Ist es Berufsblindheit? Oder, noch schlimmer, Abstumpfung?
Als ich gestern las, was sich bei der Hochzeit von Amazon-Chef Jeff Bezos abspielte, habe ich schnell entschlossen, einen kurzen Tweet auf Telegram, X und Facebook abzusetzen – der wie folgt lautete:
Klimawandel? Nur für das Fußvolk.
Bezos heiratet – und 90 Privatjets bringen die Klima-Elite zum Fest. Gates, DiCaprio, Oprah – alle mahnen Verzicht, fliegen selbst wie die Emire.
Das ist kein Irrsinn. Das ist Entlarvung.
Sie wissen: Die Apokalypse trifft nur die anderen.
Jetzt, mit etwas Abstand, muss ich sagen: Ich habe mich geirrt. Das Thema ist definitiv mehr wert als nur so einen kurzen Tweet.
Denn diese Hochzeit ist ein Symptom. Und ein Symbol. Sie steht für eine Epoche, in der nicht mehr gilt, was gesagt wird – sondern wer es sagt. Eine Zeit, in der Moral das perfekte Alibi für Macht ist. Wer sich öffentlich zum Klima bekennt, darf privat alles andere tun. Die richtige Gesinnung ersetzt das richtige Verhalten.
90 Privatjets.
Allein diese Zahl müsste reichen, um jeden moralischen Führerschein auf Lebenszeit einzuziehen. Doch die Empörung bleibt aus. Warum? Weil es die Richtigen waren. Die Guten. Die Erleuchteten.
Oprah Winfrey war da. Leonardo DiCaprio. Bill Gates. Die Kardashian-Sippe sowieso. Jeder einzelne von ihnen hat sich öffentlich mehrfach als Klimaretter, als CO₂-Kritiker, als Verzichtsprediger profiliert. Und doch jetten sie durch die Welt, als gäbe es kein Morgen – und genau das ist der Punkt: Vielleicht glauben sie ja wirklich, dass es für uns kein Morgen mehr gibt.
Denn sie leben längst in einer anderen Realität. Einer mit Fliegern, Filtern und Fluchträumen. Während der Rest der Welt sich mit Wärmepumpen, E-Auto-Subventionen und Flugscham herumschlagen darf, gönnt man sich in den oberen Etagen der Weltrettung ein rauschendes Fest mit Föhnfrisur und Vollgas.
Natürlich ist das nicht neu. Schon immer war das „Mach, was ich sage, nicht was ich tue“ ein Lieblingsspiel der Eliten. Aber selten war es so offen, so dreist, so selbstzufrieden wie hier.
Was folgt daraus?
Zunächst einmal: Der „Klimawandel“ ist nicht erfunden. Wir alle erleben, dass sich das Klima wandelt. Nur: Das hat es schon immer. Und nur jetzt wird so getan, als sei das etwas völlig Neues. Auch, dass CO₂ einen Einfluss auf die Temperatur hat, kann man wohl kaum bestreiten. Sehr wohl kann man aber bestreiten, dass dieser so entscheidend ist, wie es dargestellt wird.
Ich bin kein Klima-Fachmann. Doch mir leuchtet sehr die Position meines Gastautors, Prof. Ulrich Kutschera, ein: Er kritisiert, dass in der Klimadebatte ideologisch motivierte Narrative die nüchterne Wissenschaft verdrängt haben. Nicht CO₂, sondern Wasserdampf sei das Haupt-Treibhausgas – und die positiven Effekte von mehr CO₂ auf das Pflanzenwachstum würden systematisch unterschlagen. Der Weltklimarat, so Kutschera, sei politisch gesteuert, ignoriere wichtige Fakten wie das „Global Greening“ und stelle das Klima als etwas dar, das man „schützen“ könne – obwohl es sich um eine statistische Rechengröße handelt. Wer so argumentiert, betreibt keinen Umweltschutz, sondern betreibt Wissenschaft als Politik mit anderen Mitteln, so Kutschera.
