Wie grenzt sich die Partei „Die Linke“ erfolgreich gegen ihre Abspalter um Sahra Wagenknecht und BSW ab? Indem sie einfach in das Kriegsgeschrei der Merz-Regierung mit einstimmt!
Der im Rentenalter angekommene Dietmar Bartsch (SED, PDS, Linkspartei) etwa fühlt sich um seinen Krieg betrogen. Der Fallschirmjäger der Nationalen Volksarmee (1976 bis 1978 Fallschirmjägerbataillon 40) hat offensichtlich noch eine Rechnung mit dem Bruderkuss der Russen offen. Erkennt er die letzte Gelegenheit im Ukraine-Krieg?
Bartsch wurde von der Wende überrascht, als er in Moskau weilte. Er war von 1986 bis 1990 Aspirant an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der KPdSU in Moskau. 1990 erfolgte dort seine Promotion zum Dr. rer. oec. mit der Arbeit „Распределительные отношения в условиях интенсификации социалистической экономики“ (Verteilungsverhältnisse unter den Bedingungen einer Intensivierung der sozialistischen Wirtschaft).
Nun erklärte der in Moskau ausgebildete Doktor gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass auch ehemalige NVA-Soldaten wie er selbst im bundesdeutschen Heimatschutz dienen sollen und wollen. Oder sehr zugespitzt formuliert: Die letzte Chance für Mauerschützen, dem Klassenfeind eine Kugel zwischen die Augen zu jagen. Aber dafür muss man den Russe 2025 erst zum neuen Klassenfeind der Gesamtdeutschen erklären.
Dietmar Bartsch schlägt also vor, auch frühere Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR als Reservisten heranzuziehen:
„Auch wenn alle früheren NVA-Soldaten inzwischen über 50 Jahre alt sind, sollte man überdenken, ob ihr kompletter Ausschluss aufrechterhalten werden soll.“
Die Heimatschutzregimenter der Bundeswehr setzen sich überwiegend aus Reservisten zusammen. Sie garantieren im Angriffsfall die reibungslose Etappe für die kämpfende Truppe. Wenn man dieses grundsätzlich vollkommen irre Gedankenspiel eines russischen Angriffs trotzdem einmal durchspielt, wird spätestens hier klar, dass dies längst Denkmuster aus den Weltkriegen sind:
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Ein moderner Drohnenkrieg unterscheidet viel weniger deutlich zwischen Angriffen in der Etappe und dem traditionellen Frontkampf. Aber damit ist man schon deutlich zu tief in diese neuen Denkmuster eingedrungen.
1990 wurde mit der NATO-Mitgliedschaft des wiedervereinigten Deutschlands die NVA aufgelöst. Viele NVA-Offiziere waren politisch belastet (SED-Mitgliedschaft, Stasi-Verbindungen), und ihre Qualifikationen entsprachen aus westlicher Sicht nicht den Standards der Bundeswehr. Von rund 36.000 Offizieren sollen nur etwa 3.200 in die Bundeswehr übernommen worden sein – hier oft mit Degradierungen ihrer bisherigen Ränge.
Der damalige Verteidigungsminister Stoltenberg fasste es in einem Satz zusammen: „Ein Staat – eine Armee!“ Ein Buchtitel des Autors Dieter Farwick von 1992 lautete: „Ein Staat – eine Armee: Von der NVA zur Bundeswehr“. Faktisch ging es aber um eine ideologische Säuberung, das war allen Beteiligten klar. Zuletzt einigte man sich darauf, die NVA als Relikt des SED-Staats abzuschaffen.
Nun wünscht also ein linker Bundestagsabgeordneter und ehemaliger NVA-Fallschirmjäger kurz vor Ablauf der natürlichen Verfallszeiten die Rehabilitation der NVA. Natürlich waren nur die wenigsten NVA-Soldaten Mauerschützen. Und die jungen wehrpflichtigen DDR-Männer hatten nicht dieselben Möglichkeiten wie ihre westdeutschen Kameraden, den Dienst an der Waffe zu verweigern. Für Bartschs Wandlungsfähigkeit spricht zudem, dass er Mitte 2011 öffentlich jenen Parteimitgliedern empfahl, die Partei zu verlassen, die sich geweigert hatten, einer Schweigeminute für die Mauertoten zu folgen.
Dietmar Bartsch trat während seiner Zeit als Fallschirmjäger 1977 der SED bei. Die Politisierung des Militärs ist hier unbestritten.
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Author:
Alexander Wallasch