Man nimmt sich vor, nicht mehr über jeden Irrsinn zu schreiben.
Man sagt sich: Lass es. Es bringt nichts. Es ist zu viel. Auch die Leser haben es satt.
Und dann liest man wieder solche Zeilen – und schweigen geht nicht mehr.
In Düsseldorf soll ein Vater in einer Kindertagesstätte Mitarbeiter bedroht haben. Er lief durch das Gebäude mit den Worten: „Ich steche euch die Augen aus. Allah wird euch richten.“ Die Polizei ermittelt wegen Bedrohung, die „Bild“ berichtet über den Fall. Zwei Sätze, gesprochen im Affekt – so könnte man es abtun. Doch er passt in ein Muster, das längst nicht mehr überhört werden kann.
Denn gerade erst schrieb ich über den Professor an der Hochschule des Bundes, der suspendiert wurde, weil er die Prognose wagte, dass die Alteingesessenen bald nicht mehr die Bevölkerungsmehrheit stellen könnten (siehe hier). Wer heute Begriffe wie „Islamisierung“ gebraucht, der gerät dafür in den Fokus des Verfassungsschutzes.
Hier nun das Spiegelbild: Da sagt einer offen, „Allah wird euch richten“ – und es landet in der Regionalrubrik. Da spricht einer von Religion als Drohkulisse – und es wirkt wie eine Randnotiz. Doch wehe, ein Akademiker in einem Buch oder Unsereiner in den sozialen Netzwerke benennt nüchtern einen demografischen Trend, dann geht ein Sturm der Entrüstung los.
Die Mechanik ist alt: Was verdrängt wird, darf nicht ausgesprochen werden. Wer es dennoch tut, wird nicht widerlegt, sondern bekämpft. Realitätsverweigerung verwandelt sich in Wut – aber nicht auf die Ursache, sondern auf den Überbringer der Nachricht.
Wenn Bedrohung Alltag wird
Natürlich ist es richtig, wenn die Polizei hier einschreitet. Drohungen gegen Kita-Personal sind kein Bagatellfall. Doch wie oft hören wir überhaupt davon? Wie hoch ist die Dunkelziffer solcher Vorfälle in Deutschland inzwischen – und wie viele bleiben ungemeldet, weil Betroffene resignieren, weil sie Angst haben vor der nächsten Eskalation, oder weil sie das Gefühl haben, ohnehin niemandem sei zu trauen? Dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, ahnen viele – und genau deshalb wird das Thema so verdrängt. Aber die eigentliche Frage lautet: Warum ist dieser Satz möglich, warum wird er ausgesprochen – und warum empfinden viele solche Fälle als fast schon normal?
Das hat mit importierten Konflikten zu tun, die man lieber nicht sehen will. Es hat mit einem Religionsverständnis zu tun, das für sich allein die Wahrheit beansprucht – und in absolutistischen Zeiten stecken geblieben ist. Aus denen hat der christliche Glaube nach großen Irrwegen doch noch weitgehend herausgefunden – und in die der Buddhismus, bei allen Problemen wie in Myanmar oder Sri Lanka, nie in diesem Maße geraten ist. Und es hat mit einer Politik zu tun, die genau diese Spannungen lieber übertüncht als anspricht.
Die Wut auf den, der es ausspricht
Vielleicht erklärt das auch die Härte, mit der gegen den oben erwähnten Professor wegen seiner Warnung vorgegangen wird. Weil im Inneren längst klar ist, dass die Entwicklungen, die er anspricht, real sind. Aber gerade deshalb müssen sie verdrängt werden. Und deshalb trifft der Bannstrahl nicht die, die sie herbeiführen – sondern die, die sie beim Namen nennen.
Weil die Angst so groß ist. Bei denjenigen, die diese Entwicklung verdrängen und jeden, der sie erwähnt, vielleicht in vielen Fällen noch größer als bei denjenigen, die sie so offen aussprechen. Denn es gibt ja einen Grund dafür, dass sie verdrängen und so aggressiv reagieren auf das Ansprechen des Verdrängten.
Man sah es jüngst in Tübingen bei der Diskussion zwischen Boris Palmer und Markus Frohnmaier von der AfD, über die ich gestern hier geschrieben habe: Ein Hexensabbat gegen eine kritische Stimme, mit einem Furor, der an finsterste Zeiten erinnerte. Nicht diskutieren, nicht widerlegen – sondern niederschreien, austreiben, vernichten. Genau diese Haltung zeigt, wie tief die Verdrängung sitzt – und wie sehr sie schon selbst zum Fanatismus geworden ist.
So entsteht eine Schieflage, die immer gefährlicher wird: Auf der einen Seite reale Bedrohungen und Einschüchterungen, die als Alltag hingenommen werden. Auf der anderen Seite Wegsehen, Schönreden, Schweigen und akademische Analysen, die zum Skandal erklärt werden.
Das Ergebnis: Ein Land, das sich selbst belügt. Ein Diskurs, der auf dem Kopf steht. Und eine Gesellschaft, die ihre Nerven verliert, sobald jemand die unausgesprochene Angst in Worte fasst.
Am Ende bleibt der fatale Satz aus Düsseldorf: „Allah wird euch richten.“ Man darf ihn nicht relativieren. Aber ebenso wenig darf man jene dämonisieren, die genau vor dieser Entwicklung warnen.
Denn wer lieber die Warner bekämpft als die Bedroher – der riskiert, dass am Ende nicht mehr das Grundgesetz gilt, sondern ganz andere Regeln – Regeln, die sich ‚Scharia‘ nennen. Aber allein so etwas auch nur als Möglichkeit auszusprechen ist heute Ketzerei.
PS: Beim Korrekturlesen fiel mir auf, dass der Satz „Allah wird euch richten“ noch eine zweite Bedeutung haben kann. Neben „Richten“ im Sinne von bestrafen auch im Sinne von zurechtrücken, reparieren. Und ehrlich gesagt: Man muss kein radikaler Muslim sein, um zu sehen, dass bei uns vieles schief läuft, dass unsere Gesellschaft manches dringend ‚gerichtet‘ bekommen müsste. Nur: Ich möchte nicht, dass dies unter islamistischen Vorzeichen geschieht, mit dem Ziel eines Gottesstaates – sondern durch unsere eigene Kraft, mit den Werten eines freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaats, von denen wir uns erschreckend weit entfernt haben.
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