• 18. August 2025

Wenn der Berg ruft: Gefahren bergen auch die niedrigen Berge in Wales

Noch ist Sommer, noch ist Ferienzeit, aber für Viele ist es ohnehin die Nachsaison, die sich für einen Urlaub bei immer noch schönem Wetter und niedrigeren Preisen anbietet. Zu den beliebtesten Urlaubszielen gehören bekanntermaßen Orte, die mit Sandstränden aufwarten können oder mit bergigen Regionen, die zum Klettern oder Bergwandern – samt eindrucksvoller Panoramen und romantischer Burgruinen – einladen.

Dies alles hat Wales zu bieten. Seit der Jahrtausendwende erfreut sich Wales wachsender Beliebtheit nicht nur bei Touristen aus dem Inland, sondern auch aus dem Ausland. In den „CoVid“-Jahren 2020 und 2021 war der Tourismus wie woanders auch eingebrochen, aber in den Folgejahren nahm der Tourismus nach Wales von außerhalb des Vereinigten Königreiches wieder Fahrt auf – mit 686.000 Touristen von außerhalb des Vereinigten Königreiches im Jahr 2022 über 892.000 im Jahr 2023 und 900.000 bis 950.000 im Jahr 2024 (wie Grok für mich herausgefunden hat).

Besonders Touristen aus den USA – von denen ein großer Teil vermutlich das Land ihrer Vorfahren, „the old country“, sehen möchte – aus Irland und aus Deutschland haben Wales als Urlaubsziel für sich entdeckt, und obwohl wir uns nicht einbilden, für die zunehmende Zahl von Touristen aus Deutschland in nennenswerter Weise verantwortlich zu sein, so mag es doch sein, dass ScienceFiles dem ein oder anderen Deutschen, der ein Urlaubsziel gesucht hat, als Anregung gedient hat.

Mynydd Carningli in den Preseli-Bergen

Nicht nur, aber auch, deshalb, meinen wir, dass es interessant und angebracht ist, Interessenten an einem Urlaub in Wales, ein paar Fakten mit Bezug auf die walisischen Berge mit auf den Weg zu geben, die ihnen vielleicht dabei helfen werden, den für sich angemessenen Umgang mit Bergwanderungen in Wales zu finden. Es ist nämlich gut möglich, dass sie die walisischen Berge unterschätzen, hat Wales doch keine Berge zu bieten, die 4.000 Meter Höhe erreichen oder gar übertreffen, also nicht so hoch sind wie viele Berge in den Alpen, die mit 82 Bergen von über 4.000 Metern Höhe aufwarten können.

Quelle: The Welsh 3000 Challenge

Dagegen hat Wales gerade einmal 15 Berge zu bieten, die mehr als 3.000 Fuß bzw. 914 Meter hoch sind. Der höchste Berg von Wales ist der Snowdon (walisisch: Yr Wyddfa), der im Snowdonia (walisisch: Eryri) National Park in Nordwales liegt und schlappe 1.085 Meter hoch ist, dicht gefolgt vom Garnedd Ugain, auch Crib-y-Ddysgl genannt, der ganz in der Nähe des Snowdon liegt und mit 1.065 gerade einmal 20 Meter weniger hoch ist als der Snowdon. Carnedd Llewelyn mit 1.064 Metern Höhe ist der höchste Berg im Carneddau-Gebirge, das ebenfalls in Snowdonia liegt, gefolgt vom Carnedd Dafydd mit 1.044 Metern Höhe. Im Glyderau-Gebirge ist der Glyder Fawr mit 1.001 Metern der höchste Berg, und der Tryfan, ein recht bekannter und oft besuchter Berg, der ebenfalls im Glyderau-Gebirge liegt, ist nur 914 Meter hoch.

Südwales hat mit den Brecon Beacons (walisisch: Bannau Brycheiniog) und den umliegenden Bergzügen – den Black Mountain Range im Westen und den Fforest Fawr Range und die Black Mountains (die aufgrund der Namensähnlichkeit leicht mit dem Black Mountain Range verwechselt werden können) im Osten ebenfalls eine große bergige Region.

