Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger
Sehr lange habe ich nichts über die sonderbare PCR-Pandemie gesagt. Nun hat die Neue Zürcher Zeitung am 6. Oktober über das Ergebnis einer parlamentarischen Anfrage des Bundestagsabgeordneten Kay-Uwe Ziegler berichtet, in der es um den Impfstatus der sogenannten Covid-Toten ging. Die Originalantwort war bis zum Abend des 7. Oktober bedauerlicherweise noch nicht veröffentlicht, weshalb ich mich im Wesentlichen auf den Artikel der NZZ beschränken muss.
Die berichteten Daten sind einfach genug. Es wird mitgeteilt, „in den Jahren 2020 bis 2024 seien 187.000 Todesfälle in Zusammenhang mit Corona erfasst worden, «rund 39.000 Fälle ungeimpft und rund 33.000 Fälle mindestens einmal geimpft».“ Dazu ergänzt die Autorin, in der Regierungsantwort werde es zwar nicht erwähnt, aber ein Abgleich mit Zahlen des Statistischen Bundesamtes ergebe, dass ein „Großteil der ungeimpften Toten, rund 36 000 Fälle“, in das Jahr 2020 falle, als es noch keine Covid-geimpften Toten gab, weil kein Impfstoff vorlag.
Nun ist es nicht neu, dass der Begriff des Covid-Toten problematisch ist, denn es handelte sich dabei stets, wie auch die NZZ schreibt, um Todesfälle im Zusammenhang mit Corona, also schlicht um Verstorbene, die an was auch immer verstorben sind, aber einen positiven PCR-Test aufwiesen. Insofern sind die Zahlen mit äußerster Vorsicht zu genießen. Dennoch kann eine kleine Betrachtung lohnenswert sein.
Zunächst fällt auf, dass 36.000 von 187.000 Toten auf das Jahr 2020 fielen und es somit in den verbleibenden vier Jahren zu 151.000 Todesfällen kam. Aber 2020 war nur ein Jahr, und es war zudem das Jahr des Beginns, als man ständig hörte, es handle sich um ein völlig neuartiges Virus, gegen das der Mensch keine Immunantwort habe, während ab Dezember 2020 die Impfkampagne ins Laufen kam und zudem die „absolute Killervariante“, die Karl Lauterbach so gern beschwor, ausblieb. In den vier Jahren von 2021 bis 2024 hätte man eigentlich nicht mehr als viermal so viele Todesfälle erwarten sollen wie in dem einen Jahr 2020, aber 4*36.000 = 144.000, und in Wahrheit sollen es 151.000 gewesen sein – trotz Impfung und stetig steigender Impfquoten. Ich gestehe gern den einen oder anderen zusätzlichen Toten zu, da das offizielle Ausrufen der PCR-Pandemie nicht gleich am 1. Januar erfolgte, doch es ist anzunehmen, dass das Virus schon vor den Regierungsaktivitäten im März kursierte, aber mangels PCR-Test noch nicht bemerkt wurde.
Die Wirksamkeit der Covid-Impfung gegen einen tödlichen Verlauf ist somit ein wenig fraglich. Aber sehen wir uns die weiteren Zahlen an. Von den 39.000 ungeimpften Toten fielen 36.000 auf das Jahr 2020 und nur 3.000 auf die vier Jahre von 2021 bis 2024. Etwas seltsam ist das schon. Für den Moment befasse ich mich nur mit diesen 3.000 Todesfällen und mit den 33.000 geimpften Fällen, die im gleichen Zeitraum aufgetreten sind. Es gab also elfmal so viele geimpfte Covid-Tote wie ungeimpfte – auf die problematische Rolle des Begriffs „Covid-Tote“ hatte ich schon hingewiesen und werde ihn ab jetzt ohne weiteren Hinweis einfach verwenden. Der Faktor 11 wäre nicht weiter problematisch, wenn es denn mindestens elfmal so viele Geimpfte wie Ungeimpfte gegeben hätte, anders gesagt: hätte man eine Impfquote von 91,66 % vorweisen können und eine Quote der Ungeimpften von nur 8,34 %, dann wäre die Impfung zwar wirkungslos gewesen, aber auch nicht gleich schädlich, denn in diesem Fall entspräche die Quote der geimpften Toten gerade der Quote der Geimpften in der Bevölkerung. Bei höherer Impfquote wäre sogar ein Erfolg der Impfung zu vermelden.
