Ein Gastbeitrag von Ulrich Kutschera
Die katholische Kirche driftet immer mehr in die Phantasy-Welt der woken Gutmenschen-Mentalität ab. Aufrichtig bibelgläubige Christen werden hierbei ignoriert – ebenso wie sexualbiologische Tatsachen.
Vor zehn Jahren (11. Juli 2015) wurde im legendären Podcast „Inforadio rbb-Zwölfzweiundzwanzig-zu Gast bei Ingo Kahle“ eine Sendung online gestellt, die heftige Streitereien ausgelöst hat, welche bis heute andauern. Der Journalist Ingo Kahle hatte mich dazu überredet, mit ihm das Thema „Genderismus“ – Gender Studies“ aus Sicht der Evolutionsbiologie zu diskutieren. Nachdem dann unser Gespräch unter dem Titel „Gender-Mainstreaming: Unfug, Religion, feministische Sekte“ veröffentlicht war, brach ein Shitstorm über mich – und Herrn Kahle – herein, der mir letztendlich, ab 2017 via Kath.net–Interview zur „Ehe für Alle“, eine Strafanzeige mit mehrjährigen Gerichtsverfahren einbrachte; der Freispruch folgte erst 2021 (siehe „Die erfolgreichste Sendung: Der Gender-Rebell“).
Meine unermüdliche Aufklärung zu den Themen „Sex, Erotik & Gender“, die ich seither unter dem Mainstream-Markenzeichen als „Evo-Bio-Bösewicht“ betreibe, soll durch Nennung der aktuellen Bücher „Vergewaltigung der Natur, 2024“ und „Evolutionsbiologie, 5. Auflage 2025“ verdeutlicht werden. In diesen Werken sind alle meine nachfolgenden Aussagen im Detail begründet. Leider konnte ich aber noch immer nicht den „Vergenderten Mainstream“ erreichen, wie das nachfolgende, erschütternde Beispiel zeigt.
Im Mai 2025 wurde vom „Erzbistum Hamburg“ eine 59 Seiten umfassende Schrift mit dem Titel: „Männlich, Weiblich, Divers: Rahmenkonzept für Sexuelle Bildung in katholischen Schulen im Erzbistum Hamburg“ veröffentlicht. In der Einleitung wird die Sexualität „im Verständnis der Humanwissenschaften“ vorgestellt. Die Autoren legen dar, sie würden „Staatliche Vorgaben… zur Sexuellen Bildung an Schulen umsetzen“. Die folgende Basis-Definition wird mit religiöser Inbrunst eingeführt; sie zieht sich sich wie ein roter Faden durch das modisch gestaltete Katholiken-Lehrwerk: „Sexualität betrachten wir nach dem Sexualwissenschaftler Uwe Sielert, Kiel, als allgemeine Lebensenergie, die sich des Körpers bedient, aus vielfältigen Quellen gespeist wird, ganz unterschiedliche Ausdrucksformen kennt und in verschiedener Hinsicht sinnvoll ist“. Als „wissenschaftliche“ Literaturstelle wird die 2. Auflage (2015) von Sielerts „Einführung in die Sexualpädagogik“ angeführt.
Erkenntnisse aus der Sexualbiologie, ein Zweig der Evolutionswissenschaften, werden komplett ignoriert, sodass von „Sexueller Bildung“ nicht die Rede sein kann. Es ist allgemein bekannt, dass der „Humanwissenschaftler“ U. Sielert der berühmt-berüchtigten „Helmut Kentler-Schule“ angehört. Wohlwissend, welche Verbrechen gegen unschuldige Jungen im Rahmen des „Kentler-Experiments“ vollzogen worden sind, hat sich Sielert später von der Kentler’schen Bewerbung der Homo-Pädophilie, Stichwort „Boylover-Szene“, distanziert. Dennoch kann man problemlos in den Sielert’schen Schriften die Grundzüge der sexualisierten „Reformpädagogik“ der 1970er-Jahre herauslesen. Nach diesen Anmerkungen einige Definitionen, die zur „Sexuellen Allgemeinbildung“ gehören.
