Was oft als steile These zurückgewiesen oder gar belächelt wird, ist jetzt durch eine Umfrage bestätigt: Die Mehrheit der CDU-Wähler will nichts mehr von Angela Merkel wissen. Besonders bemerkenswert: Ausgerechnet bei den Anhängern der umbenannten Diktatur-Partei SED ist die Zustimmung mit 48 % am höchsten. Doch auch unter SPD- und Grünen-Wählern gibt es mehr Befürworter für eine Fortsetzung ihrer Politik als in der CDU. Ein bemerkenswertes politisches Paradoxon.
INSA hat gefragt, ob sich die Deutschen eine Fortsetzung der Merkel-Politik durch die nächste Bundesregierung wünschen.
Das Ergebnis ist eindeutig: 59 % der Befragten lehnen das ab, nur 27 % befürworten es. Während es in allen Parteien eine Mehrheit gibt, die Merkels Politik ablehnt, sind die Unterschiede zwischen den Wählergruppen bemerkenswert. Die CDU-Anhänger, deren Partei Merkel fast zwei Jahrzehnte geführt hat, sind mit 57 % klar dagegen. Doch ausgerechnet in den Lagern der SPD (34 % Zustimmung), der Grünen (33 %) und der Linkspartei (48 %) gibt es mehr Merkel-Fans als unter den Unionswählern.
Das sagt viel über die politische Verschiebung der letzten Jahre. Angela Merkel war die Kanzlerin der Sozialdemokraten, der Grünen und der umbenannten SED – nicht der Christdemokraten. Ihre Politik war faktisch eine linke Agenda mit CDU-Logo. Viele Wähler der Union haben das spätestens nach der Flüchtlingskrise von 2015 erkannt, doch linke Wähler haben sich mit Merkel arrangiert. Sie haben in ihr die Kanzlerin gesehen, die ihre Politik von offenen Grenzen, Energiewende und Sozialstaatsausbau verwirklicht hat.
Kein Wunder, dass Merkel bei Linken, Grünen und Sozialdemokraten besser ankommt als bei der CDU-Basis. Es war ihre Politik. Merkel hat die CDU völlig umgekrempelt, hat sie vom konservativen Kurs abgebracht und sie zu einer Partei gemacht, die für viele kaum noch unterscheidbar von SPD und Grünen ist. Ihre Migrations-, Energie- und Wirtschaftspolitik war kein Zufallsprodukt, sondern folgte einer klaren Linie, die bis heute von vielen im linken Lager als wünschenswert empfunden wird.
Ihr Hintergrund spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Merkels Vater war ein strammer Kommunist, der als „Gründer der Kirche im Sozialismus“ galt und bewusst aus dem Westen in die DDR übersiedelte. In seinem Umfeld verkehrten genau jene DDR-Nomenklatur-Funktionäre, die selbst unter den patriotischen Hardlinern in der SED als „Moskowiter“ galten – also als bedingungslose Verfechter der sowjetischen Linie. Wer solche Prägungen hat, macht vermutlich keine Politik, die sich ernsthaft am klassischen konservativen Wertefundament der CDU orientiert.
Diese Umfrage zeigt schwarz auf weiß, was viele bereits vermutet haben: Merkel hat die CDU inhaltlich entkernt und sie politisch dorthin geführt, wo sich nun die SPD und die Grünen wiederfinden. Ihre Kanzlerschaft war die perfekte Tarnung für eine Politik, die nichts mehr mit der Union von Kohl oder Adenauer zu tun hatte. Dass die CDU-Wähler ihr nun den Rücken kehren, während linke Wähler sich eine Fortsetzung wünschen, ist der ultimative Beweis dafür.
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