Malca Goldstein-Wolf war Gast beim Rosch-Haschana-Empfang im Jüdischen Museum Berlin anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Zentralrats der Juden in Deutschland. Dort hörte die deutsch-jüdische Aktivistin und Autorin auch eine Ansprache des Bundeskanzlers.
Merz hat offenbar gerade jüdische Woche. Zwei Tage zuvor war er bereits Redner zur Wiedereröffnung der Münchner „Reichenbach“-Synagoge. Die emotionale Rede wurde anschließend viel diskutiert.
Malca Goldstein-Wolf nutzte in Berlin die Gelegenheit mit dem Bundeskanzler zu sprechen. Sie setzt sich seit Jahren für jüdisches Leben und gegen Judenhass ein. Die Begegnung mit dem deutschen Staatsoberhaupt fasste Frau Goldstein-Wolf in einem Beitrag bei X zusammengefasst. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin veröffentlichen wir hier ihren Beitrag.
Mein Gespräch mit Bundeskanzler Friedrich Merz
Es ist völlig klar, dass man die Festtagsrede zu „75 Jahre Zentralrat der Juden“ in Deutschland von Bundeskanzler Friedrich Merz aus Gründen der Höflichkeit nicht unterbricht. Es hat aber in mir gebrodelt und es war mir ein großes Bedürfnis mit ihm Tacheles zu reden.
So bin ich dann nach der Rede tollkühn zu ihm gegangen, habe mich vorgestellt und ihm gesagt, dass seit Außenminister Wadephuls „Zwangssolidarität“, seit dem Waffenembargo gegen Israel alle Dämme gebrochen sind.
Das Wort „Zwangssolidarität“, fand er auch unglücklich gewählt. Zum Thema Waffenembargo meinte er mehrfach, dass es kein Waffenembargo gibt.
Worauf ich ihm antwortete, dass das bei der Gesellschaft aber genauso angekommen ist. Und Menschen sich nun alle aus ihren Löchern trauen.
Er fügte erstaunlich emotional hinzu, dass die Menschen dort (ich denke, er meinte Gaza) auch leben wollen.
Ich entgegnete ihm, dass es ganz einfach wäre, den Krieg zu beenden, Hamas müsse nur die Geiseln freilassen und die Waffen niederlegen.
„Das tun die aber nicht“, antwortete er.
Ich habe ihm eindringlich klarzumachen versucht, dass Worte und auch Taten mit Bedacht gewählt werden müssen, weil wir Juden das ausbaden müssen. Ich habe ihm davon erzählt, dass mich seitdem Hassnachrichten nicht mehr mit Fakenamen, sondern mit Klarnamen erreichen.
Ich habe ihm gesagt, dass wir Juden dabei sind unsere Heimat zu verlieren. Mehrfach habe ich ihm gesagt, dass seinen Worten endlich Taten folgen müssen.
Ganz ehrlich? Ich fand seine Rede wenig gefühlvoll, wenig beeindruckend. Als Mensch empfand ich ihn als aalglatt. Ich habe ihn nicht um ein Foto mit mir gebeten. Ich konnte es nicht über mich bringen.
Als mir der deutsche Außenminister entgegenkam, konnte ich nicht anders: „Sie haben wirklich Chuzpe, hier aufzutauchen“, raunte ich ihm zu.
Er lächelte freundlich und strich mir über den Arm. Da hat mich jemand komplett falsch verstanden.
Schön war es, Kulturstaatsminister Weimer und Bundesinnenminister Dobrindt endlich persönlich für ihre tolle Arbeit danken zu können.
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Author:
Alexander Wallasch