Im Juli wurden unerwartet wenig neue Stellen geschaffen, während die Arbeitslosenquote zulegte. Darüber hinaus wurde die Zahl der Beschäftigen in den beiden Monaten zuvor ungewöhnlich stark nach unten revidiert, wie aus den am Freitag in Washington Daten des Arbeitsministeriums hervorgeht. Ökonomen erklären die enttäuschenden Arbeitsmarktdaten auch mit Auswirkungen der aggressiven Zollpolitik der US-Regierung.
Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg um 73.000, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Analysten hatten im Schnitt mit einem deutlich stärkeren Zuwachs um 104.000 gerechnet. Darüber hinaus wurden die Werte für die Vormonate stark nach unten revidiert. Im Juni war die Zahl der Beschäftigten mit 14.000 kaum noch gestiegen, nachdem zuvor ein Zuwachs um 147.000 gemeldet worden war. Für den Zeitraum Mai und Juni revidierte das Ministerium die Zahl der neuen Stellen um insgesamt 258.000 nach unten.
„Der Anstieg der Beschäftigung war eine herbe Enttäuschung“, kommentierte Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg. Seiner Einschätzung nach hat sich der US-Arbeitsmarkt seit Beginn der aggressiven Zollpolitik durch Präsident Donald „stärker abgekühlt als bisher in den offiziellen Daten erkennbar war“.
„Die schwachen Arbeitsmarktdaten lassen darauf schließen, dass sich die US-Wirtschaft empfindlich abkühlt“, sagte auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Sie zeigen, dass die Zölle die wirtschaftliche Entwicklung stärker als bislang angenommen belasten.
Zudem hat die Regierung unter Trump zahlreiche Stellen im Staatsdienst gestrichen, was sich nach Einschätzung von Experten auch auf die Lage am Arbeitsmarkt auswirken dürfte. Kürzungen im Staatshaushalt haben zudem zu Entlassungen an Universitäten und bei gemeinnützigen Organisationen geführt.
Wie das Arbeitsministerium weiter mitteilte, stieg die Arbeitslosenquote im Juli um 0,1 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent. Analysten hatten dies im Schnitt erwartet. Auch die Lohnentwicklung verlief in etwa so wie Experten dies erwartet haben. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Monatsvergleich um 0,3 Prozent. Volkswirte hatten im Schnitt mit diesem Plus gerechnet. Im Jahresvergleich legten die Löhne um 3,9 Prozent zu und damit etwas stärker als erwartet.
Die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt wird an den Finanzmärkten stark beachtet, weil sie mit ausschlaggebend für die Geldpolitik der US-Notenbank ist. Zuletzt hatte die Fed die Zinsen mehrfach mit Hinweis auf einen robusten Arbeitsmarkt unverändert belassen, trotz des massiven Drucks durch US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte immer wieder vehement eine Zinssenkung zur Ankurbelung der Wirtschaft gefordert. „Eine Zinssenkung auf der nächsten Sitzung – immer noch unsere Prognose – gewinnt durch die heutigen Zahlen wieder an Wahrscheinlichkeit“, kommentierte Christoph Walz, Volkswirt bei der Commerzbank. „Dies gilt unabhängig vom politischen Druck durch das Weiße Haus.“
Durch den unerwartet schwachen Arbeitsmarktbericht dürfte sich der Druck auf die Währungshüter um Notenbankchef Jerome Powell erhöhen, die Zinsen zu senken. Am Devisenmarkt reagierte der US-Dollar mit deutlichen Kursverlusten auf die Arbeitsmarktdaten. Im Gegenzug stieg der Euro auf ein Tageshoch bei 1,1558 US-Dollar. Die Renditen von US-Anleihen gaben deutlich nach. Am Frankfurter Aktienmarkt weitete der Dax vorherige Kursverluste aus.
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