VW-Konzernchef Oliver Blume zweifelt das von der EU geplanten Verbrennerverbot an. «Aus heutiger Perspektive ist das Ziel, wie es für 2035 gesetzt wurde, unrealistisch. Und deshalb brauchen wir dort mehr Flexibilität», sagte Blume in einem Video-Interview der Deutschen Presse-Agentur. Man müsse sich – losgelöst von Ideologien – anschauen, was erreicht werden könne.
Das Erreichen der Klima-Ziele sei eine wesentliche Verpflichtung, sagte Blume, der auch den Sportwagenbauer Porsche führt. Den Zeitraum ab 2035 müsse man aber strecken – auch im Sinne der Technologieoffenheit. Alles, was zur Dekarbonisierung beitrage, solle dafür eingesetzt werden können. Aus der Branche kamen zuletzt Vorschläge, zum Beispiel Plug-in-Hybride und Wagen mit Range Extendern von dem Verbot auszunehmen. Bei Letzteren erhöht ein kleiner Verbrennungsmotor die Reichweite von E-Autos.
Rückenwind kam von Bundeskanzler Friedrich Merz. «Einen harten Schnitt 2035 darf es nicht geben», sagte er in Berlin. Das sei technisch nicht möglich. Der CDU-Politiker hatte zuvor zu einem «Autogipfel» mit Branchenvertretern, Gewerkschaft und mehreren Bundesländern geladen, um über bessere Bedingungen für die kriselnde deutsche Schlüsselindustrie zu beraten.
Blume: «Brauchen auch attraktive Förderkulissen»
Blume betonte aber auch: «Wir sehen als Zukunftstechnologie ganz klar die Elektromobilität». Man müsse alle Anstrengungen unternehmen, damit sie Erfolg hat. Dafür seien «attraktive Autos wichtig. Das ist unsere Verantwortung», sagte Blume. Der Top-Manager nahm aber auch die Politik in die Pflicht: Sie müsse attraktive Rahmenbedingungen für Kunden schaffen.
Blume forderte neben einer besseren Ladeinfrastruktur – sowohl in Städten als auch auf dem Land – günstigere Strompreise. «Wir brauchen auch attraktive Förderkulissen, wie beispielsweise intelligente Steuermodelle, die dann eben auch den Anreiz für einen solchen Kauf des Elektrofahrzeugs begünstigen», sagte Blume, ohne Einzelheiten zu nennen.
Nach dpa-Informationen schlug Volkswagen im Kanzleramt eine Steuerprämie vor, die die Einkommenssteuer von E-Auto-Kunden reduziert. Zuvor hatte sich die schwarz-rote Koalition bereits auf ein neues Förderprogramm geeinigt. Vor allem Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen sollen beim Umstieg auf emissionsfreie Autos unterstützt werden. Die Modalitäten sind noch unbekannt.
Verbrenner-Aus soll Emissionen senken
2022 hatte die EU beschlossen, dass Neuwagen ab 2035 im Betrieb kein klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2) mehr ausstoßen dürfen. Die auch als Verbrenner-Aus bezeichnete Entscheidung hätte zur Folge, dass Neuwagen mit Verbrennungsmotor nicht mehr zugelassen werden dürften. Ziel ist es, die Emissionen im Verkehrssektor zu senken. Damals ging man noch von deutlich höheren Verkaufszahlen für E-Autos aus. Die EU-Kommission hatte im März angekündigt, das Ziel noch in diesem Jahr überprüfen zu wollen.
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