Sie sterben leise. Unsere Traditionen. Nicht durch Verbot, nicht durch Verzicht – sondern durch Gewaltimport, Bürokratie, Angst und ein kollektives Wegschauen. Erst fällt ein Martinsumzug aus, dann geht es einem Weihnachtsmarkt an die Existenz. Was früher kulturelles Selbstverständnis war, steht heute unter Sicherheitsvorbehalt. Und unter Polizeischutz. Und fällt morgen vielleicht ganz weg.
Vor weniger als einem Monat habe ich hier darüber geschrieben, wie in mehreren Städten die traditionellen Sankt-Martins-Umzüge gestrichen oder in geschlossene Räume verlegt wurden – aus Angst vor Anschlägen. Jetzt folgt der nächste Tabubruch: Weihnachtsmärkte stehen auf der Kippe. Nicht wegen Corona. Nicht wegen Klima. Sondern wegen Terror. Genauer gesagt: Wegen der Auflagen, die dieser Terror mit sich bringt – und der Verantwortungslosigkeit eines Staates, der sie fordert, aber nicht finanziert.
Beton statt Besinnlichkeit
Der jüngste Hilferuf kommt ausgerechnet aus Dresden – jener Stadt, die sich selbst gern als Weihnachtshauptstadt Deutschlands bezeichnet. Neben dem städtischen Striezelmarkt gibt es dort eine Reihe privat organisierter Märkte, die nun am staatlichen Sicherheitswillen zu scheitern drohen. Der Grund: Die Behörden verlangen „zertifizierte Terrorsperren“. Kostenpunkt? Laut Veranstalter Matteo Böhme rund vier Millionen Euro. Geplant waren 800.000, so die „Bild“.
Böhme betreibt den „Augustusmarkt“, ist Sprecher des IHK-Arbeitskreises Veranstaltungswirtschaft und rennt seit Monaten durch Ämter, Ministerien und Rathäuser. Er schrieb sogar persönlich an Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU). Die Antwort? Ein Mustertext. Man suche „mit dem Städte- und Gemeindetag nach Lösungen“. Und die bundesweite Gefährdungsbewertung komme – Anfang Dezember. Also nachdem die Märkte längst eröffnet sind.
Was das bedeutet, bringt Böhme auf den Punkt: „Eingedampfte Märkte ohne jede Atmosphäre – oder komplette Absagen.“ Mitten in der angeblich schönsten Zeit des Jahres.
Sicherheitskosten ruinieren Veranstalter
Die Auflagen sind nicht neu – doch seit dem Anschlag in Magdeburg, bei dem ein radikalisierter Islamist in einen Menschenauflauf raste, sind sie drastisch verschärft worden. Die Polizei fordert Sperrungen, Zufahrtskontrollen, technische Barrikaden. Und der Staat? Verlangt alles – aber zahlt nichts. Besonders betroffen: private Veranstalter, die traditionell einen erheblichen Teil der Weihnachtsmärkte stemmen. Für sie geht es längst ums Überleben. Ein Branchenvertreter spricht offen von einem „Kollaps der Weihnachtsmarkt-Kultur“.
Die absurde Konsequenz: In Berlin, etwa am Breitscheidplatz, werden Teile der Sicherheitskosten staatlich mitgetragen – in Dresden bittet derselbe Staat private Veranstalter zur Kasse. Dieselbe Bedrohung, dieselbe Sperre, aber völlig andere Verantwortung. Willkommen im föderalen Absurditätenkabinett Deutschland. Wer Hauptstadt‑Kulisse liefert, bekommt Hilfe. Wer lokal kämpft, kriegt Auflagen – und muss die monströsen Sperren, die seinen Markt entstellen, selbst bezahlen.
Der Staat schaut weg – und keiner sagt, warum
Dabei liegt das Problem nicht nur im Geld. Sondern im Schweigen. Niemand spricht aus, wovor die Barrieren eigentlich schützen sollen. Niemand benennt die Tätergruppen, die in Innenministerien als „relevant“ gelten. Niemand fragt, wie ein Land in diese Lage kommen konnte – und was es bedeutet, wenn der Zugang zu Glühwein und gebrannten Mandeln nur noch hinter einschüchternden Betonbarrieren gewährt wird.
Wie bei den Martinsumzügen wird auch hier nicht gestritten, nicht gestrichen, sondern still erledigt. Ein Fest, das nicht mehr sicher durchführbar ist, ist kein Fest mehr. Eine Tradition, die nur noch unter Panzerplatten stattfindet, ist keine gelebte Kultur – sondern eine Simulation davon. Und das größte Problem: Es scheint niemanden mehr zu stören. Die einen nicken müde, die anderen rechnen nüchtern – und am Ende verschwindet wieder ein Stück öffentliches Leben, ohne dass es jemand richtig merkt.
Wir leben in einem Land, in dem die Folgen einer völlig außer Kontrolle geratenen Einwanderungspolitik nicht benannt, sondern vertuscht werden. Verbaut. Mit Beton, mit Formulierungen, mit Selbstzensur. Und wer die Ursache benennt, gilt nicht als mündiger Bürger, der sich legitime Sorgen macht, sondern als verdächtig. Selbst das Wort „besorgt“ wurde zum Schimpfwort gemacht.
Wer das Wort Gewaltimport in den Mund nimmt, ist verdächtig. Und dank solcher Sprachverbote wurde staatliches Versagen zur Norm, zu etwas, an das man sich gewöhnt hat, über das man sich nicht mehr aufregen darf. Die Bürger sollen zahlen, sich fügen und vor allem: nicht nachdenken und den Mund halten. Die schlimmste Bedrohung scheint für unsere rot-grünen Ideologien und ihre Steigbügelhalter aus Union und FDP nicht mehr der nächste Anschlag zu sein – sondern der, der es wagt, seine tiefen Ursachen zu hinterfragen und zu erklären.
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