genau das Gegenteil bewirken – eine Einladung für kreative Geschäftsmodelle. Warum nicht einfach ein paar Hunde anschaffen, die fleißig produzieren? Genau diese absurde Konsequenz befürchtete mein Leser und brachte mich auf das Thema dieses Artikels.
Wenn gut gemeint nach hinten losgeht
- Rattenplage in Vietnam: Die Franzosen, die Vietnam als Kolonie verwalteten, hatten ein ähnliches Problem mit Ratten. Um die Plage zu bekämpfen, wurde eine Prämie für jede tote Ratte gezahlt – mit der Bedingung, dass man den abgeschnittenen Schwanz als Beweis vorlegte. Doch statt das Problem zu lösen, führte die Maßnahme dazu, dass geschäftstüchtige Vietnamesen Ratten züchteten, ihnen die Schwänze abschnitten und die Tiere wieder freiließen. Die Rattenpopulation explodierte.
- Schwedens Sexkaufverbot: Schweden führte mit großer moralischer Überzeugung ein striktes Verbot für den Kauf sexueller Dienstleistungen ein. Das Ziel: Prostitution eindämmen. Doch die Realität sieht anders aus. Prostituierte wurden ins Verborgene gedrängt, Schutzmechanismen fielen weg, und kriminelle Strukturen übernahmen das Geschäft. Das Verbot führte nicht zur Reduzierung von Prostitution, sondern zu einem unsichereren Umfeld für die Betroffenen.
- SUV-Boom durch Umweltauflagen: Die Autoindustrie sollte sauberer werden. Also wurden strenge CO₂-Grenzwerte eingeführt, doch mit einem kuriosen Nebeneffekt: Große SUVs wurden mit Plug-in-Hybrid-Technologie ausgestattet, um auf dem Papier umweltfreundlicher zu erscheinen. In Wahrheit verbrauchen viele dieser Fahrzeuge im Alltag mehr Sprit als klassische Verbrenner – aber die Statistik sieht gut aus. Ein Triumph der Bürokratie über die Realität.
- Energiepolitik und Subventionen: Deutschland wollte den Klimawandel bekämpfen und förderte erneuerbare Energien mit Milliardenbeträgen. Ergebnis? Ein unkoordiniertes Subventionschaos, in dem Stromkunden mit den höchsten Preisen Europas belastet werden, während Kohlekraftwerke weiterhin laufen müssen, weil es ohne sie nicht geht.
In Deutschland ist der Kobra-Effekt politisches Prinzip
Schaut man auf die aktuelle Politik, bekommt man den Eindruck, dass der Kobra-Effekt einer der Grundpfeiler der rot-grünen Ideologie ist. Gut gemeint, aber in der Realität ein Desaster. Einige Beispiele:
- Dämmpflicht für Häuser: Die Sanierungskosten treiben Hausbesitzer in den Ruin, während die versprochene Energieeinsparung oft ausbleibt. Wer sich keine neue Dämmung leisten kann, wird bestraft.
- CO₂-Steuer: Sollte Klimaschutz fördern, führt aber dazu, dass Heizen und Autofahren für die Mittelschicht unbezahlbar werden – während sich Reiche problemlos freikaufen können.
- Heizungsgesetz: Bürger werden in Wärmepumpen gezwungen, obwohl viele Gebäude dafür gar nicht geeignet sind. Wer Pech hat, bleibt auf gigantischen Kosten sitzen.
- Gender- und Wokeness-Politik: Sollte eigentlich für Vielfalt und Gleichberechtigung sorgen – hat aber vor allem dazu geführt, dass Debatten vergiftet sind und sich immer mehr Menschen von den Medien und der Politik entfremden.
- Migration und Sozialsystem: Das deutsche Asylsystem sollte Schutz bieten – stattdessen wird es massenhaft ausgenutzt. Wer einwandert, bekommt umfangreiche Sozialleistungen, während deutsche Rentner Flaschen sammeln müssen. Die Probleme werden schöngeredet, aber die Realität holt uns ein.
- Bildungspolitik: Statt Leistung zu fördern, wird das Niveau immer weiter gesenkt. Abitur für alle – aber was ist es noch wert? Fachkräftemangel wird beklagt, aber an der Wurzel des Problems wird nicht gearbeitet.
Warum passiert das immer wieder? Was sind die psychologischen Mechanismen dahinter? Wie kommt es, dass Regierungen und Politiker immer wieder Maßnahmen beschließen, die genau das Gegenteil dessen bewirken, was sie beabsichtigen? Ein zentraler Faktor ist der Wunsch nach schneller, sichtbarer Problemlösung. Anstatt tiefgehende Ursachenforschung zu betreiben, setzen Politiker lieber auf Maßnahmen, die in der öffentlichen Wahrnehmung als aktiv und entschlossen erscheinen.
Ein weiteres Problem ist die ideologische Verblendung. Wer sich einmal auf eine bestimmte Weltsicht festgelegt hat, ignoriert oft Gegenargumente oder unbequeme Fakten. Statt Fehler zuzugeben, wird der eingeschlagene Kurs weitergeführt – koste es, was es wolle.
Dazu kommt der sogenannte Gruppendenken-Effekt: Innerhalb politischer Kreise herrscht oft eine starke Konformität. Wer es wagt, eine Maßnahme zu hinterfragen, riskiert, ausgegrenzt zu werden. Lieber hält man an einer schlechten Idee fest, als sich dem Vorwurf auszusetzen, auf der falschen Seite zu stehen.
Fazit: Warum lernen wir nicht daraus?
Der Kobra-Effekt zeigt, wie oft politische Maßnahmen an der Realität scheitern. Es fehlt an vorausschauendem Denken, an einer nüchternen Analyse der Nebenwirkungen. Und manchmal hat man das Gefühl, dass es wichtiger ist, eine Maßnahme politisch gut verkaufen zu können, als dass sie tatsächlich funktioniert.
Welche weiteren Beispiele fallen Ihnen ein? Ich freue mich auf Ihre Ergänzungen – denn meine beste Redaktion sind weiterhin Sie: meine Leser.
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