Zuerst dachte ich an Satire. Dann an Trollerei. Für einen Moment habe ich gehofft, dass es ein Fake ist.
Doch die Mail war echt. Und sie war kein Einzelfall. Sie ging breit gestreut an unabhängige Journalisten, Autoren und Verlage – an Menschen, die man nicht alle in einem politischen Lager verorten kann, aber die eines gemeinsam haben: Sie sind unbequem. Sie stellen Fragen. Und sie passen nicht ins linke Weltbild.
Der Absender nennt sich „Rote Kapelle International“. Was schon für sich genommen ein Hohn ist – der Name einer antifaschistischen Widerstandsgruppe wird hier missbraucht von Leuten, die totalitäres Denken salonfähig machen wollen.
Die Mail beginnt mit großem Pathos: Man kämpfe „unermüdlich für eine gerechtere, menschlichere und aufgeklärtere Welt“. Kaum ausgesprochen, folgt einer der bösartigsten Sätze, die ich seit Langem gelesen habe:
„Anlässlich des selbst verschuldeten Todes von Hetzer Charlie Kirk …“
Der Mord an einem konservativen Aktivisten – öffentlich bejubelt. Und als „selbstverschuldet“ etikettiert. Als sei er provoziert worden. Als müsse man sich nicht empören – sondern bedanken.
Diese Leute geben vor, gegen Hass zu kämpfen – und reden wie fanatisierte Klerikalfaschisten.
Es folgt ein „Fragebogen zur moralischen und ethischen Integrität“ – 20 Punkte, die angeblich helfen sollen, „die wahren Gesichter hinter den Parolen“ zu erkennen. Die Fragen sind eine Mischung aus inquisitorischer Gesinnungsschnüffelei, moralischer Erpressung und rhetorischem Terror.
Einige Beispiele?
1. Glauben Sie an den Holocaust?
17. Verehren Sie Adolf Hitler?
5. Befürworten Sie Gewalt zur Durchsetzung rechter politischer Ziele?
Wer so fragt, hat sein Gegenüber längst entmenschlicht. Das ist nicht Aufklärung – das ist Gesinnungsdiktatur. Man könnte genauso gut fragen:
„Essen Sie kleine Kinder?“
„Vergewaltigen Sie Welpen?“
„Hassen Sie den Regenbogen?“
Es ist die gleiche rhetorische Struktur: Wer die Frage stellt, hat die Antwort längst in den Empfänger projiziert.
Der neue Totalitarismus trägt Hoodie
Diese Art zu denken ist nicht harmlos. Sie ist nicht schrullig oder „ein bisschen überdreht“. Sie ist gefährlich. Denn sie paart moralische Selbstüberhöhung mit totalitärem Denken – und fühlt sich dabei noch im Recht. Die Autoren dieser Mail sind überzeugt, für „Gleichheit“, „Würde“ und „Toleranz“ zu kämpfen. Doch wer ihre Worte liest, erkennt schnell: Toleranz gilt nur den eigenen Leuten. Der Rest ist vogelfrei. Wer trauert um Charlie Kirk? Wer glaubt, dass es nur zwei Geschlechter gibt? Wer kritisiert den Multikulturalismus? Schon ist man verdächtig. Schon wird einem „Hitler-Verehrung“ unterstellt – auf Knopfdruck, reflexhaft, brutal.
Warum ich diesen Wahnsinn dokumentiere
Normalerweise schenke ich solchen Leuten keine Bühne. Ich habe zu viele Spinner gesehen, zu viele ideologische Schmutzschleudern, um mich an allem zu reiben. Aber hier geht es um mehr.
Diese Mail ist ein Symptom. Sie zeigt, wie tief der neue Fanatismus schon in vermeintlich „progressive“ Milieus eingesickert ist. Und wie schnell Menschlichkeit zur Maske wird – und Hass zur Tugend. Was hier geschrieben steht, ist eine Selbstentlarvung in Reinform.
Ein mustergültiger Fall moralischer Verwahrlosung – unter dem Deckmantel von Hypermoral. Gerade deshalb muss man diese Mail veröffentlichen. Nicht um sie zu diskutieren – sondern um sie zu dokumentieren. Als abschreckendes Beispiel.
Denn das wirklich Beunruhigende ist: Diese Leute glauben, sie seien die Guten. Und es sei notwendig, so etwas zu schreiben. Was sie nicht begreifen: Die schlimmsten Verbrechen der Geschichte wurden nicht von Menschen begangen, die sich für böse hielten. Sondern von denen, die überzeugt waren, im Besitz der Wahrheit zu sein – moralisch überlegen, unfehlbar, „auf der richtigen Seite“. Ob Nazis oder Kommunisten – ohne ihren Wahn, im Namen des Guten zu handeln, wären ihre Verbrechen nicht denkbar gewesen.
