Endlich tut sich was in der evangelischen Kirche! Nein, nicht bei der Zahl der Kirchenmitglieder – die sinkt weiter zuverlässig wie der Glaube an gute Bahnverbindungen. Aber dafür wird nun eine neue Spezies entdeckt: der Mann. Besser gesagt: das Konstrukt „Männlichkeit“. Und weil man damit nicht einfach umgehen kann wie mit einem normalen Menschen, braucht es dafür natürlich einen eigenen Referenten. Oder eine Referent*in. Oder ein Referent_x.
Klingt absurd? Ist aber amtlich: Die Evangelische Kirche in Deutschland schreibt aktuell eine unbefristete 50-Prozent-Stelle für einen „Referentin (w/m/d) für Männlichkeitsperspektiven in Kirche und Theologie“ aus. Kein Scherz. Sondern das ernst gemeinte Stellenangebot einer Organisation, die sich in Slow-Motion selbst abschafft.
Warum nur 50 Prozent? Wahrscheinlich aus Angst vor 100 Prozent Männlichkeit.
Gesucht wird eine Person, die „aktuelle Debatten in den Masculinity Studies beobachtet“, Forschungsergebnisse „kontextsensibel elementarisiert“ und eigene Studienprojekte anstößt. Voraussetzung: Gender-Master, idealerweise mit theologischer Beilage, und die Fähigkeit, „kritische wie ressourcenorientierte Perspektiven“ auf das Männliche zu entwickeln. Wer sich also schon immer gefragt hat, wie hegemoniale Männlichkeit mit dem Abendmahl zusammenhängt – hier ist Ihre Bühne.
Bezahlt wird das Ganze mit Kirchensteuern – also dem Geld der letzten treuen Schäfchen, die noch nicht zur AfD übergelaufen oder einfach ausgetreten sind. EG 13, das entspricht etwa dem Gehalt eines promovierten Lehrers oder eines erfahrenen Verwaltungsjuristen. Nur dass hier keine Schulklasse unterrichtet wird, sondern der letzte Rest an traditionalistischer Maskulinität endgültig entsorgt wird.
Das alles ist kein Witz, sondern Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses der EKD – einer Kirche, die in allen politischen Systemen, auch in den finstersten Zeiten, stets stramm vor dem jeweiligen Zeitgeist Männchen machte. Und die längst aufgehört hat, Fragen der Schuld, Gnade oder Erlösung zu stellen – stattdessen liest man die Bibel queer, erklärt Gott zum queeren Wesen und erklärt sogar das traute hochheilige Paar aus der Weihnachtsgeschichte, also Maria und Josef, zum lesbischen Paar – selbst wenn die Beteiligten schon seit 2000 Jahren nichts davon wissen. Wer so entschlossen alles dekonstruiert, was früher als Ordnung galt, braucht natürlich auch Personal zur Überwachung des Diskurses.
Früher war ein Mann ein Mann. Heute ist er ein Forschungsfeld.
Die Aufgabenbeschreibung liest sich wie aus einem schlecht gelaunten Soziologie-Kolloquium im Spätsozialismus: Man solle „Impulse geben“, „Kirchenakteur*innen beraten“ und „Good-Practice-Beispiele“ aufbereiten. Und all das im „Studienzentrum für Genderfragen“, das selbst kein eigenständiger Thinktank ist, sondern ein Anbau im Ziergarten der postmodernen Theologie. Früher stand dort der brennende Dornbusch. Heute: der Gender-Busch mit Zertifizierung.
Zur Belohnung winken: ein moderner Arbeitsplatz, ein Zuschuss zum Deutschlandticket, „flexible Arbeitszeiten“ und eine „berufundfamilie“-Zertifizierung. Letztere dürfte inzwischen auch für Patchwork-Poly-Vielfalt gelten – solange die Betroffenen korrekt gegendert werden. Das Kreuz hängt sicher noch irgendwo. Wahrscheinlich als Symbol kolonialer Schuld.
Was bleibt? Ein bisschen Wehmut. Früher predigte die Kirche vom Kreuz. Heute vom Konstrukt. Früher versuchte man, Menschen zu bessern. Heute deren Geschlechterrollen. Und wenn Jesus demnächst ein zweites Mal wiederkommt, muss er sich vermutlich erstmal durch ein paar Gender-Workshops arbeiten, bevor er das Wort ergreifen darf.
Oder er wird direkt abgewiesen – wegen toxischer Männlichkeit.
Man könnte lachen – wenn es nicht so traurig wäre. Während die Kirchenaustritte neue Rekorde brechen und kaum noch jemand unter 40 weiß, was ein Pfingstfest ist, organisiert die EKD sich ihre eigene Bedeutungslosigkeit. Aus einer Kirche wird ein ideologischer Projektträger für rot-grüne Umerziehung. Gott? Jesus? Spielen keine Rolle mehr. Aus einem Bekenntnis eine Haltung. Und aus dem Glauben ein Konstrukt mit multiplen Perspektiven.
Als ich die Ausschreibung sah, war mein erster Gedanke unwillkürlich der an einen satirischen russischen Begriff: „Professor für saure Kohlsuppe“. Gemeint ist ein Mensch, der sich mit etwas vermeintlich Hochwichtigem beschäftigt – das in Wahrheit völlig überflüssig ist.
Früher dachte ich oft: Wir bräuchten im Deutschen eine passende Entsprechung für diesen Begriff.
Jetzt dämmert mir: Wir haben sie längst.
Referent*in (w/m/d) für Männlichkeitsperspektiven.
PS: Eine Frage drängt sich mir am Ende doch noch auf – und ich finde keine befriedigende und vor allem keine hinreichend keusche Antwort:
Woher kommt diese geradezu manische Fixierung der Kirchen auf Geschlecht, Sexualität und sexuelle Identität?
Warum ausgerechnet dort – wo es einst um das Ewige, das Heilige, das Größere ging – dieser unstillbare Drang, sich auf Geschlechterrollen, Pronomen und queeren Krippenspielen zu versteifen? Statt auf Glaubensfragen. Oder wenigstens soziale Probleme.
Ist das noch Zeitgeist – oder schon eine Flucht vor eigenen Problemen in diesem Bereich?
Oder anders gefragt: Was kompensiert man hier eigentlich?
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