Demokratie muss offenbar noch einmal ganz neu gelernt werden. Die Hass- und Hetzemaschine der etablierten Politik und ihrer Medien gegen die einzig verbliebene nennenswerte Opposition in Deutschland hat sich über ein Jahrzehnt hinweg zementiert und auch ritualisiert.
Laut Polizeiangaben hielten es am gestrigen Donnerstagabend über zehntausend Hamburger und ihre Gäste für einen legitimen Vorgang, in der Januarkälte die Hansestadt lahmzulegen, um gegen die Demokratie zu demonstrieren. 1500 Polizeibeamte mussten Vertreter der Hamburger AfD und ihre Bundesparteivorsitzende Alice Weidel als Hauptrednerin der Veranstaltung vor einem eskalierenden Pöbel schützen, der es offenbar als seine heilige Pflicht ansah, Hamburg AfD-frei zu machen.
Und als müssten sie ihre eigene große Verwirrung noch schriftlich belegen, demonstrieren diese ideologischen Neu-Faschisten auf der Straße mit einem Banner mit der Aufschrift: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!“
Gerade geht die Nachricht viral, dass Alice Weidel am Abend nicht mehr ins zuvor gebuchte „Louis C. Jacob Hotel“ eingelassen wurde und nachts noch nach Hause fahren musste. Das Hotel verweist an die Presseabteilung einer „Deutsche Seereederei Hotelholding“.
Von den linksfaschistoiden Begleitumständen zur Veranstaltung selbst: Die Hamburger AfD steht nicht nur mitten im Bundeswahlkampf, Hamburg wählt auch seine Bürgerschaft neu. Entsprechend war diese Wahlkampfveranstaltung von doppelter Bedeutung für die Partei.
Alt-Partien, Alt-Medien, Kirchen, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, Linksradikale und Linksextremisten schäumten gestern auch deshalb besonders, weil sie im Vorfeld nicht verhindern konnten, dass die Hamburger AfD ihre Veranstaltung im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses buchen konnte.
In diesem prächtigen Saal hatte noch vor einem Jahr Bundeskanzler Olaf Scholz die Premierministerin der Republik Estland zum Matthiae-Mahl eingeladen, einer Hamburger Traditionsveranstaltung seit Dreizehnhundertundirgendwas.
Die AfD-Veranstaltung wird live via X übertragen. Die Übertragung startet bereits weit vor der ersten Rede, bis dahin haben sich schon über 50.000 Zuschauer eingefunden. Später bei der Rede von Alice Weidel sind es eine Viertelmillion, mehr noch als zum vielbeachteten Gespräch zwischen Elon Musk und der AfD-Chefin.
Während der Wartezeit unterhält ein Pianist die Gäste und die Zuschauer auf X. Das hat schon eine besondere Note: Draußen schreien zehntausende Neo-Faschisten, während im Hamburger Traditionsaal ein Alleinunterhalter am Klavier für die AfD „Let it be“ spielt. „Let it be“ ist ein Idiom und bedeutet „Lass es geschehen“.
Dann erscheint Alice Weidel unter dem großen Applaus des Saals. Zuvor hatte sie noch zwei weitere Säle besucht, die zusätzlich geöffnet werden mussten, weil einfach kein Platz mehr für alle im Hauptsaal war. Die Reden wurden dort via Großbildschirm übertragen.
Jetzt also der dritte große Auftritt der Parteichefin nach dem Gespräch mit Elon Musk im X-Space und der Rede auf dem Parteitag in Riesa. Es gab auch interne Kritik an den beiden vorangegangenen Reden. Die Quintessenz geht wohl so: Bei Musk soll Frau Weidel zu seicht und in Riesa zu offensiv gewesen sein – besonders ein Redeausschnitt zum Rückbau von Windkraftanlagen hatte es der Medienmeute angetan, samt der pointierten Gestik von Dr. Weidel.
Entsprechend hoch jetzt die Erwartungen, wie Alice Weidel in Hamburg vortragen wird. Das große Rededuell aller Kanzlerkandidaten in den Öffentlich-Rechtlichen steht ja noch aus.