So hoch war sie aber nie. Wie man bei Statista sehen kann, hatte sie sich bis November 2022 bei etwa 78 % eingependelt, Zweit- und Drittimpfungen lagen entsprechend niedriger. Bis Ende 2024 ist sie noch auf etwas über 78 % gestiegen; ich bin großzügig genug, auch 80 % anzunehmen.
Doch selbst 80 % sind keine 91 %. Anders gesagt: Es mag 2024 viermal so viele Geimpfte wie Ungeimpfte gegeben haben und in den Jahren zuvor noch weniger – aber elfmal so viele waren es nie. Im Hinblick auf die Covid-Toten von 2021 bis 2024, deren Impfstatus vorlag, gab es überproportionale viele Geimpfte. Eine positive Wirksamkeit ist nicht festzustellen.
Viel muss das noch nicht heißen, denn es gab nicht nur die 36.000 Toten der Jahre 2021 bis 2024, deren Impfstatus bekannt war, sondern insgesamt 151.000, und daher verbleiben 115.000 Todesfälle mit unbekannter Impfgeschichte. Was wissen wir über die? Nur, dass wir nichts wissen. Die könnten alle ungeimpft gewesen sein, das wollte man uns ja so gerne weismachen, ohne es je belegen zu können. Sie können auch alle mindestens eine Impfung erhalten haben, was wir aber nicht wissen, weil wir ihren Impfstatus nicht kennen. Vermutlich liegt die Wahrheit zwischen den beiden Extremen, und betrachtet man nur die beiden Extremfälle, so kennt man auch den Bereich des Möglichen.
Zunächst also den Fall, dass alle 115.000 ungeimpft waren. In diesem Fall teilen sich 151.000 Tote auf in 33.000 geimpfte und 118.000 ungeimpfte, denn von 3.000 wusste ich schon, dass sie keine Impfung empfangen haben. Das ist das 3,6-Fache der geimpften Toten. Da aber spätestens ab Mitte 2021 die Mehrheit, später auch die sehr deutliche Mehrheit der Bevölkerung geimpft war, gäbe es somit überproportional viele ungeimpfte Tote, denn der Anteil der Ungeimpften an den Todesfällen läge deutlich über ihrem Anteil an der Bevölkerung. Der erste Extremfall läuft also auf eine klare positive Wirkung der Impfung hinaus.
Der zweite aber nicht. Denn sollten die 115.000 Toten alle geimpft worden sein, so muss ich sie auf die bekannten 33.000 Toten addieren und komme auf 148.000 geimpfte Tote, denen nur 3.000 ungeimpfte gegenüber stehen. Damit haben wir den Faktor 49. Schon der Faktor 11 von oben war nicht erreichbar, der Faktor 49 ist es erst recht nicht. Der Anteil der Geimpften an den Todesfällen läge also nun unglaublich deutlich über ihrem Anteil an der Bevölkerung, weshalb mit Sicherheit keine positive, sondern eine negative Wirkung der Impfung im Hinblick auf tödliche Verläufe vermerkt werden müsste.
Beide Szenarien zeigen genau entgegen gesetzte Ergebnisse, es war kaum anders zu erwarten. Und das heißt: Über die Wirksamkeit der gepriesenen Impfung wissen wir nichts. Vielleicht hat sie Todesfälle verhindert, vielleicht hat sie sie herbei geführt, die offiziellen Zahlen belegen gar nichts, da es in einem Umfang an Daten fehlt, den man nur als unfassbar bezeichnen kann. Dennoch hat man Lockdowns verhängt, Grundrechte außer Kraft gesetzt, Ungeimpfte von ihren Arbeitsplätzen verjagt, sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen und tyrannisiert. Man wusste nichts und tat alles.
In unseren Tagen werden häufig Drohnen gesichtet. Man weiß nicht, woher sie kamen. Man weiß nicht, wohin sie verschwanden. Man weiß nicht, wer sie gesteuert hat. Man hat keine Belege.
Auf dieser Basis wird von Politikern und Journalisten bereits über das Ausrufen des Spannungsfalls gesprochen, der der Regierung außerordentliche Vollmachten beschert.
Wieder einmal wissen sie nichts.
Was sie tun werden, wird sich zeigen.
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Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.
Bild: Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons
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