Seit Carl von Linne (1707–1778) steht in den Naturwissenschaften das Wort „Sex“ – lateinisch Sexus, siehe Linne 1735 – für das der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung dienende biologische Geschlecht. Dies wird, bei Regenwürmern wie Menschen, erst nach der Pubertät ausgebildet. Über 99 % aller Individuen sind Männer beziehungsweise Frauen, wobei weniger als 1 % aller Menschen unter anderem durch chromosomal bedingte Entwicklungsstörungen – Disorders of Sex Developmemt – gekennzeichnet sind. Männer sind biologisch interpretiert „Spermien-Produzenten“, Frauen können als „Eizellen- Bereitstellerinnen mit Gebär-Funktion“ definiert werden. Im Jahr 1868 hat der an der Universität Würzburg lehrende Biologie-Professor Julius Sachs, 1832 – 1897, den Begriff „Sexualität“ als „Gameten-Kopulation“ definiert. Vereinfacht gesagt: die Fusion Eizelle plus Spermium ergibt eine Zygote, das ist der Sex- oder Zeugungs-Akt. Mit diesen und anderen Einsichten wurde Prof. Sachs zu einem der Urväter der Sexualbiologie, siehe den Fachartikel U. Kutschera und K. J . Niklas, 2025.
Seither wird diese Definition von Biologen wie Charles Darwin, 1809–1882, August Weismann, 1832–1914, usw. verwendet – dokumentiert in tausenden von hochwertigen, begutachteten biowissenschaftlichen Fachartikeln und Büchern – inklusive meiner eigenen Werke. Es ist eine Anmaßung, diese klassische Würzburger Sex-Begriffsbestimmung zu ignorieren und durch ein fachfremdes „Pädagogen-Geschwurbel“ ersetzen zu wollen.
Die Sielert’sche „Katholiken-Sex-Definition“, kurz gesagt – „Sexualität-gleich-positive-universelle-Lebensenergie“ – ist in der seriösen Sexualbiologie unbekannt und muss aus folgenden Gründen in die Esoterik-Ecke verwiesen werden. Zunächst, – Begriffsbestimmungen müssen immer konkret sein, um etwas aussagen zu können – allgemeine Umschreibungen sind in den exakten Sciences bedeutungslos. Der Begriff „Lebensenergie“ – Vital Force – stammt aus dem 19 Jahrhundert und ist mystisch-esoterischer Natur. Eine „Lebensenergie“ kann weder definiert noch gemessen werden. Allerdings wissen wir seit ca. 1960, dass das Adenosintriphosphat, ATP – als universeller Energieüberträger aller Zellen, vom Bakterium über die Pflanzen bis zum Menschen – im übertragenen Sinne als „Vital Force“ betrachtet werden kann. Vom ATP-Zyklus der Zelle ist in den Sielert ’schen Schriften nirgendwo die Rede.
Auf Grundlage dieser Fehl-Definition von Sexualität und der Entkoppelung derselben von der zweigeschlechtlichen-sexuellen Fortpflanzung des Menschen ergeben sich dann zahlreiche Katholiken-Falschdarstellungen: Verwechslung von Sex mit Erotik, das heißt Liebeshandlungen; Darstellung sogenannter „Sexueller Identitäten“, gemeint sind erotische Neigungen des Menschen; der Irrglaube an eine vorpubertäre kindliche „Sexualität“, von Sigmund Freud geglaubt und lange widerlegt; die Wahnvorstellung eines fiktiven „Dritten Geschlechts“; die Falsch- beziehungsweise Nicht-Darstellung der gut belegten biochemisch-hormonellen Grundlage der Homosexualität usw. Kurz gesagt – von „Sexueller Bildung“ kann nicht die Rede sein: Es geht hier vermutlich um politische Indoktrination unserer Kinder im Rahmen der pseudowissenschaftlichen, linksgrünen Gender-Ideologie!