Der höchste Berg in Südwales (bzw. in den Brecon Beacons) und im Süden Großbritanniens allgemein ist der Pen-y-Fan mit 886 Metern. Der zweithöchste Berg, der nur 1,5 km südwestlich vom Pen-y-Fan liegt, ist der Corn Du mit 873 Metern Höhe. Ein weiterer bekannter Berg in den Brecon Beacons, der ebenfalls in der Nähe des Pen-y-Fan liegt, ist der Cribyn; er ist 795 Meter hoch. In den Black Mountains, im östlichen Teil der Brecon Beacons, ist der höchste Berg der Waun Fach mit 811 Metern. In der Westhälfte der Brecon Beacons liegt der Fforest Fawr UNESCO Global Geopark, dessen höchster Berg der Fan Brycheiniog mit 802 Metern Höhe ist.

Läßt man diese Liste Revue passieren, mag es so erscheinen, als sei die Besteigung walisischer Berge lediglich eine Wanderung, bei der man zwar eine gewisse Steigung zu bewältigen hat, was ein Mindestmaß an Fitness erfordert, die ansonsten aber problemlos von – nahezu – jedem absolviert werden kann. Und das ist ein Irrtum, der regelmäßig dazu führt, dass die diversen „Mountain Rescue Teams“ (MRTs) in Wales zum Einsatz gerufen werden und ebenso regelmäßig Personen Verletzungen beim Besteigen dieser Berge davontragen und einige sogar ihr Leben lassen.

Quelle: Giphy.com

Tatsächlich ist der Snowdon, der oben erwähnte höchste Berg in Snowdonia der tödlichste Berg des Vereinigten Königreiches mit zwischen 80 und 120 Todesfällen in der Zeit von 2015 bis jetzt (genauere Zahlen sind wegen nicht kompletter Zählung für einige Jahre nicht angebbar) – und die Saison 2025 ist noch nicht beendet!

Man kann argumentieren, dass der Snowdon einfach deshalb der tödlichste Berg im Vereinigten Königreich sei, weil er besonders viele Besucher aufzuweisen hat, aber dabei würde man übersehen, dass man den Snowdon bequem mit der Bahn, der Snowdon Mountain Railway, die bis hinaus auf den Gipfel führt, erreichen kann, und gerade Personen, die ihre Fitness nicht als besonders gut einschätzen, also wohl vor allem ältere oder gebrechliche Menschen, oder Eltern mit kleinen Kindern diese Möglichkeit wählen dürften. Wer den Gipfel zu Fuß erreichen möchte, der kann unter einer der sechs verfügbaren Routen wählen, die zwischen elf und vierzehneinhalb Kilometer lang sind – der Aufstieg vom Städtchen Llanberis aus ist der längste, aber auch der vergleichsweise einfachste, den Erstbesteiger des Snowdon wohl am ehesten wählen sollten – und allesamt eine einigermaßen fordernde sechs- bis achtstündige Wanderung erfordern, denn sie alle sind als „hard, strenuous walks“, d.h. „harte, anstrengende Wanderungen“ klassifiziert.

Devil’s Kitchen (oberhalb des Llyn Idwal)

Zwar werden die Wege gut Instand gehalten, aber der Untergrund erfordert gutes Schuhwerk, das eine rutschfeste Sohle hat und den Knöcheln Halt gibt. Die Wege bieten kaum Schutz vor den Elementen. Auf dem Gipfel selbst herrscht gewöhnlich ein ziemlicher kühler Wind, also auch bei gutem Wetter, und das Wetter kann sich sehr schnell ändern. Die schwierigsten und gefährlichsten Routen zum Gipfel des Snowdon sind der Watkin Path und – vor allem – der Aufstieg über den Crib Goch, den „roten Grat“. Es ist hier, dass die meisten Menschen, die beim Aufstieg auf den Snowdon zu Tode kommen, denselben durch Absturz finden, besonders, wenn Nebel aufzieht, also die Sicht die Überquerung des „roten Grates“ erschwert, oder es zu regnen beginnt und die Steine schlüpferig werden – und Crib Goch ist einer der regenreichsten Orte im Vereinigten Königreich (Clark, Ross (28 October 2006). „The wetter, the better“The Independent. Archived from the original on 28 January 2012.)

Crib Goch; Quelle: Llywelyn2000; CC BY-SA 4.0

Der Weg über den „roten Grat“ ist keine Wanderroute, sondern eine Kletterroute. Technisch besehen ist die Kletterroute nicht besonders schwierig – sie bietet Händen und Füßen viele Gelegenheiten, Halt zu finden –, aber der „rote Grat“ ist ein sogenannter „knife edge ridge“, ein „Messerschneidengrat“, also ziemlich schmal und den Elementen stark ausgesetzt. Er liegt in 923 Metern Höhe, ist 500 Meter lang, und man muss seine eigene Route, die über ihn hinwegführt, finden; keine ist offensichtlich. Hinzu kommt,dass der Rand zur Rechten des Grates (in Richtung Snowdon gesehen) senkrecht zu einer steilen Wiese abfällt, so dass es sich empfieht, entweder schwindelfrei zu sein oder nicht hinabzuschauen, während man den Grat überquert.

