• 26. Dezember 2024

Assad gestürzt oder tot – Packen Syrer in Deutschland jetzt ihre Koffer?

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Dez 8, 2024

Gab es keine Gegenwehr des Assad-Regimes? Warum hat Putin Syrien aufgegeben? Welche islamistische Herrschaft folgt auf Assad? Einige Antworten könnten möglicherweise überraschen.

Die Nachrichten überschlagen sich: Erste Kommentatoren berichten von der Flucht Assads in einem Flugzeug, das möglicherweise abgeschossen wurde.

Und die spannende Frage aus deutscher Sicht: Werden noch mehr Syrer kommen oder werden die Geduldeten jetzt in ihre „befreite“ Heimat zurückkehren? War bisher das Assad-Regime ein Duldungsgrund, wird es ab heute das islamistische Regime sein und für Deutschland ändert sich nichts. Hinzu kommen weit über 200.000 bereits eingebürgerter Syrer.

Die Nachricht vom Blitzsturz des Assad-Regimes hat sich in Windeseile auch in Deutschland verbreitet. Nach Momenten der staunenden Stille fluteten die ersten Bilder in die sozialen Medien. Bilder, die jenen gleichen, die dem Ende von Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi frappierend ähneln: Es sind die stürzenden Statuten der Herrscherfiguren, die im Gedächtnis bleiben werden.

Deutsche Medien berichten von feiernden Syrern in deutschen Städten. Bisweilen geraten hier die Bilder durcheinander: Islamisten mit Maschinengewehren auf den typischen Toyota-Pickups auf dem Weg nach Damaskus werden zu solchen Schlagzeilen abgebildet: „Syrer in Saarbrücken feiern“.

Die westlichen Medien eiern noch ganz unbeholfen zwischen dem Assad-Regime und den Islamisten hin und her, noch gibt es keine offizielle Lesart der Ereignisse. Ein häufiges Mantra lautet in diesen Stunden deshalb: „Die Rebellen teilten mit, die Macht friedlich übernehmen zu wollen.“ Die Tagesschau schießt dabei den Vogel ab und titelt: „Islamisten versprechen geordneten Machtwechsel“.

Längst vergessen ist, dass Assad lange als Kämpfer gegen den IS dargestellt wurde. Und aus westlicher Sicht damit sogar vorübergehend den Status besaß: Meines Feindes Feind ist mein Freund.

Fast vergessen ist ebenfalls, dass die USA den kriegerischen Konflikt in Syrien finanziell mit vorbereitet hatten. Wikileaks hatte es an den Tag gebracht: Aus den 2011 von WikiLeaks veröffentlichten diplomatischen Korrespondenzdaten zwischen der US-Botschaft in Damaskus und dem US-Außenministerium geht hervor, dass die USA seit der Präsidentschaft von George W. Bush politische Oppositionsgruppen und damit verbundene Projekte bis mindestens September 2010 finanziell unterstützt haben und dabei mit syrischen Exilorganisationen zusammengearbeitet hatten.

Die Obama-Administration hatte eine Annäherung angestrebt, die aber merklich abkühlte, als Assad gewaltsam auf den sogenannten „arabischen Frühling“ reagierte. Später unterstütze Obama die Islamisten gegen Assad. Aktuell wieder in den Medien präsent ist die in London ansässige „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“, die über die aktuellen Geschehnisse berichtet und unter anderem von der Tagesschau zitiert wird.

Wer eine Sammlung erster zusammengeschnittener Bilder schauen will, der findet sie beispielsweise bei Konstantin Flemig via Youtube.

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Noch ein Hinweis in eigener Sache. Im August 2012, also vor zwölf Jahren, schrieb ich – damals noch für TheEuropean – in einem Artikel über die Anfänge des Syrienkriegs einleitend folgendes Intro:

„Wo sind die deutschen Journalisten mit Rückgrat? Alle jubeln sie syrischen Rebellen zu, leisten vorauseilenden Gehorsam. Keinen stört, dass der Westen mal wieder ein Morden befeuert.“

Ebenfalls 2012 schrieb ich zum Syrienkonflikt:

„W. Bushs „Neue Weltordnung“ hat tatsächlich eine noch viel schlimmere Verwüstung angerichtet als nur die Kriegshandlungen zur Diktatorenbeseitigung. Mit der Unauffindbarkeit von Massenvernichtungswaffen im Irak ist ein großer breiter Damm aus Diplomatie und diplomatischer Lüge einfach weggebrochen. Dass Assange mit allen Mitteln gestoppt werden musste, ist völlig klar. Er war der Brandbeschleuniger mit dem Wahrheitskerosin.“

„Irak, Afghanistan, Ägypten, Tunesien, Libyen, nun Syrien. Genug ist genug. Ja, die 1950er- bis 1980er-Jahre mit ihrem US- und Sowjet-Imperialismus in Lateinamerika, auf Kuba, in Indochina, in Afrika usw. – im Westen alles gedeckelt unter der größten aller Ängste: der roten Gefahr. Aber auch die damals unumstößlichen Wahrheiten platzen nun unter der blutroten Sonne Syriens. Alles drängt wieder hoch. So war es während der Libyen-Eroberung und so ist es erneut. Inflation auf dem Weltwahrheitsmarkt und ihren Mediensprachrohren.“

Über die Rolle der Medien im Syrienkrieg schrieb ich 2012:

„So werden „Tagesschau“ und „heute“ zu blöd-dreisten Verdummungsveranstaltungen. Hat man sich längst arrangiert mit der Groteske? Also reden wir vom Versagen der Nachrichter im Syrien-Konflikt. Wie selbstverständlich suchen wir heute die tatsächliche hinter der eigentlichen Nachricht. Ein Automatismus. Ein verdammtes scheiß Suchspiel!“

Und mein Fazit 2012 ging dann so

„Fakt ist bisher, dass in diesen Krisenregionen auch später kein Nährboden für europäische Demokratie vorhanden zu sein scheint. Das kann religiöse Ursachen, aber auch mit Stammesverhältnissen und ihren traditionellen bis ins Religiöse hineinreichenden Machtansprüchen zu tun haben. Das wussten die Rebellenunterstützer. Und man wusste es schon, als das State Department bereits ab 2006 „mindestens sechs Millionen Dollar an syrische Oppositionsgruppen“ zahlte, wie die „Washington Post“ berichtete. Nach dem Zeitungsbericht soll das sogar Teil einer lang angelegten Kampagne sein, um Assad zu stürzen. Was berechtigt nun also das Massensterben, wenn der Wunsch nach Demokratie nicht die erste Triebfeder gewesen sein kann? Denn die rasch fallenden Diktaturen in Nordafrika scheinen ja bereits zu beweisen, dass nicht die Demokratie, sondern Destabilisierung erste Option ist. Zwischen den Teleprompternachrichten schimmert es brutal durch: Es geht um die Chance der Neuverteilung von Macht und Einfluss. Früher ebneten Geheimdienste erst den GI’s, dann den Profiteuren den Weg. Man nannte das Imperialismus. Heute spart man sich immer öfter dieses komplizierte, kostenintensive Prozedere. Solange die einheimischen neuen Hoffnungsträger noch voller Hoffnung auf Partizipation an der Umverteilung sind, ist das auch nicht nötig. Ein gigantisches gigantisch obszönes Geschäft.“

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Author:
Alexander Wallasch

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