Von Kai Rebmann
Die Schüler in Nordrhein-Westfalen sind noch bis Ende August in den Ferien. Doch schon jetzt sorgt eine Nachricht aus Gelsenkirchen für helle Aufregung: Ab dem neuen Schuljahr soll in mehreren Schulen nur noch halal-zertifiziertes Essen auf den Tisch kommen. Bekannt wurde das jetzt durch den Wechsel des Caterers an der Gesamtschule „Erle“, religiös ideologisierten Einheitsbrei gab es zuvor unter anderem schon am Max-Planck-Gymnasium und Grillo-Gymnasium.
In allen Fällen für das Essen der Schüler verantwortlich ist der Caterer „Muttis Küche“. Anders als dieser Name wohl suggerieren will, kommen dabei aber nicht bodenständige deutsche Gerichte auf den Teller, sondern ausschließlich nach islamischem Recht rituell zubereitete Speisen.
Geschäftsführerin Canan Celebi versucht sich gegenüber „Welt“ in einer Rechtfertigung: „An vielen Schulen, an denen wir tätig sind, wurde schon lange vor und auf Schweinefleisch verzichtet.“ Neu sei lediglich, dass man die halal-Zertifizierung von nun an offen kommuniziere.
Das ist freilich nur die halbe Wahrheit. Richtig ist, dass an den Schulen in Gelsenkirchen, wo der Migrationsanteil bei rund 60 Prozent liegt, schon seit dem Jahr 2010 in den Kantinen auf Schweinefleisch verzichtet wird. Jedoch geht das, was nach islamischem Recht „halal“ – also „erlaubt“ – ist, weit über den reinen Verzicht auf Schweinefleisch hinaus. So müssen auch alle anderen Tiere ohne Betäubung geschlachtet werden und vollständig ausbluten. Alkohol ist in der Küche strengstens verboten, nicht nur bei der eigentlichen Zubereitung der Speisen, sondern auch in Reinigungsmitteln oder Aromen.
Neu ist zudem, dass halal-zertifiziertes Essen an den von „Muttis Küche“ belieferten Schulen, anders als noch unter den jeweiligen Vorgängern, nicht mehr optional angeboten wird, sondern als einzig zur Verfügung stehende Wahl. Schüler, die im Rahmen der Ganztagesbetreuung in ihrer Schule essen wollen, müssen sich also – ob sie bzw. deren Eltern das wollen oder nicht – nach islamischem Recht ernähren.
Essenszwang in öffentlichen Kantinen – von vegan bis halal
Und Gelsenkirchen ist leider kein Einzelfall. Auch in Hamburg bekocht der Caterer „My Meal Canteen“ eigenen Angaben zufolge „mehrere Schulkantinen“. Auf seiner Homepage gibt der Dienstleister bekannt: „Alle unsere Fleischprodukte sind Halal.“ Zu den belieferten Schulen gehörten zuletzt etwa die „BS27“ oder „BS10“. Während die letztgenannte Schule den Angaben zufolge nur noch bis einschließlich Dienstag dieser Woche beliefert wurde, besteht das ausschließlich halale Essensangebot an den übrigen Schulen der Hansestadt weiter.
Nun wird es natürlich auch Menschen geben, die einwenden wollen, dass es wichtigere Themen gibt als das Essen in den Kantinen unserer Schulen, Universitäten oder auch Betrieben. Ob es nun die seit Jahren immer wieder aufkeimenden Forderungen nach rein vegetarischen oder gar veganen Speisekarten sind, oder jetzt eben die Debatte um ausschließlich halal-zertifiziertes Essen. Das mag so sein, dennoch werfen die Speisepläne in Gelsenkirchen und Hamburg ein bezeichnendes Schlaglicht auf die durchaus drängende Debatte über Migration und Integration in Deutschland.
Denn: Während die Kinder vieler Migranten im Schulalter oft noch nicht einmal über Basiskenntnisse der deutschen Sprache verfügen, sollen sie – und ihre deutschen Mitschüler – in der Schule nach islamischem Recht bekocht werden. Dabei muss eine gelingende Integration genau den umgekehrten Weg gehen. Dieser fängt vor allem bei der Sprache an – und hört beim Essen in öffentlichen Einrichtungen noch lange nicht auf.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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