„Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ – der Satz wird Winston Churchill zugeschrieben, auch wenn er ihn wohl nie gesagt hat. Heute müsste man ihn umschreiben: Wenn schon die offizielle Statistik nicht mehr passt, dann erfinde dir einfach eine eigene.
Genau das geschieht gerade. Während die Bundesagentur für Arbeit nüchtern mitteilt, dass nur 41 Prozent der Menschen aus den acht Hauptasylländern in Beschäftigung sind (mit Minijobs knapp 48 Prozent), präsentiert das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) eine Jubelzahl: 68 Prozent seien acht Jahre nach Ankunft in Lohn und Brot. Fast so viele wie im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Eine vermeintliche Erfolgsgeschichte.
Die Differenz ist so groß, dass sie eigentlich Alarm auslösen müsste. 41 Prozent versus 68 Prozent – das sind nicht bloß Rundungsfehler, das sind Welten. Und noch dazu: Die BA-Zahlen beziehen sich auf die Herkunftsländer, die den Großteil der Flüchtlinge ausmachen. Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass eine Gesamtgruppe plötzlich dramatisch bessere Werte liefert. Wer hier nicht stutzig wird, will nicht verstehen.
Wie also kommt das IAB auf seine 68 Prozent? Indem es eine eigene Befragung macht – mit rund 3900 Teilnehmern. Diese werden über Ausländerbehörden kontaktiert und persönlich interviewt. Aus dieser kleinen Stichprobe wird dann die große Erfolgsgeschichte hochgerechnet. Ein methodisches Kunststück, das auf dem Papier glänzt, in der Realität aber Zweifel weckt: Wer genau nimmt teil? Wer bricht ab? Wer verweigert Antworten? Und vor allem: Kann eine Handvoll Befragter wirklich repräsentativ für mehr als eine Million Menschen stehen?
Das IAB erklärt den Unterschied mit einem Kniff: Es betrachtet nicht alle Flüchtlinge, sondern nur eine einzelne „Kohorte“ – jene, die 2015 kam. Und in dieser Gruppe steigt die Beschäftigungsquote naturgemäß mit den Jahren: Wer länger im Land ist, findet eher Arbeit. Die amtliche Statistik hingegen rechnet alle zusammen, auch die Neuankömmlinge, die logischerweise noch nicht arbeiten. Das drückt den Schnitt nach unten.
So entsteht das Paradox: Die Bundesagentur zeigt eine schwache Gesamtbilanz – weil jedes Jahr neue Flüchtlinge dazukommen. Das IAB aber pickt sich die älteste Gruppe heraus, wo die Quoten höher liegen, und verkauft deren Fortschritt als Beweis für eine erfolgreiche Integration insgesamt. Ein statistischer Taschenspielertrick: Aus einem Teilerfolg wird ein Gesamterfolg gebastelt.
All das wundert leider nicht, wenn man bedenkt, dass das IAB kein unabhängiges Institut ist, sondern direkt zur Bundesagentur für Arbeit gehört. Finanziert aus Steuergeldern, politisch eingebunden, Teil der SPD-geführten Sozialbürokratie. Kritische Distanz? Fehlanzeige. Es ist das perfekte Instrument, um unbequeme Realität weichzuzeichnen.
So wird aus Integration ein Rechenexempel. Dass mehr als die Hälfte der geflüchteten Frauen nach wie vor von Sozialleistungen lebt, wird kleinlaut eingeräumt, aber nicht thematisiert. Dass viele Männer in Zeitarbeit und Niedriglohnjobs landen, gilt als „Erfolg“. Und dass die Beschäftigungsquote vor allem deshalb langsam steigt, weil jedes Jahr neue Flüchtlinge hinzukommen, die zunächst gar nicht arbeiten, wird schnell zur Fußnote degradiert.
Das eigentlich Erschütternde ist jedoch der Umgang der Medien mit der Sache. Kaum ein Blatt, kaum ein Sender, der die Jubel-Zahlen nicht kritiklos übernommen hätte. Selbst dort, wo die Diskrepanz zu den BA-Zahlen wenigstens erwähnt wird – etwa in der „Welt“ – geschieht es im Mittelteil eines langen Textes, fast versteckt, als Pflichtübung. Statt die Schlagzeile „Offizielle Statistik widerspricht Studien-Erfolg“ zu bringen, feiert man lieber das politische Narrativ. Journalismus als Transmissionsriemen statt als Kontrollinstanz.
Am Ende bleibt ein doppelter Befund: Erstens ein staatliches Institut, das aus Befragungen die gewünschte Wirklichkeit bastelt. Zweitens eine Medienlandschaft, die diese Scheinwirklichkeit bereitwillig multipliziert. So wird aus Statistik Propaganda, aus Kritik Schweigen – und aus Merkels „Wir schaffen das“ eine Selbstsuggestion.
Deutschland hat es also geschafft – nicht Integration, sondern Selbsttäuschung. Orwell hätte es nicht besser erfinden können.
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