• 3. Februar 2025

CSU-nahe Unternehmerin im Focus: Alice Weidel versagte bei Miosga in jedem Punkt

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Feb. 3, 2025
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Ich habe mir gestern Abend zur besten ARD-Sendezeit die Talkshow von Carin Miosga angeschaut, die zum Tribunal gegen Alice Weidel wurde. Und ich schrieb noch in der Nacht eine Rezension über die Sendung.

Insbesondere die Rolle von Moderatorin Miosga war ein Offenbarungseid:

„Miosga beginnt gleich hassverzerrt gegen Dr. Weidel. Und sie bricht Rekorde am laufenden Band: sieben Unterbrechungen in den ersten zwei oder drei Minuten, das ist unbestritten neuer Rekord in einer öffentlich-rechtlichen Talkshow gegen die AfD.“

Ich veröffentlichte meinen Text kurz vor Mitternacht. Zu dem Zeitpunkt hätte ich schwören können, dass man auch mit maximal bösem Willen die Rolle von Miosga und ihrem Tribunal nicht hätte umschreiben können. Als Journalist mit einer einigermaßen stabilen Berufsauffassung kann man eigentlich zu keinem davon besonders abweichenden Ergebnis kommen. Dachte ich jedenfalls!

Aber was las ich heute früh, als die die Online-Portale nach den Miosga-Rezensionen durchschaute? Der Focus titelte tatsächlich:

„Alice Weidel versagt in jedem Punkt – auch dank Caren Miosga“.

Gemeint war tatsächlich die Sendung von gestern! Und nicht nur der Blick auf Dr. Weidel widersprach um 180° dem, was ich gesehen hatte. Auch Miosgas Moderation wurde vom Focus noch geadelt.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht lange sprachlos bin. Also wer schreibt so etwas für den Focus und vor allem: Mit welcher Motivation dahinter?

Focus-Autorin der Weidel-Beschimpfung ist eine Carin Pawlak. Sie war bis 2014 beim Focus tätig, zuletzt sogar in der Chefredaktion. Seitdem hat sie eine Kolumne beim Magazin – als freie Mitarbeiterin? – und arbeitet ansonsten in der Privatwirtschaft bei „Dr. Maier + Partner“. Nein, sie arbeitet nicht nur beim Münchner Unternehmen, sie ist sogar einer der Partner!

Unternehmerisch geht es hier wohl auch um die Suche und Vermittlung von Führungskräften, darüber referierte Frau Pawlik jedenfalls noch vor wenigen Tagen für das Unternehmen. In der Unternehmensbeschreibung heißt es ziemlich werblich ausgedrückt:

„Dr. Maier und Partner unterstützt seit über 55 Jahren Unternehmen in Veränderungssituationen und weiß, dass ein Höchstmaß an Integrität, persönlichem Vertrauen und Professionalität erforderlich ist. Im Umgang mit sensiblen Unternehmens- und Personendaten wahren wir stets die notwendige Diskretion.“

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Carin Pawlak schreibt also aus ihrer Position als Managing Consultant in einem Münchner Beratungsunternehmen heraus eine vernichtende Kritik über die AfD-Chefin Alice Weidel. Bis dahin ist es zwar bereits in Schieflage in der Kombination der Tätigkeiten – wie unabhängig kann Journalismus hier überhaupt noch sein? – aber noch nicht gänzlich verbrannt.

Auch findet sich auf Anhieb in einer Kurzrecherche keine politische Aufstellung von Dr. Maier und Partner. Jedenfalls bis auf die grundsätzliche Frage, ob eine der Partner eines solchen Unternehmens wirklich unbeschadet einen Auftritt von Alice Weidel im Focus positiv beurteilen darf, ohne dass das über die unternehmerische Leitplanke der handelsüblichen Ächtung der AfD nicht ein Tabubruch wäre. Wäre es?

Was die Arbeit von Carin Pawlak aber tatsächlich kontaminiert, kommt aus einer anderen Ecke: Die Focus-Autorin und Consulting-Partnerin des Münchner Unternehmens ist bekennende CSU-Wählerin:

„Ich gestehe: Ich habe CSU gewählt, wie immer“, schrieb sie zur Europawahl im Focus. Und wer als Autorin eine solche Selbstauskunft als Geständnis ablegt, der weiß, dass es im journalistischen Gewerbe eine Bedeutung hat jenseits einer Normalität.

Die CDU/CSU ist als Union schärfste Konkurrentin der AfD. Kanzlerkandidatin Weidel sitzt Kanzlerkandidat Merz permanent im Nacken. Und auf dem immer noch reichweitenstarken Portal des Wochenmagazins „Focus“ darf jetzt eine bekennende Langzeit-CSU-Wählerin und Consulting-Irgendwas-Partnerin das Lager der Union gegen das der AfD aufwerten, indem ein Auftritt von Alice Weidel vernichtend kritisiert wird. Und das muss man angesichts des tatsächlichen Auftritts erst einmal hinbekommen.

Wie kann so etwas möglich sein? Wer weiter recherchiert, der findet weitere Stilblüten der CSU-Fangirl-Autorin. So band sie im Dezember im Focus einen Blumenstrauß für den CSU-Politiker Alexander Dobrindt und schrieb über eine Maischberger-Sendung, Kanzlerkandidat Merz habe Scholz verblassen lassen.

Der geneigte Focus-Leser erfährt von all dem nichts. Dafür müsste er sich ausführlicher mit der Autorin befassen.

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Author:
Alexander Wallasch

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