Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle
AfD-Chefin Alice Weidel hat die Nase voll von Putins ständigen militärischen Provokationen. Vor der jüngsten Fraktionssitzung stellte sie klar: „Man sollte die Geduld von Donald Trump nicht auf die Probe stellen. Man sollte ihn auch nicht in seinen Friedensbemühungen das Gesicht verlieren lassen.“
Hintergrund sind die wiederholten Verletzungen des polnischen und estnischen Luftraums – bei diesen NATO-Mitgliedsstaaten. Vor vier Tagen drangen sogar russische Kampfflugzeuge minutenlang in den estnischen Luftraum ein. Und erst vor 24 Stunden flog eine russische Militärmaschine ohne Transpondersignale über dem internationalen Luftraum der Ostsee, die natürlich trotzdem entdeckt wurden. Zwei Eurofighter der deutschen Luftwaffe starteten daraufhin vom Fliegerhorst Laage, um das Flugzeug zu identifizieren – ein Aufklärer vom Typ Il-20.
Dazu kommt, dass Russland alle Friedensbemühungen aus Washington und Europa nicht nur ignoriert, sondern unterläuft durch seine ständigen Provokationen und auch Sabotageaktionen in Deutschland.
Nur noch sehr einfältige Menschen sind inzwischen noch aufgeschlossen gegenüber den Lügengeschichten des Kreml von der angeblichen Bedrohung durch die NATO oder die Ukraine. Selten war so deutlich, wer Täter und wer Opfer in diesem Krieg ist. Und das nehmen auch Menschen im Umfeld der AfD zunehmend wahr.
So beweist Alice Weidel politischen Instinkt, wenn sie sagt: „Ich glaube, dass auch Russland dazu aufgerufen ist, sich deeskalierend zu verhalten und nicht zusätzlich den NATO-Luftraum zu verletzen und die Luftabwehrsysteme zu testen.“ Denn das habe „absolutes Potenzial zur weiteren Eskalation“, so Weidel. Und weiter: „Irgendwo muss sich Putin irgendwann bewegen. Davon haben wir leider bislang zu wenig gesehen.“
Mahnende Worte und Nachdenklichkeit
Was für ein wohltuender Unterschied zu ihrem CO-Vorsitzenden Tino Chrupalla, der mit Bierzeltreden über den „Bettelpräsidenten“ Wolodymyr Selenskyj Gegröhle in ostdeutschen Sälen hervorruft, aber große Teile der Deutschen damit zweifellos abstoßen dürfte.
Und so arbeitete Chrupalla sich am Montag wieder an Einzelheiten wie der Bauweise von Drohnen und Bewaffnung oder nicht ab. Das ist allerdings völlig irrelevant, denn: Russische Drohnen haben weder im polnischen noch im Estnischen Luftraum etwas zu suchen – alles andere sind im wahrsten Sinne des Wortes Nebenkriegsschauplätze. Chrupalla behauptete sogar, die russischen Drohnen seien in Wirklichkeit bloß „aus Styropor und Sperrholz zusammengeschustert“. Also alles nicht so schlimm. Wie so ein Moskauer Apparatschik halt auch reden würde.
Tatsächlich hat sich die AfD nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine von Anfang an immer wieder lautstark mit Verständnis für den Kriegsherrn Putin geäußert, mehrfach gab es Vorstöße in der Bundestagsfraktion, die Sanktionen gegen Russland aufzuheben. Das Sahnehäubchen auf der übel riechenden Kremltorte war dann zuletzt ein Besuch der AfD-Bundestagsabgeordneten Birgit Bessin aus Brandenburg mit Besuchern aus ihrem Wahlkreis in der Russischen Botschaft in Berlin.
,,Gerade in dieser politisch aufgeheizten Lage ist es wichtiger denn je, die Kommunikation aufrecht zu halten‘‘, sagte Bessin zur Begründung des Besuchs. Der russische Botschafter dürfte von dieser diplomatischen Initiative aus dem Wahlkreis Oberspreewald-Lausitz/Elbe-Elster schwer beeindruckt gewesen sein. Sicher hat er Putin direkt über die neueste Friedensinitiative aus Brandenburg informiert….
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf seinem Portal kelle-aktuell.de erschienen.
Bild: photocosmos1 / Shutterstock.com
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