Von Ekaterina Quehl
Auf den kürzlich erschienenen Beitrag von Boris Reitschuster „Nicht in meinem Namen! – Schwuler rechnet mit ÖRR ab“ haben uns zahlreiche Rückmeldungen aus der LGBT-Community erreicht. Auffällig ist, wie viele sich von David Domjahns Worten direkt angesprochen fühlen. Sie empfinden das, was heute als Sichtbarkeit und Repräsentation verkauft wird, nicht mehr als Befreiung, sondern als Überinszenierung.
Sie fühlen sich für eine Agenda instrumentalisiert, mit der sie sich nicht identifizieren. Die mediale Dauerpräsenz von Themen wie Gender, Regenbogen-Symbolismus, Diversity, queere oder Drag-Kultur trifft bei ihnen nicht auf Zustimmung, sondern auf zunehmende Ablehnung. Und was einst als Kampf um Gleichberechtigung begann, ist für viele zu einer Art Zwangsverortung geworden – inszeniert von Akteuren, die meist weder selbst Teil der LGBT-Community sind noch ein Gespür für deren Realität haben. Was deutlich macht, dass es längst nicht mehr um den Schutz homosexueller Rechte geht, sondern um die Aneignung eines Themas, das als Projektionsfläche für eigene politische und wirtschaftliche Ziele dienen soll.
Neben der im Beitrag von Boris Reitschuster angesprochenen Reaktanz – also einer gesellschaftlichen Gegenreaktion auf ideologische Dauerbevormundung – gibt es ein weiteres, weitgehend tabuisiertes Problem: die reale Diskriminierung und sogar offene Bedrohung durch Teile der muslimischen Bevölkerung – dort, wo gleichgeschlechtliche Liebe offen verachtet oder als strafwürdig gilt. Doch diese Realität wird im öffentlichen Diskurs ausgeblendet, weil sie nicht in das gewünschte Bild passt und mit dem anderen ideologischen Leitmotiv kollidiert: der bedingungslosen Toleranz gegenüber LGBT-Intoleranz in muslimisch geprägten Milieus, fortschreitender gesellschaftlicher Islamisierung sowie dem Dauer-Bemühen des polit-medialen Komplexes, jegliche Kritik am Islam unter Generalverdacht zu stellen.
Lesen Sie hier einige Stimmen, die einen Einblick geben in ein Stimmungsbild, das im offiziellen Diskurs kaum vorkommt – aber eines ist, das den tatsächlichen Zustand widerspiegelt.
Mir geht es ähnlich wie David Domjahn. Ich habe zwar in den 1980er Jahren – in der Zeit der AIDS-Panik und von Politikern wie Peter Gauweiler – noch für schwule Akzeptanz gekämpft, aber seit den 1990 Jahren hatte ich massiv den Eindruck, dass schwuler Aktivismus nicht mehr nötig, sondern eher überflüssig ist. Seitdem nervt mich die Dauerberieselung von angeblicher Diskriminierung immer mehr.
Allein von Teilen der vor allem jungen, männlichen, muslimischen Bevölkerung geht noch eine deutlich wahrnehmbare Diskriminierung, ja manchmal sogar Bedrohung aus, aber das darf man auf keinen Fall thematisieren.
Dass man Transsexualität, die erstmal wenig mit Schwulen gemein hast, ständig mit Verweis auf eine angeblich existierende LGBT+ Community mit Homosexualität verbindet und damit impliziert, dass Schwule prinzipiell für die Gender-Ideologie kämpfen würden, macht mich nur noch wütend.
Es gibt keine LGBT+ Community! Abgesehen von eher kleinen Städten, wo sich traditionell Schwule und Lesben in der einzigen dort bestehenden Bar getroffen haben und von Zeit zu Zeit gemeinsamem Aktivismus gibt es kaum Berührungspunkte.
Bisexuelle Männer sind wenig auffällig, sie gehen in schwulen Zusammenhängen als schwul durch und in heterosexuellen Umfeld outen sie sich kaum weitflächig.
Ernsthafte Transsexuelle versuchen meist als ihr neues Geschlecht durchzugehen und vermeiden oft mit Schwul- oder Lesbischsein in Verbindung gebracht zu werden.
Die wenigen ersthaften Nichtbinären spielen kaum eine Rolle und Drag-Queens sind ein künstlich aufgeblasenes Phänomen.
Mein Fazit: Vergesst die LGBT+ Community, die es nämlich überhaupt nicht gibt und lasst schwule Männer einfach in Ruhe, da gibts nichts mehr zu kämpfen!