Als Alice Weidel startet, sind es bereits weit über einhunderttausend Zuschauer auf X, der Musk-Effekt ist angekommen. Die AfD hat ein relevantes Verbreitungsmedium angenommen, das sich dem Einfluss der Etablierten weitestgehend entzieht. Entsprechend toben die Hetzer gegen die Plattform X und ihren Besitzer.
„Make love, not war“, den Antikriegs-Slogan der Hippie-Bewegung von 1967 hatte Alice Weidel zuvor schon ironisch aus dem fahrenden Auto heraus veröffentlicht und dazu einen Herz-Pullover getragen, den sie auch auf der Bühne in Hamburg trägt.
Es beginnt gespenstisch still – jedenfalls für jene, die eine aufgebrachte kämpferische Dr. Weidel erwartet haben. So sorgsam und bedacht formuliert die Rednerin, dass man automatisch die Ohren spitzt, obwohl doch jedes Wort klar und deutlich zu hören ist.
Gleich vorweggenommen: Dieses besondere Stilmittel der Aufmerksamkeit durch Verknappung wird Alice Weidel bis zum Schluss der Rede stringent durchhalten. Und der Effekt funktioniert: In der Zurücknahme wirkt jede Zuspitzung konsequenter. Hier kann man bereits etwas attestieren, das man lange nicht jedem Berufspolitiker zuerkennen kann: Eine Experimentier- und Analysefreude auch in der Außenwirkung.
Ein schneller Gruß an die Schlägertruppen der Etablierten:
„Gewalt ist niemals und darf niemals die Form der Auseinandersetzung in einer Demokratie sein. Und diese Gewaltanwendung, diese Massenausschreitungen von Linken, von der Antifa: Die erinnert gerade uns Deutsche an unsere dunklen Zeiten, an die Zeiten des Totalitarismus.“
Dr. Weidel hinterfragt gleich zu Beginn umfassend die täglichen Begleitumstände oppositioneller Arbeit in Deutschland:
„Wie kann das sein, dass diese Veranstaltung massiv geschützt werden muss? Dass wir nicht ungezwungen zu den Menschen sprechen können? Dass wir nicht miteinander sprechen können – ungezwungen? Wie kann das sein, dass ich unter massivem Personenschutz stehe und auch andere Funktionäre der AfD? Wie kann das alles sein? Wie kann es sein, dass wir ein Riesenaufgebot von Polizei und Behörden hier haben, aufgrund der linksextremistischen Gewalttäter, die uns zu Hause aufsuchen? Die Anschläge auf AfD Funktionäre verüben. Wie kann das alles sein in einer freien Gesellschaft, die wir doch eigentlich haben wollen?“
Weiterlesen nach der Werbung >>>
Der Wahnsinn der Begleitumstände dieser Veranstaltung in einem Satz zusammengefasst:
„Von Herzen möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie den Mut gehabt haben, diese Veranstaltung zu besuchen.“
Alice Weidel schaut vom Podium herunter auf die versammelten Weggefährten und nimmt sich die Zeit, sich bei einigen der Kollegen gleich öffentlich zu bedanken. Etwa beim ebenfalls anwesenden Bernd Baumann, dem parlamentarischen Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion, mit dem Weidel seit über sieben Jahren im Vorstand zusammenarbeitet.
Gemessen an der Hamburger Stimmlage von Dr. Weidel werden hier eher Leidensgenossen als Kampfgefährten vorgestellt. Nach den Schilderungen der Übergriffe zuvor mag man ermessen, was es bedeutet, ein Jahrzehnt gegen tägliche Diffamierungs- und Ausgrenzungswindmühlen zu bestehen.
Beispielhaft dafür begrüßt Alice Weidel auch einen weiteren „alten Weggefährten, mit dem ich so viele Schlachten bestritten habe“. Das hat wieder den Sound von Kriegsgeschichten. Aber mitten im Frieden und eingebettet in die Wendepunktstille der Hamburger Rede von Alice Weidel.