Wer auf all das nicht vorbereitet ist, sich vielleicht gar nicht darüber im Klaren ist, dass diese Route zum Snowdon keine (bzw. zuerst eine) Wander-, sondern (bzw. aber dann) eine Ketterroute ist, kann leicht „cragfast“ werden, d.h. an seinem Standort wie festgenagelt sein bzw. in einen Zustand der Lähmung verfallen, in dem man sich zu müde fühlt oder zu viel Angst hat, um sich überhaupt zu bewegen.

Dies ist ein häufiger Grund dafür, dass das Llanberis Mountain Rescue Team (MRT), das von den elf MRTs in Wales dasjenige ist, das die meisten Hilferufe erhält, gerufen wird. Bereits im September 2016 hat der damalige Vorsitzende der Llanberis MRT, Rob Johnson, im Interview mit „grough“ gesagt:

„Wir waren diesen Sommer bei einer Reihe von Vorfällen im Einsatz, aber die häufigsten waren Unterschenkelverletzungen, Menschen, die zu müde waren, um weiterzumachen, und Menschen, die auf Crib Goch festsaßen (‚cragfast‘ waren). Es war ein massives Engagement einer kleinen Gruppe von Freiwilligen, die alle versuchten, einen Vollzeitjob zu behalten und natürlich in den Sommermonaten ein eigenes Leben zu haben. 43 Vorfälle in 31 Tagen sind nicht tragbar, und es muss ernsthaft über das zukünftige Management von Snowdon und seinen Besuchern nachgedacht werden. Viele der Vorfälle, um die wir uns im August gekümmert haben, wären mit dem richtigen Wissen und der richtigen Ausrüstung vermeidbar gewesen, und diese Botschaft muss auf nationaler Ebene vermittelt werden.“

Im Original:

„‚We’ve attended a variety of incidents this summer but the most common have been lower leg injuries, people too tired to continue and people cragfast on Crib Goch. ‚It has been a massive commitment from a small group of volunteers, each trying to hold down a full-time job and of course have a life of their own over the summer months. 43 incidents in 31 days is not sustainable and serious consideration needs to be given to the future management of Snowdon and its visitors. “Many of the incidents that we have attended over August were preventable with the right knowledge and equipment and this message needs to be put across at a national level.”

Seitdem, d.h. seit 2016, ist die Zahl der Einsätze beim Llanberis MRT in Reaktion auf Hilferufe deutlich gestiegen: 2016 hatte das Llanberis MRT 202 Einsätze – davon 43 auf dem Snowdon –, 2023 hatte es 309 (oder 320, wie in manchen Quellen berichtet wird), und 2024 hatte es 326 Einsätze (nach Aussage von Mike Park, dem Hauptgeschäftsführer von MR (Mountain Rescue) England and Wales, waren es „over 350 callouts“, also über 350 Einsätze).

Im April 2025, also einige Zeit vor Beginn der touristischen Saison, hatte das Llanberis MRT bereits 60 Einsätze zu verzeichnen, und im May 2025 einen Toten, einen Wanderer, der von einem Bergrücken oberhalb von Llyn Idwal, einem romantisch gelegenen Bergsee, der ein beliebtes Ausflugsziel in Snowdonia ist, abgestürzt war.

Der Snowdon hat von 2015 bis jetzt zwischen 80 und 120 Todesopfer gefordert (genaue Statistiken liegen zumindest in der öffentlichen Sphäre nicht vor); die Gründe hierfür waren schlechtes Wetter, vorrangig Nebel, und – vor allem – mangelhafte Fitness oder Vorbereitung auf Seiten der Besucher. So mussten Mitglieder des Llanberis MRT – die übrigens wie in allen anderen MRTs in England und Wales Freiwillige sind, die 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag ehrenamtlich tätig sind – am Weihnachtstag 2024 drei schlecht ausgerüstete Wanderer, die ohne Taschenlampen auf dem Snowdon unterwegs waren und sich in der Dunkelheit verirrt hatten, aus ihrer Notlage retten, und in den Sommermonaten werden am Snowdon immer wieder Wanderer gesichtet, die in Shorts und Crocs oder sonstigen für das Gelände völlig ungeeigneten Schuhen gesichtet.

