Überraschende Ansage gestern von Donald Trump: Auf der Trauerfeier für den ermordeten Charlie Kirk verkündet der US-Präsident – inklusive lobender Worte für seinen ebenfalls anwesenden Gesundheitsminister Robert Kennedy – dass es heute eine Ankündigung gebe, in etwa dahingehend, dass die USA das Übel Autismus besiegt hätten: „Wir haben eine Antwort auf Autismus gefunden“.
Heute dann die Auflösung: Paracetamol für Schwangere soll Studien zufolge eine Rolle spielen. Das klingt zunächst dramatisch gemessen an der schieren Masse an Verschreibungen und Käufen dieses Mittels. Paracetamol zählt nämlich zu den am häufigsten verwendeten Schmerzmitteln weltweit. Seit 1977 steht Paracetamol auf einer Liste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über unentbehrliche Arzneistoffe. Eine Art pharmakologisches Weltkulturerbe also.
Diejenigen, die es noch nicht wissen, mögen darüber erschrocken und alarmiert reagieren und Betroffene ihre Mütter befragen. Die Recherche ergibt allerdings, dass diese Meldung nicht jenen Aktualitätsgrad hat, den Trump auf der Trauerfeier suggerierte.
Tatsächlich hatte etwa die „Pharmazeutische Zeitung“ der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Auflage ca. 25.000 Exemplare) schon Mitte August 2025 darüber berichtet: Damals schrieb Chefredakteur Sven Siebenand einen Artikel mit der Schlagzeile:
„Paracetamol in der Schwangerschaft – Mögliches Risiko für Autismus und ADHS“.
Dem Artikel ist zudem zu entnehmen, dass es auch früher schon entsprechende Studien gab, die auf dieses Risiko hingewiesen haben. Die Zeitung weiß um die Relevanz des Problems:
„Mehr als die Hälfte aller schwangeren Frauen nehmen Paracetamol ein. Damit ist Paracetamol das am häufigsten verwendete rezeptfreie Schmerz- und Fiebermittel während der Schwangerschaft.“
Bereits 2022 titelte die gleiche Zeitung: „Paracetamol mal wieder in Verruf“. Damals hieß es noch, dass Ungeborene von gestressten Müttern ein höheres Risiko haben, als Ungeborene von ungestressten Müttern, die das Medikament einnehmen.
Immer wieder, so schrieb Siebenand noch vor wenigen Wochen, habe es Entwarnung gegeben. Aber jetzt seien wieder neue Anhaltspunkte aufgetaucht:
„Eine Analyse von 46 Studien mit Daten von mehr als 100.000 Teilnehmern aus mehreren Ländern hat nun erneut entsprechende Hinweise gefunden und unterstreicht die Notwendigkeit sowohl von Vorsicht als auch von weiteren Untersuchungen.“
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Die Ergebnisse der Untersuchungen in den USA sind bereits veröffentlicht worden: Eine Studie von Professor Dr. Diddier Prada fasst alle zuvor erschienenen Studien noch einmal zusammen und zieht eine Art wissenschaftliches Fazit.
Erstes Ergebnis: Von den 46 Studien berichteten 27 von besagtem Risiko. Prof. Prada wies darauf hin, dass schon eine geringe Erhöhung des Risikos von Paracetamol in der Schwangerschaft angesichts der weit verbreiteten Verwendung erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben könne.
Beschrieben wird, dass Paracetamol nach Passage der Plazentaschranke oxidativen Stress auslöse, den Hormonhaushalt störe oder epigenetische Veränderungen verursachen könne. Das wiederum beinträchtige möglicherweise die Entwicklung des Gehirns des Fetus. Laut „Pharmazeutische Zeitung“ im August 2025 untermauern die Ergebnisse des Forschungsteams den Verdacht auf einen Zusammenhang.
Neu ist das alles nicht. Aber kann es sein, dass das Problem zu lange verharmlost wurde?
Donald Trumps Ankündigung einer Waffe gegen Autismus wird jedenfalls für Millionen Menschen, die schwer davon betroffen sind, keine Hilfe sein. Denn selbst wenn der alte Hut einer Warnung vor Paracetamol sich als dringender als bisher gedacht erweisen sollte, so hilft er zunächst den Ungeborenen. Die bereits Betroffenen können davon keine Hilfe erwarten.
Die neue Google KI erklärt bisweilen einfach weiter unbeirrt:
„Paracetamol gilt in jeder Phase der Schwangerschaft als das Schmerzmittel der Wahl, da es als sicher für Mutter und Kind gilt, wenn es gelegentlich und in der empfohlenen Dosis eingenommen wird. Zwar gab es frühere Studien, die auf eine mögliche Beeinträchtigung der Hirnentwicklung des Fötus hindeuteten, neuere und umfangreiche Studien haben jedoch keinen Zusammenhang zwischen Paracetamol-Einnahme und einem erhöhten Risiko für Autismus, ADHS oder geistige Behinderung gefunden, und betonen die Bedeutung einer ärztlichen Beratung vor der Einnahme.“
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Author:
Alexander Wallasch