„Wirtschaftsministerin Reiche beteiligt sich nahtlos an der Kampagne der Arbeitgeberseite gegen den Sozialstaat“, sagte Linken-Vorsitzende Ines Schwerdtner dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ und warf der Ministerin Parteinahme für die Unternehmen vor. „Wenn die Lobbyisten der Konzerne in der Regierung sitzen, dann kommt dabei einseitige Politik raus.“ Das sei nicht im Interesse der Mehrheit. Schwerdtner fügte hinzu: „Nach 40 Jahren Arbeit sollte jeder eine armutsfeste Rente erhalten und nicht gezwungen werden, weiter zu arbeiten.“
Die Arbeit in Deutschland sei konkurrenzfähig, weil die Produktivität hoch sei und weiter steige, aber auch „weil sich alle – Konzerne und Bevölkerung – auf eine funktionierende Infrastruktur und ein soziales Sicherungsnetz verlassen können“, so die Linken-Chefin. „Das aus kurzsichtigem betriebswirtschaftlichem Denken heraus zu gefährden, ist unverantwortlich.“ Die Grünen im Bundestag warfen der Wirtschaftsministerin vor, die schon jetzt steigende Lebensarbeitszeit nicht zu beachten: „Das Renteneintrittsalter steigt bis 2031 schrittweise auf 67 Jahre. Dass Frau Reiche das einfach ignoriert, zeigt, dass sie sich nicht an der Realität im Land orientiert, sondern ideologisch Phrasen drischt“, sagte Fraktionsvize Andreas Audretsch dem RND. „Gerade für viele Menschen, die körperlich hart arbeiten, ob in der Pflege oder als Paketzusteller, ist die Rente mit 67 schon jetzt nur schwer zu schaffen“, so der Grüne. Audretsch forderte die Bundesregierung auf, längeres Arbeiten auf freiwilliger Basis und durch mehr Anreize zu forcieren, etwa durch altersgerechte Arbeitszeitmodelle und finanzielle Anreize. Zudem müsste Frauen die Ausweitung ihrer Arbeitszeit ermöglicht werden: „Wenn Frauen so viel arbeiten könnten, wie sie selber wollen, würde in Deutschland zusätzliche Arbeit im Umfang von 850.000 Vollzeitäquivalenten geleistet“, sagte der Grüne dem RND. „Dafür müsste man Anreize im Steuerrecht schaffen und die Kinderbetreuung besser ausbauen.“
Zur Quelle wechseln
Author: [email protected]