Dr. Weidel erinnert an die Silvesterunruhen und an den Terroranschlag von Magdeburg. Und sie erinnert daran, dass es nicht nur darum geht, festzustellen, dass diese Leute nicht hier sein dürfen. Sondern auch darum, die Sicherheitsarchitektur in Deutschkand wiederherzustellen: Selbst wenn jemand hier ist, der nicht hier sein darf, selbst wenn jemand kriminell wird, müsse der Rechtsstaat funktionieren, müssen die Sicherheitsbehörden sofort durchgreifen können: Der Staat dürfe nicht darauf verzichten, Gesetze auch anzuwenden.
Alice Weidel verweist darauf, dass die CDU „unverhohlen“ den Zukunftsplan der AfD kopiert. Sie spricht von „Remigration“. Remigration sei bereits Bestandteil des AfD-Wahlprogramms von 2021 gewesen. Dr. Weidel möchte den Menschen vor Ort helfen, bevor sie sich überhaupt erst auf den Weg nach Deutschland machen.
Die AfD-Chefin geht die einzelnen Punkte des Wahlprogramms im Schnelldurchlauf durch.Besonderer Fokus in Hamburg: Im Mittelpunkt steht die „Freiheit“. Im Zusammenhang etwa mit dem Heizungsgesetz erklärt Alice Weidel:
„Wir wollen, dass jeder Einzelne die Freiheit hat, seine Lebensentscheidungen, seine ökonomischen Entscheidungen freiheitlich und ohne staatlichen Zwang und Einmischung zu treffen. (…) Wir wollen, dass sich der Staat ökonomisch zurückzieht. Und wir wollen, dass er sich gesellschaftlich zurückzieht.“
Der Staat soll sich aus diesen Lebensbereichen zurückziehen:
„Der Staat mischt sich auch gesellschaftspolitisch ein. Und das haben sozialistische Systeme an sich. Sie mischen sich in die Gesellschaft hinein. Sie zerstören die Familien als Keimzelle unserer Gesellschaft. Sie zerstören die familiären Strukturen, indem die Kinder möglichst früh aus dem familiären Kontext rausgezogen werden. Die Kinder sollen umerzogen werden in den Schulen, in den Kindergärten, wo ihn irgendwelche linksgrünen Lehrer irgendwas erzählen und teilweise die Kinder auch gegen ihre eigenen Eltern aufbringen und ihnen völlig abstruse Ideen vermitteln, wie zum Beispiel: Ihr dürft euch das Geschlecht einmal im Jahr aussuchen.“
Die Kernbotschaft wieder in einem Satz:
„Wir wollen die Freiheit und wir wollen nicht geknechtet werden von einem übergriffigen Staat.“
Nach einem kurzen Blick auf die Kriegstreibereien bestimmter Gruppen der Alt-Parteien widmet sich Alice Weidel umfänglich den Verwerfungen des Corona-Regimes. Gemessen an ihren vorangegangenen Reden hat Dr. Weidel in Hamburg den Fokus von der Migrationsproblematik auf den Freiheitsgedanken und die Aufarbeitung des Corona-Regimes gelegt hat.
Die Freiheit stand auch für die Querdenken-Bewegung immer im Zentrum des Begehrens.
Alice Weidel bedankt sich beim Widerstand:
„Ich möchte mich auch an dieser Stelle bei all den Montagsspaziergängern bedanken, die das alles auf sich genommen haben, den Mut gehabt haben, gegen diese Regierungspolitik zu Felde zu ziehen. Ich möchte mich bei den kritischen Ärzten bedanken und auch bei Pflegern und ärztlichem Personal, die diesen Spuk nicht mitgemacht haben und auch das Risiko eingegangen sind, ihre Zulassung zu verlieren und heute Hausdurchsuchungen erleiden müssen.“
„Hoch und heilig“ verspricht Alice Weidel, die Alternative für Deutschland werde „diese Menschen zur Rechenschaft ziehen, wenn sie nicht selbst die Verantwortung übernehmen“.
Und dann ist die Rede von Alice Weidel nach 45 Minuten beendet. Ein Appell an die Freiheit und ein Versprechen der Aufarbeitung der Corona-Jahre der Unfreiheit. Die Standing Ovations im Saal scheinen den Appell des Mannes am Klavier zu Beginn der Veranstaltung noch einmal zu wiederholen: „Let it be – Lass es geschehen“.
Zur Quelle wechseln
Author:
Alexander Wallasch