Tryfan

Jedenfalls ist der Snowdon der tödlichste Berg im Vereinigten Königreich. Diese Statistik ist zweifellos vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Snowdon mit etwa 750.000 Besuchern pro Jahr ein besonders hohes Besucheraufkommen hat, aber gefährlich sind auch Berge mit weniger hohem Besucheraufkommen.

So ist ein weiterer Hotspot für Einsätze von MRTs, in diesem Fall der Ogwen Valley Mountain Rescue Organization (OVMRO), in Snowdonia der Berg Tryfan, der es mit 917 Metern Höhe nur auf Platz 15 in der Rangliste der höchsten Berge in Wales schafft. Aber der Aufstieg auf den Tryfan ist steil und das Gelände steinig; er wird oft als die Grenze zwischen Bergwandern und Bergsteigen markierend beschrieben, denn wer an seinen Gipfel gelangen will, muss – wie am Crib Goch – seine Hände einsetzen und sozusagen hochkrabblen. Dementsprechend passieren am Tryfan vergleichsweise viele Unfälle: Die OVMRO war im Jahr 2024 173mal im Einsatz, davon 47mal auf dem Tryfan. D.h. 27% aller Einsätze der OVMRO im Jahr 2024 entfielen auf den Tryfan, womit sich der historische Trend von rund 30% fortsetzte. Damit ist Tryfan der Berg, der die OVMRO in ihrem Zuständigkeitsbereich – der 29 Berge umfasst, von denen elf höher sind als der Tryfan – am meisten beschäftigt. Von Januar 2025 bis zum 23. Juli 2025 hatte die OVMRO bereits 35 Einsätze auf dem Tryfan.

Die OVMRO zeichnet sich gegenüber anderen MRTs im Vereinigten Königreich dadurch aus, dass sie eine öffentlich zugängliche Liste ihrer Einsätze führt. Hier ein Auszug aus dieser Liste für die Zeit vom 05.07.2025 bis einschließlich 12.08.2025, der man die Art von Einsätzen entnehmen kann:

https://ogwen-rescue.org.uk/incident-maps/

Am Tryfan sind im Jahr 2024 bei zwei verschiedenen Gelegenheiten einige Menschen ums Leben gekommen, die sich verirrt hatten, ausrutschten und in den Tod gestützt waren. Auch im Jahr sind bereits zwei Tote am Tryfan zu verzeichnen: Im Februar 2025 hat sich ein Wanderer am Tryfan nach einem Sturz verletzt und ist seinen Verletzungen erlegen, und im März 2025 ist eine 28jährige Frau, nachdem sie ausgerutscht war, in den Tod gestürzt. Es bleibt abzuwarten, ob der Tryfan im Jahr 2025 noch mehr Tote zu verzeichnen haben wird, aber auch mit geschätzten zwei Toten pro Jahr bringt es der Tryfan auf Platz 3 der tödlichsten Berge im Vereinigten Königreich (nach dem Snowdon, s.o., und dem Ben Nevis in Schottland).

In Snowdonia

Dass es in Wales nicht die Höhe der Berge ist, die sie gefährlich macht, sondern ihre Beschaffenheit und rasche Wetterwechsel und – vor allem – die Tatsache, dass Besucher beides häufig unterschätzen und sich nicht hinreichend oder falsch auf ihre Wanderung vorbereiten, wird auch daran erkennbar, dass es nicht nur nordwalisiche Berge sind, die MRTs beschäftigen und regelmäßig sogar Todesopfer fordern, sondern auch die niedrige(re)n Berge in der südlichen Hälfte von Wales.

Das Central Beacons Mountain Rescue Team, das, wie der Name schon sagt, in der zentralen Region der Brecon Beacons – samt dem Pen-y-Fan und den Ystradfellte-Wasserfällen – tätig ist, hat bis jetzt im Jahr 2025 105 Einsätze gehabt.