Die Mail ging gezielt an Journalisten und Verlage, die sich dem Mainstream verweigern. Keine Neonazis. Keine Spinner, die die Erde für eine Scheibe halten. Keine Telegram-Gruppen. Sondern an Menschen, die einfach unbequem sind – publizistisch, bürgerlich, oft intellektuell. Dafür sollen sie jetzt mit Hitler-Fragen auf moralische Linie gebracht werden. Lesen Sie den Wortlaut – wenn Sie es aushalten. Aber glauben Sie nicht, dass das ein Einzelfall ist. Das ist keine Randnotiz. Das ist das neue Gesicht der Intoleranz. Und es ist höchste Zeit, dass wir ihm widersprechen. Laut, klar – und mit dem Mut, den man dafür heute leider wieder braucht.
Betreff der Mail: „Fragebogen – Rechte Hetze“
Sehr geehrte Personen,
wir, die Rote Kapelle International, setzen uns unermüdlich für eine gerechtere, menschlichere und aufgeklärtere Welt ein. In einer Zeit, in der Hass und Intoleranz bedauerlicherweise wieder an Lautstärke und Präsenz gewinnen, ist es essenziell, dass jede Stimme gehört wird – auch die Stimmen, die sich gegen den Fortschritt und die Gleichheit stellen. Anlässlich des selbst verschuldeten Todes von Hetzer Charlie Kirk:
Wir haben eine Liste spezifischer Fragen erstellt, um zu verstehen, wo Individuen in ihrer Überzeugung stehen. Diese Fragen sind prägnant, direkt und unmissverständlich, und wir fordern Sie auf, sie wahrheitsgemäß zu beantworten. Dies ist nicht nur eine Gelegenheit, Ihrer Überzeugung Ausdruck zu verleihen, sondern auch ein Test Ihrer moralischen und ethischen Integrität.
Hier sind die Fragen, die wir Sie bitten zu beantworten:
1. Glauben Sie an den Holocaust?
2. Hassen Sie Ausländer?
3. Trauern Sie um Charlie Kirk?
4. Unterstützen Sie die Meinungsfreiheit auch für diejenigen, die anderer Meinung sind als Sie?
5. Befürworten Sie Gewalt zur Durchsetzung rechter politischer Ziele?
6. Glauben Sie, dass bestimmte Rassen oder Ethnien überlegen sind?
7. Sind Sie dafür, dass Flüchtlinge in Ihrem Land aufgenommen werden?
8. Denken Sie, dass die Geschichte den Nationalsozialismus gerecht darstellt?
9. Wünschen Sie sich eine Rückkehr zu einem autoritären Regime?
10. Glauben Sie an Verschwörungstheorien über jüdische Kontrolle globaler Ereignisse?
11. Finden Sie es richtig, Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu diskriminieren?
12. Bezeichnen Sie sich selbst als Nationalist?
13. Glauben Sie, dass der Klimawandel real und menschengemacht ist?
14. Lehnen Sie das Grundgesetz und die freiheitlich demokratische Grundordnung ab?
15. Halten Sie es für notwendig, kulturelle Unterschiede zu überwinden?
16. Sind Sie der Meinung, dass Frauen weniger Rechte haben sollten als Männer?
17. Verehren Sie Adolf Hitler?
18. Glauben Sie es gibt nur 2 Geschlechter?
19. Halten Sie Bürger*innenrechte für alle sicherungswürdig oder nur für bestimmte Gruppen?
20. Glauben Sie, dass Multikulturalismus schädlich für die Gesellschaft ist?
Ihre ehrlichen Antworten werden uns helfen, die wahren Gesichter hinter den Parolen zu erkennen und unsere Arbeit gegen Hass und für Menschlichkeit fortzusetzen. Seien Sie mutig und aufrichtig, zeigen Sie, woran Sie wirklich glauben.
Mit kämpferischen Grüßen,
Die Rote Kapelle International
Ich erspare Ihnen und mir eine detaillierte Analyse dieses infamen Propaganda-Machwerks. Unsere Zeit ist zu schade dafür – und als kluge Menschen durchschauen Sie die tumben Tricks ohnehin selbst.
Sie nennen es Aufklärung. In Wahrheit ist es Repression – durchzogen von totalitärem Denken und überpinselt mit Regenbogenlack.
Wer mit solchen Fragen hantiert, will keine Antworten. Er will Unterwerfung.
Die Geschichte lehrt: Wer glaubt, im Besitz der Wahrheit und der besseren Moral zu sein, verliert meist zuerst den Respekt – und dann die Menschlichkeit.
PS: Einer der angeschriebenen Kollegen beantwortete die Mail wie folgt – blendend:
„Danke für Ihren Fragenkatalog. Ich gehe davon aus, dass Sie sich in der Adresse geirrt haben.
Bitte senden Sie Ihre Fragen an die Veranstalter der judenfeindlichen Pro-Palästina-Demonstrationen und die diese unterstützenden linksextremistischen Organisationen. Die Kontaktadressen haben Sie ja sicher parat.“
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