Israelische Soldaten haben in der Nacht den Bürgermeister der Stadt Hebron im besetzten Westjordanland, Tajsir Abu Sneineh, festgenommen. Der palästinensische Stadtrat verurteilte die Festnahme scharf. Er teilte mit, die Truppen seien mit großem Aufgebot in das Haus des Bürgermeisters eingedrungen und hätten die Einrichtung verwüstet.
Die israelische Armee verwies nach einer Anfrage auf den Inlandsgeheimdienst Schin Bet. Aus israelischen Kreisen verlautete, Hintergrund der Festnahme seien Vorwürfe gegen Abu Sneineh, dieser unterstütze die Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad und hetze gegen Israel.
In der Mitteilung der Stadtverwaltung hieß es dagegen: «Dieser brutale Angriff richtet sich nicht nur gegen den Bürgermeister selbst, sondern auch gegen den Willen der Bevölkerung von Hebron und ihre gewählten Institutionen.» Er stelle «einen eklatanten Angriff auf den demokratischen Prozess sowie auf das Recht unseres Volkes dar, seine Angelegenheiten selbst zu regeln und seiner Stadt in Freiheit und Würde zu dienen».
Bestrebungen zum Aufbau alternativer Führung in Hebron?
Nach palästinensischen Berichten ist der Hintergrund der Festnahme ein Versuch Israels, in der Stadt eine alternative palästinensische Führung aufzubauen, um die Autonomiebehörde zu ersetzen. Führende Scheichs in Hebron hatten im Juli einen Plan vorgestellt, in der Stadt ein Emirat zu gründen, das friedliche Beziehungen zu Israel unterhält.
Andere palästinensische Repräsentanten hatten dies jedoch als Verrat an der palästinensischen Sache und Kollaboration verurteilt. Es herrscht die Sorge, es könnte sich um einen ersten Schritt zur Auflösung der Palästinensischen Autonomiebehörde im ganzen besetzten Westjordanland handeln.
Israels rechtsextremer Finanzminister Bezalel Smotrich strebt etwa nach einer Auflösung der Autonomiebehörde und einer Annexion des Westjordanlands durch Israel.
Die Altstadt von Hebron, in der mehrere Hundert Siedler leben, wird von Israels Armee kontrolliert. Die Siedler leben in Hebron in einer Enklave inmitten von mehr als 200.000 Palästinensern.
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