Verletzungen in der Folge von Stürzen sind die häufigsten Gründe für Einsätze. Am 22. Mai 2025 hat das Central Beacons Mountain Rescue Team einer Frau, die auf dem Pen-y-Fan gestürzt und sich eine große Kopfwunde zugezogen hatte, erste Hilfe geleistet und sie auf einer Trage den Berg hinuntergebracht, von wo sie von einer Ambulanz ins Krankhaus transportiert wurde. Aber es passiert auch, dass Wanderer verlorgen gehen, überraschenderweise sogar auf dem Pen-y-Fan, der auf einem breiten und gut in Stand gehaltenen Weg erreichbar ist. Im Oktober 2024 hat ein Mitglied des Central Beacons Mountain Rescue Teams erklärt:

MRT im Einsatz am Aufstieg zum Pen-y-Fan

„‚Das Gebiet wird vom National Trust verwaltet, der große Anstrengungen unternommen hat, um einen gut gepflegten Weg für die Hunderttausenden von Besuchern bereitzustellen, die den Pen y Fan hinaufgehen möchten.

Dort, wo dieser Weg Bwlch Duwynt (walisisch für windige Lücke) erreicht, überquert er einen Abschnitt aus nacktem Fels und Kies, wo der Weg nach vorne sehr undeutlich wird. Auf dem Weg nach oben ist das in Ordnung, denn wenn man einfach etwa 50 Meter weiter vorwärts geht, wird der offensichtliche Weg vor einem auch bei schlechter Sicht bald erkennbar.‘ ‚Auf dem Rückweg verbirgt die abgerundete Form des Bwlch jedoch den offensichtlichen Weg nach unten vollständig, während Sie, wenn Sie geradeaus weitergehen, auf einen Weg gelangen, der zwar zunächst klar ist, aber sich bald verschlechtert. ‚In der Vergangenheit habe ich den richtigen Weg bei schlechtem Wetter mehrmals verpasst, obwohl ich intensiv danach gesucht habe.’“

Im Original:

„‚The area is managed by the National Trust who have put a lot of effort into providing a well-maintained path to handle the hundreds of thousands of visitors who want to walk up Pen y Fan. As this path reaches Bwlch Duwynt (Welsh for windy gap), it crosses a stretch of bare rock and gravel where the way forward becomes very indistinct. On the way up, this is OK because simply continuing to walk forward for 50 meters or so soon brings the obvious path ahead into view even in poor visibility.‘ ‚However, on the way back, the rounded shape of the Bwlch completely hides the obvious path down while continuing straight ahead takes you onto a path that, while clear at first, soon deteriorates. In the past, I have both over and under shot the turning several times in poor weather, even while looking hard for it.’“

Auch Todesfälle gibt es auf dem Pen-y-Fan, seinem Nachbarberg, dem Corn Du, oder in deren Umgebung, ab und zu, so z.B. im April 2022, als ein 70jähriger Mann beim Aufstieg auf den Corn Du zusammenbrach und trotz der Bemühungen der Polizei und des MRTs verstarb. Tote gab es in den Brecon Beacons auch schon wegen Blitzschlages: Im Sommer des Jahres 2015 ist über den Breacon Beacons ein ungewöhnlicher elektrischer Sturm niedergegangen, der zwei Menschen tötete, einen von ihnen auf dem Pen-y-Fan, und zwei weitere Menschen verletzte. Das Brecon Mountains Rescue Team (Brecon MRT), das vor allem im mittleren Wales tätig ist, hat vom Beginn des Jahres 2025 bis Ende Mai 2025 49 Einsätze gehabt, in deren Zuge es 47 Menschen in Not geholfen hat. Am 14. Juni wurde es von der Polizei gebeten, bei der Bergung einer Person zu helfen, die gestürzt und sich am Kopf verletzt hatte. Am 16. Und 17. Juli hatte das Team vier Einsätze in zwei Tagen. Am 21. Juli wurde das Team gerufen, um einen Vermissten zu finden. Der Mann war von seiner Familie getrennt worden, und ihn über sein Mobiltelephon zu orten, erwies sich als schwierig. Er wurde aber schließlich gefunden und vom Berg hinab eskortiert. Am 29. Juli wurde das Team gerufen, um eine Frau zu bergen, die sich am Knöchel verletzt hatte. Auch sie musste zuerst gefunden werden, denn sie befand sich in einer abgelegenen Gegend, und die Ortung per Telephonsignal erwies sich auch in diesem Fall als schwierig. Das Team rief ein anderes MRT, das Aberdyfi Search and Rescue Team, zu Hilfe, und gemeinsam schafften es die Teams, die Frau zu finden, sie mit Schmerzmitteln zu versorgen und sie aus der Gegend zu evakuieren, damit sie in einem wartenden Krankenwagen ins Krankenhaus transportiert werden konnte, wo ihre Verletzung behandelt wurde.

