• 16. August 2025

Auftritt bei „Nius“-Sponsor: SPD fordert Klöckners Rücktritt

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Aug. 16, 2025

Ein Gebäude. Ein Termin. Eine Rede. Mehr braucht es inzwischen nicht mehr, um in Deutschland einen politischen „Skandal“ auszulösen.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) soll am Sonntag bei einem Sommerempfang ihres CDU-Kreisverbands Koblenz sprechen. Veranstaltungsort ist das Innovationszentrum der Firma CompuGroup Medical – gegründet von Frank Gotthardt, dem wichtigsten Geldgeber von „Nius“, dem Online-Portal des früheren „Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt. Mit zweistelligen Millionenbeträgen hat der steinreiche Gotthardt das Projekt quasi aus dem Stand hochfinanziert.

Das reicht.

Der SPD-Ortsverein Schwerin-Schelfstadt forderte prompt Klöckners Rücktritt. Grünen-Politiker sprechen von einem „Spagat“, der ihrer Rolle als Bundestagspräsidentin nicht gerecht werde. Eine Petition kursiert. Das Fest? Hat noch gar nicht stattgefunden.

Was war nochmal die Nachricht?

Dass ein CDU-Kreisverband bei einem großen Arbeitgeber feiert – und dass der Hausherr privat in ein Medienprojekt investiert, das Rot-Grün nicht passt? Willkommen in der Republik der Kontaktschuld. Dort genügt es, durch die „falsche“ Tür zu gehen, um öffentlich geächtet zu werden.

Diese Logik kennt keine Graustufen. Wer nicht laut genug ruft: „Ich distanziere mich!“, macht sich verdächtig. Wer nicht demonstrativ fern bleibt und den rot-grünen Gesslerhut grüßt, wird zum Sympathisanten erklärt.

In seiner Reinform ist das ein Wahn.

Ein politischer Reinlichkeitswahn, wie man ihn aus finsteren Zeiten kennt. Wer nicht nur mit den Richtigen redet, sondern auch nur im Umfeld der Falschen auftritt, wird kontaminiert. Verunreinigt. Untragbar.

Es ist das Denken der ideologischen Desinfektion: Sauber ist nur, wer sich von jedem Schatten lossagt – egal wie dünn er fällt.

Dass Klöckner keine „Nius“-Rede hält, sondern über Parlamentarismus und internationale Politik sprechen will?

Zweitrangig.

Dass der CDU-Kreisverband den Ort gewählt hat, weil dort 1.400 Menschen arbeiten? Egal.

Dass es keinerlei inhaltliche Verbindung zu Reichelts Redaktion gibt? Geschenkt.

Die neue Kontaktschuld urteilt nicht mehr nach dem, was jemand sagt oder tut – sondern wo er spricht. Und wer dort schon mal eine Spende geleistet hat.

Das ist nicht mehr Demokratie. Das ist soziale Ächtung im pseudomoralischen Gewand.

Dabei gäbe es über „Nius“ durchaus Kritisches zu sagen. Die Finanzierung durch einen einzigen Großinvestor wirft grundsätzliche Fragen auf – nicht nur über Unabhängigkeit, sondern über das Gleichgewicht innerhalb der alternativen Medienlandschaft.

Wenn ein Portal mit zweistelligen Millionenbeträgen gefüttert wird, während viele andere unabhängige Projekte ohne Großsponsor ums Überleben kämpfen, verschiebt das das Feld – und karikiert den Wettbewerb. Für die alternative Medienszene ist das ein Desaster. Und damit auch für die Pluralität.

Die Mischung aus Millionenfinanzierung aus einer Hand und One-Man-Show ist ungewöhnlich – und wirft Fragen auf. Auch in Sachen Abhängigkeit.

Wer das ignoriert, macht es sich zu leicht.

Aber das ist eine andere Debatte – und sie verdient eine sachliche Auseinandersetzung. Nicht Rücktrittsforderungen. Nicht Rufmord. Und schon gar keinen inquisitorischen Eifer.

Stattdessen tobt der Empörungsautomatismus.

Grüne Funktionäre geben Interviews. Ein SPD-Ortsverein mit elf Mitgliedern startet eine Online-Petition. Und Kollegen, die es besser wissen sollten, greifen das willig auf – oft ohne jede Einordnung.

Ja, manche Portale werfen ihre Schlagzeilen schneller raus, als man sie prüfen kann. Und ja, auch konservative Medien sind nicht frei von Übertreibung, Zuspitzung und dem Drang, die eigene Blase zu bedienen.

Aber wer das zum Ausschlusskriterium für öffentliche Teilhabe erklärt, hat vom Wesen einer offenen Gesellschaft nichts verstanden.

Dass ausgerechnet Meinungsmacher in Politik und Medien jetzt festlegen wollen, wo eine Bundestagspräsidentin noch auftreten darf, und wo nicht, wirkt wie aus dem Handbuch autoritärer Systeme.

Wer so argumentiert, meint nicht echte Vielfalt – sondern die rot-grün umetikettierte Version davon, bei der abweichende Stimmen nur stören. Was bleibt, ist eine schleichende Säuberung. Und mag sie noch so euphemistisch als „Haltung“ schöngeschrieben werden – in Wahrheit ist sie ein Rückfall in Denkverbote.

Julia Klöckner wird dieses Fest besuchen. Sie wird reden.

Und man wird ihr vorwerfen, dass sie dabei nicht durch den Hintereingang gegangen ist.

In einer funktionierenden Demokratie wäre das undenkbar.

In der neuen Republik der Kontaktschuld ist es Alltag.

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