Tatsächlich ist es so, dass schon die alten Sowjet-Strategen den Westen auch über das Thema Umweltschutz von innen zersetzen wollte. Und hätte man einen Hebel aussuchen müssen, um unsere gesamte Art des Wirtschaftens und Lebens in Frage zu stellen – man müsste am Hebel CO₂ ansetzen. Denn kein anderer Stoff lässt sich so umfassend politisieren – vom Heizen über das Autofahren bis hin zur Landwirtschaft, zur Industrie, zum Reisen, ja selbst zum Atmen. Wer CO₂ kontrolliert, kontrolliert die Gesellschaft. Und wer das Narrativ dominiert, dass dieses Gas der Feind ist, der kann aus jedem Lebensbereich ein moralisches Schlachtfeld machen.
Insofern ist die CO₂-Hysterie nicht nur eine Umweltfrage, sondern eine Frage der Macht. Sie erlaubt es Eliten, mit pseudowissenschaftlicher Autorität tief in die Privatsphäre einzugreifen – während sie selbst, wie in Italien, auf Wolke sieben feiern. Mit 90 Privatjets. Und ganz ohne Scham. Man könnte es als Randnotiz abtun – ein bisschen Luxus unter Freunden. Wenn es nicht der sichtbarste Beweis dafür wäre, dass der ganze grüne Moralapparat längst etwas anderes bezweckt als das Klima zu retten.
Die Bezos-Hochzeit legt offen, was kritische Geister schon lange sehen: Es geht beim Thema Klima längst nicht mehr um sachliche Debatten, sondern um Deutungshoheit, Narrative und Machtausübung. Deshalb werden Kritiker als „Leugner“ diffamiert, wie einst Ketzer. Deshalb der Kult drumherum: eine Mischung aus Endzeit-Stimmung, Erziehungswahn und moralischer Erhabenheit. Wer sich ihm entzieht, gilt als gefährlich – nicht wegen CO₂, sondern weil er das Machtgefüge stört.
Gerade weil dieser Kult so übergriffig und widersprüchlich ist, verliert er zunehmend seine moralische Glaubwürdigkeit – und wird dadurch gefährlich. Wer der Bevölkerung einredet, sie müsse ihre Lebensweise radikal ändern, gleichzeitig aber Champagner schlürfend im Golfstrom jettet, darf sich nicht wundern, wenn ihm irgendwann keiner mehr glaubt.
Und noch etwas folgt daraus: Der Klimadiskurs ist längst nicht mehr wissenschaftlich – sondern politisch. Widerspruch wird nicht mehr diskutiert, sondern etikettiert. Und genau deshalb sind solche Bilder wie aus Italien so wichtig: Weil sie die Inszenierung durchbrechen.
Denn am Ende bleibt ein Satz hängen, den ich eigentlich nicht schreiben wollte:
Vielleicht wissen sie etwas, was wir nicht wissen. Vielleicht glauben sie gar nicht mehr an die Katastrophe – sondern nur an deren Nützlichkeit.
Oder schlimmer: Vielleicht sind sie so naiv – oder so paranoid – und glauben doch daran. Und feiern einfach nur noch einmal so richtig, bevor es losgeht.
Mit 90 Privatjets. Und ganz ohne Scham.
P.S.:
Was mich fast noch mehr schockiert als die CO₂-Doppelmoral: Die enthemmte Dekadenz dieser Hochzeit. Show ohne Maß, Millionengeschenke für die Braut, Inszenierungen wie im Spätimperium – und unsere Presse jubelt begeistert mit. Kein Hauch von Distanz, kein kritischer Ton. Offenbar hat nicht nur die politische Klasse den Boden unter den Füßen verloren, sondern auch ein Großteil der Medien. Vielleicht, weil sie längst dazugehören wollen.
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