Blick auf den 795 Meter hohen Cribyn in den Brecon Beacons vom Weg zum Pen-y-Fan aus gesehen

Es sollte deutlich geworden sein, dass Wandern in den walisischen Bergen keineswegs ungefährlich ist, auch nicht in den niedrig(er)en Bergen in der südlichen Hälfte von Wales. In seinem im Mai 2025 veröffentlichten Jahresbericht für 2024 hat Mountain Rescue England and Wales, der Dachverband, unter dem die MRTs in England und Wales zusammengefasst sind, zwei walisische MRTs als die am häufigsten zu Hilfe gerufenen MRTs von allen MRTs in England und Wales identifiziert: Llanberis MRT mit 9% aller insgesamt 3.784 Hilferufe und Ogwen Valley MRT mit 5% (Mountain Rescue England and Wales 2025: 8). Das hat wie oben bereits erwähnt mit dem teilweise schwierigen Gelände und mit raschen Wetterwechseln in den walisischen Bergen zu tun, aber vor allem mit Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen durch die Bergwanderer selbst, die nicht nur, aber gerade, angesichts des Geländes und des Wetters in Wales zum Tragen kommen. So hat Mountain Rescue England and Wales im selben Bericht die wichtigsten Gründe für die Einsätze der MRTs in England und Wales, die unter diesem Dachverband zusammengefasst sind, wie folgt angegeben:

Mountain Rescue England and Wales 2025: 8

Wie man sieht sind menschliche Irrtümer bzw. Fehlentscheidungen und Unerfahrenheit bzw. Selbstüberschätzung die beiden deutlich am häufigsten besetzten Kategorien; sie machen zusammen 65% der fünf wichtigsten Gründe für Einsätze der MRTs in England und Wales zusammengenommen (N = 2.449) aus. Nimmt man die Kategorie „Tired, fatigued or unfit“ hinzu, also die Kategorie der Einsätze, die Müdigkeit, Erschöpfung oder physisch nicht ausreichender Fitness geschuldet sind, dann erhöht sich der prozentuale Anteil auf 75,6%. Das Wetter bzw. Wetterumschwünge und schlechte Sicht machen dagegen zusammengenommen mit 24,4% knapp ein Viertel der Gründe für die Einsätze der MRTs in England und Wales im Jahr 2024 aus. Es sind also die Bergwanderer in England und Wales selbst, die ihre Sicherheit weitgehend in der eigenen Hand haben.

Einige weitere Statistiken aus dem Jahresbericht von Mountain Rescue England and Wales für 2024 stimmen mit diesem Bild überein: So gehen 72% aller Hilferufe bei den MRTs irgendwann am Nachmittag ein, wenn Bergwanderer müde werden, ihre Aufmerksamkeit nachlässt, sie sich in der Folge verirren oder stürzen und sich ggf. schwer genug verletzen, um den Weg nicht ohne Hilfe fortsetzen zu können – 23% aller Hilferufe erfolgen aufgrund eines Falls oder Sturzes –, oder wenn Bergwanderer bemerken, dass sie sich zu spät auf den Weg gemacht haben, so dass sie z.B. vom Einbruch der Dunkelheit überrascht werden (Mountain Rescue 2025: 6).

Quelle: Mountain Rescue England and Wales 2025: 9

Und: Im Vergleich mit dem Jahr 2019 haben die MRTs in England und Wales im Jahr 2024 24% mehr Personen gerettet, und zwar vor allem in der Altersgruppe der 18-24-Jährigen: Während die MRTs in England und Wales im Jahr 2019 166 junge Leute zwischen 18 und 24 Jahren retten mussten, ist die Anzahl der Personen in dieser Altersgruppe, die im Jahr 2024 gerettet werden mussten, auf 314 angestiegen, was diese Altersgruppe zu derjenigen macht, die von allen Altersgruppen die größte Zahl der im Jahr 2024 von den MRTs in England und Wales Geretteten stellt – gefolgt von 206 0- bis 17-Jährigen an zweiter Stelle und 196 40- bis 44-Jährigen an dritter Stelle. Es sind also junge und nicht ältere Menschen, die die MRTs in England und Wales im Jahr 2014 in Anspruch genommen haben, wie auch die Tatsache zeigt, dass die Alterskategorie der 30- bis 34-Jährigen mit 164 Geretteten fast gleich stark besetzt war wie die Alterskategorien der 50- bis 54-Jährigen und der 55- bis 59-Jährigen mit jeweils165 Geretteten (Moutain Rescue England and Wales 2025: 9).