Zur Verteidigung dieser schroffen Aussagen – zurück in die Stadt Würzburg, wo 1868 der Begriff „Sexualität“ definiert wurde. Als ich vor Jahren regelmäßig am „Julius-von-Sachs-Institut für Biowissenschaften“ – am „Julius-von-Sachs-Platz 2“ der Universität Würzburg tätig war, benannt nach dem oben zitierten Sexualbiologen, habe ich immer wieder die Vorhalle des Sekten-Gebäudes der Glaubensgemeinschaft „Universellen Lebens-UL“ besucht. Die kritischen Aufpasser ahnten nicht, welch bitterböser Feind hier ihr anschauliches Info-Material den Regalen der UL-Gemeinde entnimmt und mit Interesse studiert! Worum geht es in der UL?
Die kürzlich verstorbene UL-„Prophetin“ Gabriele Wittek, 1933–2025, habe nach dem Tod ihrer Mutter, 1975, erstmals die „Stimme Jesu Christi“ gehört; weitere geglaubte Kontakte galten dem „Schutzgeist Hielya“, dem „Geistbruder Emanuel“ sowie „Mairadi – ein Verbündeter aus dem All“. Diese Offenbarungen führten zur Gründung von „Gabriele Wittek-Christuszellen“, ab 1977 in „Heimholungswerk Jesu Christi“ umbenannt, woraus dann 1984 die Urchristen-Sekte „Universelles Leben“ entstanden ist, welche wohl auch ohne ihre verstorbene Prophetin – von ihren Anhängern „Trompete Gottes“ genannt, weiter agieren wird.
Ein Ziel der Würzburger UL-Gemeinde besteht darin, den „Universellen Lebensstrom“ in der Nachfolge Jesu weiter zu tragen. Dieser fiktiv-esoterische „Universelle Lebensstrom“ erinnert mich an die „Positive – universelle – Lebensenergie“, welche unter dem Deckmantel einer vergeistigten „Sexualität“ im Sielert’schen Katholiken- Lehrwerk aus Hamburg beschrieben ist. Beide Glaubensinhalte sind meiner Ansicht nach Hirngespinste ohne faktisch empirische Grundlage.
Fazit: „Gott-sei-Dank “ bin ich aus der katholischen Kirche ausgetreten! Ich lebe, ganz ohne eine Würzburger „Trompete Gottes“, oder einer geglaubten „esoterischer Lebensenergie“ – aber mit funktionierendem ATP-Zyklus – als atheistischer Evolutionsforscher & Musiker, gemäß den Prinzipien der Evolutionären Ethik – weltweit mit Fachkollegen vernetzt und politisch neutral-rational-Fakten-basiert.
Mit diesen ironischen Bemerkungen möchte ich keineswegs christlich-religöse Leser beleidigen, auch die Biologie-freien „Humanwissenschaften“, mit ihren oft grotesk absurden Thesen, haben eine Nische im Bildungssystem. Gerade in Deutschland, wo religiöse bzw. politische Glaubensinhalte oft über das biowissenschaftliche Fachwissen gestellt werden, muss man tolerant und vorsichtig sein, um nicht eines Morgens von einer Polizeiaktion überrascht zu werden. Stichwort „Hausdurchsuchung“. Die „guten-alten“ Zeiten, als man „nur“ von einer Staatsanwaltschaft per Brief wegen der Verbreitung unerwünschter biologischer Tatsachen belangt werden konnte, sind leider vorbei.
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Prof. Dr. Ulrich Kutschera ist ein in Deutschland und den USA tätiger Evolutionsbiologe, Buchautor und Musikproduzent. In seinem aktuellen Buch „Evolutionsbiologie. Vom Ursprung der Sexualität zum modernen Menschen-5. Auflage, 2025“ geht er auf Gruppenkonflikte des Menschen ein und zeigt Lösungsvorschläge auf.
Bild: Screenshot X
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