• 6. Oktober 2025

Wallasch und sein russizistischer Pazifismus

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Okt. 6, 2025
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Gestern sprach ich im Interview mit Heiko Teggatz, Gewerkschaftsboss der Bundespolizei, über die Dobrindt-Pläne zur Drohnenabwehr, bei denen der Bundespolizei eine wichtige Rolle zukommen soll. Ein Kernsatz von Teggatz wurde meine Schlagzeile: „Wir holen die Dinger notfalls robust vom Himmel!“

Das Interview wurde viel gelesen und kommentiert. Teilweise etwas rüde. Aber was mir aufgefallen ist und schon bei der Debatte um die Wehrpflicht aufgefallen war, ist eine unzulässige – oder ungünstige – Vermischung zweier Dinge: Zum einen die Frage, ob wir Wehrpflicht und Drohnenabwehr wirklich benötigen. Und zum anderen der direkte Zusammenhang des Aufkommens dieser Frage mit dem Ukrainekrieg und der deutschen Unterstützung.

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass beide Fragen – und weitere zum militärischen Komplex – zu kaum einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können. Hier wird der Ukrainekrieg zwangsweise immer mitgedacht.

Wer aber das kriegerische Engagement der Bundesregierung und NATO in der Ukraine grundsätzlich ablehnt und endlich glaubwürdige Friedensverhandlungen einfordert, der muss der Debatte um die Wiedereinführung einer Wehrpflicht, eines Drohnenschirms usw. schon grundsätzlich vehement widersprechen, weil die Befürworter nicht in der Lage sind, ihre Forderungen vom Kriegsengagement für die Ukraine zu trennen.

Deutschland kann alles in seiner Macht Stehende tun, auf alle Beteiligten einzuwirken, diesen Krieg endlich zu beenden. Wir haben zudem einer Million Ukrainern Schutz geboten. Es gibt allerdings keinerlei Verpflichtung für die Bundesrepublik in Form irgendwelcher Beistandspakte, ohne Wenn und Aber ins Verderben zu rennen oder bis zur letzten Patrone gegen Russland zu kämpfen. Exemplarisch für die dem gegenüberstehende Haltung hat sich Leserbriefschreiber „Berlindiesel“ positioniert und argumentiert. Seine Kernthese: Wir dürfen die Entwicklung in der Militärtechnik nicht erneut verschlafen.

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Hier der Leserbrief von „Berlindiesel“:

Egal, wie sich Alexander Wallasch bemüht, er bekommt Teggartz nicht mit seinem russizistischen Pazifismus zu fassen. Dabei gibt er alle Trigger-Worte vor.
Der Denkfehler Wallaschs, den er als Pazifist macht, ist seine Vermutung, Drohnen seien nur ein Ausfluss des russisch-ukrainischen Krieges und die Gefahr – die er selbst bestreitet – entstünde nur, weil man die ruhmreiche Russenarmee am Sieg über die Bandera-Faschisten hindert. Wäre der Krieg vorbei, wäre alles wieder „gut“ und wie früher.

Drohnen sind ja nichts neues, sie durchlaufen nur eine ständige Evolution und auch Miniaturisierung. Eine gewisse Analogie erkennt man beim Entstehen und der Entwicklung des Flugzeuges als Kampfmittel – ursprünglich wurde das Flugzeug, wie die Drohne auch, nicht mit militärischer Zielrichtung entwickelt.

Im 1. Weltkrieg zeigte sich sein Potential das erste Mal (der deutsche Sieg über die Russen in Ostpreußen 1914 kam auch zustande, weil die Deutschen Flugzeuge zur Aufklärung einsetzen, die Russen aber nicht), doch war die Wirkung auf Bodentruppen noch gering, in erster Linie bekämpften die jeweilige Fliegertruppen nur ihr Gegenüber.

Im 2. Weltkrieg zeigte sich dann aber das volle Potential mit den Feuerstürmen von Dresden, Hamburg und Hiroshima als Fanal. Und die deutsche Luftwaffe bombte dem Heer 1940 den Weg frei, so dass Frankreich in vier Wochen niedergeworfen wurde, was im 1. Weltkrieg in vier Jahren nicht gelungen war.

Und auch hier tut sich eine historische Parallele auf: Der Versailler Vertrag verbot Deutschland den Aufbau und Unterhalt einer Luftwaffe. Entwicklung fand nur im Geheimen statt, erst 1934 betrieb man den Aufbau wieder offen. Auch wenn die deutsche Luftfahrtindustrie genauso gute Flugzeuge bauen konnte wie die Briten oder Amerikaner, so versäumte Deutschland aber 20 Jahre die Evolution der Militärluftfahrt.

Dadurch verkannte man die Bedeutung des strategischen Bombers und begann so viel zu spät mit der Entwicklung eines deutschen Fernbombers, weswegen die Luftwaffe den alliierten Bomberoffensiven nichts entgegensetzen konnte. Nur mit Jagdflugzeugen waren die riesigen Bomberströme nicht zu brechen, dazu hätte man die Basen in England angreifen müssen, hatte dafür aber nicht den entsprechenden Typ (wie die B-17 oder Lancaster) Diese Tatsache hat erheblich zur deutschen Kriegsniederlage beigetragen.

Dieses Muster wiederholt sich gerade, oder könnte sich wiederholen.

Ginge es nach dem pazifistischen Ansatz Wallaschs, würde Deutschland in Sachen Drohnen gar nichts machen, also „die andere Backe hinhalten“, versuchen, harmlos und niedlich zu sein und hoffen, Russen, Chinesen und Kriminelle damit zu betören, als dass sie einen Bogen um dieses Land machten.

Würde uns das vor Drohnen schützen? Nein. Wer diesem Land schaden will, wird dazu in Zukunft auch und bevorzugt auf Drohnen setzen. Ihn interessiert nicht, dass Alexander Wallasch aus der Geschichte gelernt hat und ihm der Arm abfault, wenn er je wieder eine Waffe berührt.

Er wird das tun, was ihn sein Ziel erreichen lässt. Da man mit Kernwaffen Deutschland nur zerstören, aber nicht erobern kann, und von allen denkbaren Feinden keiner mehr eine ausreichend große klassische Armee hat, um Deutschland ohne große Verluste niederzuwerfen, werden Drohnen ein, oder gar das bevorzugte Mittel der Wahl sein. Und das nicht nur in Sachen Krieg.

Professionelle Asylschlepper oder Schmuggler beginnen längst, in kleinerem Maßstab aus dem Drohnenkrieg in der Ukraine zu lernen. Jeder Grenzer oder Polizist ist dabei ein Ziel für eine FPV-Drohne.

Noch besteht die Chance, einen robusten Schirm gegen Drohnen aufzubauen und diesmal die Entwicklung nicht zu verschlafen.

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Author:
Alexander Wallasch

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