Man sollte meinen, dass jüngere Menschen aufgrund allgemein größerer physischer Fitness und schnelleren Reaktionszeiten weniger Bedarf an Rettung durch MRTs haben sollten als ältere Menschen, aber dies ist nicht der Fall, was die Frage aufwirft, was es ist, das junge Menschen eher gefährdet macht als Ältere. Der CEO von Mountain Rescue England and Wales, Mike Park, hat sich hierzu wie folgt geäußert:

„‚Es ist schwierig für uns, einen eindeutigen Grund für den Altersgruppenwechsel zu benennen‘, sagte Mike. ‚Aber wir wissen aus Einsatzberichten, dass immer mehr Menschen durch Instagram-Posts dazu verleitet werden, riskante Orte aufzusuchen, und die verwendeten Navigations-Apps sind nicht immer für eine Außenumgebung geeignet. Hinzu kommt die Tendenz, beliebten Routen online zu folgen, ohne die Gefahren und den Kontext zu kennen, und es ist nicht verwunderlich, dass diejenigen, die sich wahrscheinlich am meisten auf ihre Telefone verlassen, in Schwierigkeiten geraten“.

Im Original:

„‚It’s hard for us to give a definitive reason for the age group change‘, said Mike. ‚But we know from incident reports that more and more people are tempted into risky locations by Instagram posts and the navigation apps being used aren’t always suitable for an outdoor environment. Add to that a tendency to follow popular routes online without knowing the hazards and context, and it‘ not surprising that those likely to be relying most on their phones are the ones getting into difficulties’“.

Die „people“ bzw. „Menschen“, von denen Mike Park spricht, sind wie gesagt weit überwiegend Kinder und junge Menschen, und sie sind es, von denen man leider am ehesten annehmen muss, dass sie sich selbst über- oder die Umstände in der realen Welt unterschätzen, sind sie doch in einer pädagogisch aufbereiteten Umgebung aufgewachsen, in der ihnen eigenständiges Handeln aufgrund verantwortlicher Entscheidungen bestenfalls ausnahmsweise möglich ist (bzw. zugestanden wird) und in der letztlich immer jemand Anderes für jede Eventualität zuständig ist oder sich zuständig fühlt und in jedem Fall die Verantwortung für das Handeln der jungen Menschen zugeschoben bekommt – und dies, obwohl junge Menschen ebenso wie Erwachsenen pauschal „Persönlichkeit“ zugeschrieben wird, die normalerweise Eigenverantwortlichkeit vor dem Hintergrund von Sachwissen und Entscheidungsfähigkeit beinhaltet. Vermutlich haben die jungen Menschen aber häufig gar nicht gelernt, eine Karte zu lesen und – vor allem – sie „im Feld“ anzuverwenden, so dass sie sich auf unzuverlässige oder nicht hinreichend detaillierte Anwendungen auf ihren Mobiltelefonen verlassen müssen, sofern es ihnen überhaupt in den Sinn kommt, dass eine Karte aus Karton und Papier eine Alternative zu Anwendungen auf Mobiltelefonen sein könnte und darüber hinaus viele Vorteile gegenüber Anwendungen auf Mobiltelefonen hat, insbesondere die Möglichkeit ihres Einsatzes in Regionen, die „Funklöcher“ sind (und in den walisischen Bergen gar nicht so selten sind).

Dies alles stellt die MRTs, die sich ausschließlich aus Freiwilligen zusammensetzen, die bereit sind, sich an jedem Tag im Jahr und rund um die Uhr auf Abruf für die Rettung von Menschen (und ggf. Tieren) einzusetzen, vor große Probleme. Zu allem Überfluß ernten sie statt Dank für ihren Einsatz Kritik, die man schwerlich anders denn als höchst ungerecht, weil unverdient, einordnen kann.

