Als der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul im vergangenen Jahr wieder einmal einen massiven Anstieg der Clankriminalität vermelden musste, erklärte er: „Clankriminalität lässt sich nicht wegreden. Wir sehen, dass kriminelle Mitglieder von Clans weiter auf unseren Straßen unterwegs sind und ihre Fäuste nicht in den Hosentaschen lassen. Die Gewaltbereitschaft ist enorm. Deshalb gilt null Toleranz – heute wie morgen. Niemand läuft einen Marathon in einer Stunde. Unseren Dauerlauf im Kampf gegen Clankriminelle setzen wir fort, die Kondition dafür haben wir.“ Ein Jahr später zeigt sich, was von solchem Geschwätz zu halten ist: Reul musste einen neuerlichen Höchststand an Clanverbrechen für das Jahr 2023 verkünden, die auf 7.000 Straftaten und damit um 6,5 Prozent im Vergleich zu 2022 gestiegen sind. Etwa 2.145 der erfassten Taten seien 2023 Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit gewesen, zudem gab es 1.429 Fälle von Körperverletzung.
Drogendelikte machten mit 579 rund acht Prozent der Straftaten aus. Bei etwa 15 Prozent (1.099) der Taten habe es sich um Vermögens- oder Fälschungsdelikte gehandelt, 887 Diebstähle und 714 Verkehrsdelikte seien zudem erfasst worden. Rund 1.200 Taten werden dem Bereich der schweren Kriminalität, wie gefährliche Körperverletzung, Raub oder Schutzgelderpressung zugeordnet. Und schließlich wurden zehn Tötungsdelikte erfasst.
Reul verkauft Scheitern als Erfolg
Von den rund etwa 4.200 ermittelten Tatverdächtigen besaßen 2.183 die deutsche Staatsangehörigkeit, 770 Tatverdächtige waren syrische Staatsbürger, 580 aus dem Libanon und 407 aus der Türkei. Bei weiteren Verdächtigen war die Staatsangehörigkeit unklar oder sie waren staatenlos. 118 Nachmanen würden mit entsprechenden Clan-Strukturen in Verbindung gebracht, 423 gegen Clankriminalität wurden vorgenommen, rund 1.000 Objekte kontrollier, unter anderem Shisha-Bars, Gaststätten und Spielstätten für illegales Glücksspiel. 225 Objekte wurden geschlossen.
Reul brachte es fertig, den Kriminalitätsanstieg auf die erfolgreiche Ermittlungsarbeit der Polizei zurückzuführen, die diese Straftaten aufdecke. Sie überhaupt nicht erst entstehen zu lassen, kommt ihm offenbar schon gar nicht mehr in den Sinn. „Wir gehen den Leuten gehörig auf den Zeiger und ärgern da, wo illegale Geschäfte gemacht werden sollen“, behauptete er und fügte hinzu: „Der Kampf gegen Clankriminalität ist noch nicht gewonnen. Wir machen weiter“ – die Clans allerdings auch. Jedes Jahr muss Reul bekanntgeben, dass die Clankriminalität immer weiter eskaliert, und das Einzige was ihm dazu einfällt, ist die Dreistigkeit, dies auch noch als Erfolg der Ermittlungsbehörden zu verkaufen! Seine bizarren Ausführungen sind typisch für das Ausmaß an Realitätsverlust, von dem nicht nur Nordrhein-Westfalen erfasst ist. (TPL)
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Author: Kurschatten
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