Eins vorweg: Ich mag Buxtehude. Ich war schon dort, die Hansestadt und ihre Menschen haben mir sehr gefallen. Fast schämte ich mich bei diesem Besuch – im Oktober 2019 auf der „Nordkonferenz“ der Werte-Union – weil dem Namen Buxtehude in meiner Kindheit in Bayern immer etwas Absurdes anhaftete. „Geh doch nach Buxtehude!“ oder „Das ist ja wie in Buxtehude“ waren damals im tiefsten Süddeutschland gängige Floskeln. Als Kind hielt ich den Namen lange für eine Erfindung – das sprichwörtliche Kaff, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Später, als ich etwas klüger wurde, klang der Ort nur noch legendär, weil er so weit weg und unwirklich erschien.
Umso grotesker, dass heute ausgerechnet Buxtehude Schlagzeilen liefert, die für ganz Deutschland stehen. Nicht Berlin, nicht Frankfurt, nicht Köln – sondern die beschauliche, charmante Hansestadt. Dort schloss man kurzerhand das Rathaus, weil ein einzelner Flüchtling als (zu) gefährlich gilt. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Die Lösung ist nicht die Festnahme des Mannes, nicht Schutz für die Bürger – sondern Selbstschutz für die Verwaltung. Der Staat zieht die Tür hinter sich zu und sagt: „Bitte nicht stören.“
Was wie ein grotesker Einzelfall klingt, ist in Wahrheit ein Sinnbild. Buxtehude steht nicht für Märchen, sondern für die deutsche Gegenwart: Eine Republik, die Härte gegen Steuerzahler und Maskenverweigerer kennt, aber vor echten Gefahren zurückschreckt. Und das in einer paradoxen Konstellation: Wir holen die Mühseligen und Beladenen aus aller Welt zu uns – viele schwer traumatisiert, geprägt von Gewalt und Chaos. Mitgefühl dafür ist menschlich. Aber zu glauben, wir könnten die ganze Welt retten, ist naiv. Vor allem, wenn gerade die Durchsetzungsstarken den Weg hierher schaffen – und wir dann, sobald sie gewalttätig werden, nicht bereit sind, die notwendige Härte zu zeigen. Dieses Gemisch aus grenzenloser Aufnahme und grenzenloser Nachsicht ist nichts anderes als ein Rezept für Selbstzerstörung. Die Kapitulation vor immer neuen Gewalttätern wird so zur Staatsräson – und die Sicherheit der Bürger zur Randnotiz.
Der Mann – ein obdachloser Sudanese, seit rund zehn Jahren in Deutschland – fiel laut „Bild“ wiederholt durch schwere Beleidigungen, sexuelle Belästigung und Gewalt auf; vier Polizisten konnten ihn kaum bändigen. Ihm war Hausverbot erteilt worden, dennoch tauchte er erneut auf. Die Stadt reagierte zusätzlich mit einem privaten Sicherheitsdienst, seit gut zehn Tagen im Einsatz – vorerst auf unbestimmte Zeit. Kostenpunkt: rund 500 Euro pro Tag. Aktuell sitzt der Mann in der Psychiatrie. Abschiebung? Nicht möglich: subsidiärer Schutzstatus, Bürgerkrieg im Herkunftsland. Und die Stadt wappnet sich bereits für seine Rückkehr.
Besonders pikant: Der Mann war nicht nur in Buxtehude auffällig. Auch in der benachbarten Samtgemeinde Horneburg musste schon das Rathaus wegen ihm geschlossen werden – nachdem er einer Mitarbeiterin ins Gesicht geschlagen hatte. Auch einen Apotheker attackierte er, seine Augenhöhle soll gebrochen sein.
Dass der betreffende Mann den Behörden bestens bekannt ist, macht die Farce komplett. Die Polizei weiß Bescheid, die Stadt weiß Bescheid – und doch endet die Geschichte nicht mit konsequentem Handeln, sondern mit verschlossenen Türen. So wird aus Ohnmacht ein Ritual, aus Bequemlichkeit eine Tugend.
Feigheit als Prinzip
Die Frage, die sich hier aufdrängt: Woher kommt diese Lust am Kapitulieren? Es ist ja nicht nur Feigheit – es ist Bequemlichkeit, ein Einverständnis mit der eigenen Machtlosigkeit. Man zieht sich zurück, erklärt den Ausnahmezustand zur neuen Normalität und redet sich ein, damit verantwortungsvoll zu handeln.
Besonders brisant: Nur wenige Kilometer weiter, in Harsefeld, gründeten Bürger vor Monaten bereits eigene „Schutztrupps“. Schüler wurden dort von Jugendgangs bedroht, die Polizei war überfordert, Streifenwagen kamen nur verspätet aus Buxtehude. Also griffen Familienväter und Rentner zur Notlösung – sie gingen selbst Streife, weil der Staat es nicht tat.
Und wie reagierten die Behörden und die Medien? Mit Kritik an den Bürgern. „Gruselig“ sei das, „rechtsstaatlich bedenklich“. Angegriffen und an den Pranger gestellt wurden wie so oft nicht die Täter, sondern jene, die sich zu schützen versuchten die Missstände sichtbar machten.
Ein Land auf Rückzug
So entsteht das eigentliche Symbol: Die Gefahr durch den Flüchtling wird hingenommen, wie eine Naturgewalt – und die Behörden schließen nun nicht mehr nur Augen und Ohren – sondern auch die Türen. Dass ein ganzes Rathaus geschlossen wird, weil man sich nicht mehr traut, die eigene Autorität durchzusetzen, ist ein Menetekel für das Totalversagen eines Staates. Die kollektive Kapitulation vor Gewalt. .
Denn was am Ende bleibt, ist ein bitteres Bild: Deutschland zieht sich zurück, Tür für Tür, Institution für Institution. Am Ende bleibt ein Staat, der jeden Strafzettel eisern verfolgt, wenn ihn der Richtige bekommen hat. Der sich aber bei echter Gefahr nur noch selbst schützt, und die Bürger allein lässt.
Vielleicht ist es eine bittere Ironie: Aus dem vermeintlichen Kaff, das man in meiner Jugend in Bayern mit einem Schmunzeln nannte, wird ein Symbol für den Zustand der Republik. Buxtehude – kein Märchen, sondern ein Menetekel.
Ein Land, das seine Rathäuser schließt – und damit am Ende auch sich selbst. Man muss unwillkürlich an den Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin denken. Sein Buch wirkt heute, 15 Jahre nach Erscheinen, weniger wie eine Warnung als wie eine Prognose.
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