So hat das Llanberis MRT im Jahr 2024 zum Zweck der Bewußtseinsschaffung ein Video ins Netz gestellt, in dem zu sehen ist, wie ein in Not Geratener von Mitgliedern des Llanberis MRT vom Crib Goch heruntergeführt wird, und zwar an einer Leine, die der Sicherung dient, aber auch dazu, der Person das notwendige Selbstvertrauen zu geben, sich überhaupt von der Stelle, an der sie festsitzt, wegzubewegen (man nennt das „confidence-roping“). Dies hat dem Team den Vorwurf eingebracht, sie hätten diese Person „wie einen Hund an der Leine geführt“, so dass das Video für das Llanberis MRT „peinlich“ („embarrassing“) sei. Das Llanberis MRT hat sich gegen diesen Vorwurf verteidigt und festgehalten:

„Die Gefahr, mit einem Verletzten von diesem Abschnitt des Bergrückens abzusteigen, stellt aufgrund der Geländebeschaffenheit, der unnachgiebigen Wetterbedingungen und der Seilarbeitsmethoden, die für einen sicheren Abstieg eingesetzt werden müssen, ein großes Risiko dar. Das Risiko für die Teammitglieder ist erheblich“.

Im Original:

„The danger of descending on this section of the ridge with a casualty poses great risk due to the nature of the terrain, unrelenting weather conditions and the rope work methods that have to be deployed for a safe descent. The risk to team members is considerable“,

Aber für die Einsatzbereitschaft samt der Gefahren, denen sich die Freiwilligen in den MRTs aussetzen, um anderen Menschen aus Notlagen zu befreien, besteht offenbar zumindest bei Einigen nach wie vor kein Bewußtsein. Und dies kann man schon daran erkennen, dass einfache Sicherheitsvorkehrungen wie das Tragen angemessener Kleidung nicht getroffen werden und regelmäßig Leute auf schwierigem Gelände in T-Shirt, kurzen Hosen und (bestenfalls) Turnschuhen (wenn nicht in Pantoletten oder Badeschuhen) unterwegs sind, was ich aus eigener Anschauung bestätigen kann.

Beim Besuch walisischer Berge – und seien sie im Vergleich zu Bergen anderswo noch so niedrig – lautet das erste Gebot also, sie nicht zu unterschätzen. Und das wiederum sollte sich niederschlagen darin, dass man

  • seine Route vorher möglichst genau studiert, einschließlich der Möglichkeiten, sie notfalls abzukürzen,
  • die Wettervorhersage zur Kenntnis nimmt, bevor man sich auf den Weg macht, und sich auf Wetterumschwünge vorbereitet ist, d.h. vor allem: eine Mütze und Regenkleidung im Rucksack hat,
  • sicherstellt, dass die technischen Geräte, die man bei sich führen will, vor allem das Mobiltelefon, vollständig aufgeladen sind, bevor man sich auf den Weg macht,
  • die Nummer der Polizei oder des zuständigen MRTs, die man im Fall von Notlagen anrufen kann, herausfindet und notiert (im Vereinigten Königreich kann man aber auch immer die 999 wählen und die Polizei und/oder das MRT anfordern),
  • seine Wanderung früh (genug) am Tag beginnt,
  • man eine Karte aus Karton/Papier und idealerweise einen Kompass bei sich trägt – und sicherstellt, dass man mit beidem auch umgehen kann(!),
  • angemessene Kleidung, vor allem lange Hosen und festes, für’s Wandern entwickeltes, Schuhwerk, anzieht,
  • genug Proviant, vor allem Wasser (und dies vor allem an warmen oder heißen Tagen), eine Taschenlampe und eine Trillerpfeife (im Fall, dass man verlorengeht oder verunglückt,) bei sich führt, sowie
  • ein Erste-Hilfe-Kit samt einer Notfall-Decke bzw. Rettungsfolie bei sich hat,
  • jemanden darüber informiert, wohin man geht, d.h. welche Route man an einem bestimmten Tag zu nehmen vorhat,

und – last, but not least – angesichts der Route oder der Bedingungen, die am Tag der Wanderung auf der Route herrschen, eine realistische Bestandsaufnahme darüber macht, ob die eigene Fitness und die eigenen ggf. notwendigen Fähigkeiten zur Bewältigung der Route im vorgesehenen Zeitraum ausreichen, und ggf. seine Pläne anpasst.

Man sagt im Englischen treffend: „Better safe than sorry“, was in etwa dem Deutschen „Vorsicht ist besser als Nachsicht“ entspricht. Und das gilt auch für die vielleicht harmlos erscheinenden walisischen Berge.


Literatur:

Mountain Rescue England and Wales 2025: Annual Review 2025. https://www.mountain.rescue.org.uk/annual_review/annual-review-2025/

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Author: Dr. habil. Heike Diefenbach
Michael Klein

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