Als Schwuler kann ich David Domjahn nur zustimmen. Durch die LGBTQ+-Community geht ein Riss!
Die einstmals LGB-Community, die einfach nur für Rechte und gesellschaftliche Anerkennung kämpfte, den lieben zu können, den sie wollen, wurde über die Jahre von TQ+ gekapert. Nicht nur, dass letztere eine verschwindend kleine Minderheit gegenüber LGBs sind, bei TQ+ geht es auch um etwas ganz anderes als „wen ich liebe“, sondern um Selbstwahrnehmung: Wer oder was bin ich und wenn ja, wie viel, wie oft und wann? Für Schwule, Lesben und Bisexuelle ist das kein Thema. Sie sind klar Männer und Frauen und empfinden sich auch als solche.
Auch lehnen nahezu alle meiner schwulen Freunde Gendern ab bzw. tun es nicht. Ich auch nicht. Es widerspricht auch dem, für das LGB jahrzehntelang gekämpft hat, nämlich dass sexuelle Orientierung eine Spielart von Mutter Natur ist, die man eben nicht täglich wechseln kann wie einem gerade der Sinn steht. Anders als einige heterosexuelle Freunde und Bekannte, die fleißig gendern, was schon zeigt: TQ+ hat primär nichts mit LGB zu tun und die „klassische“ LGB-Community wehrt sich auch dagegen, dass ihre Regenbogenflagge von TQ+ gekapert wird.
Dass die Regenbogenflagge trotz nahezu gegebener rechtlicher Gleichstellung hierzulande nach wie vor ihre Existenzberechtigung hat, zeigt die wachsende Anfeindung gegenüber Homo- und Bisexuellen durch verschiedene Gruppen: Migranten und Rechte, die Jagd auf Schwule machen und nicht nur Gewalt androhen, sondern auch vollziehen, CSD-Gegendemos mit übelsten Sprechchören, Schwule, die sich nicht trauen, händchenhaltend durch die Straßen zu gehen und Jugendliche, für die es in der Schule und zu Hause ein Spießrutenlauf ist offen einzuräumen, zu welchem Geschlecht sie sich hingezogen fühlen – und viele es nicht tun!
Eine lesbische Bekannte, die ihre sexuelle Ausrichtung nicht wie eine Monstranz vor sich her trägt, findet das Theater, das um eine (ihre) Minderheit gemacht wird, die hier – ausgenommen in Gegenden, in denen Muslime leben – friedlich, unbehelligt und gesellschaftlich völlig akzeptiert leben kann, abartig.
Abartig findet sie auch den Exhibitionismus mancher Teilnehmer an diesen CSD – Paraden, die sie als exhibitionistische Narzissten bezeichnet.
Für sie hat der Regenbogen seine Unschuld verloren, sie mag ihn nur noch am Himmel sehen.
Eine Frage: Sind die CSD-Teilnehmer eigentlich mit ihren Paraden auch durch bekannt homosexuellenfeindliche Stadtteile gezogen?
Haben sie sich das getraut? Oder haben sie da ein gewisses Körperteil eingezogen?
Und noch etwas: Der Missbrauch des Regenbogens scheint sich zu einem Bumerang entwickelt zu haben; aus der Werbung ist er nach meiner Wahrnehmung völlig verschwunden, bei toom, REWE und anderen wehen keine Regenbogenfahnen mehr vor den Gebäuden; so erfolgreich war wohl der Verkauf von Nivea-Hautcreme, die ein paar Monate auch im Regenbogendesign daher kam, auch nicht.
Und ein Letztes: Ob die Schwulen/Lesben ihrer Sache einen Gefallen getan haben, als sie in einer Gemeinde – nachdem die Vertreter gegen das Aufziehen der Regenbogenflagge vor dem Rathaus gestimmt hatten, aus Protest Hunderte! schwer und gar nicht zu entfernende regenbogenfarbige Herzchen auf alles, was nicht niet- und nagelfest war – geklebt haben?
Ich bin betroffen und predige das schon seit Jahren. Das zur Schau stellen und ständige Erwähnen ist zum Kotzen.
Ich habe einen Transmenschen in meiner Familie und kenne inzwischen ein paar mehr. Entweder sie werden vom Umfeld akzeptiert oder abgelehnt. Der ganze woke Schitt bringt den Betroffenen überhaupt nichts. Sie sind wirklich alle genervt darüber.
Ich komme gleich zur Sache: Ja – das István und Folgen werden so sein. Das kann ich, als Konservativ-liberaler Schwuler nur bestätigen. Auf uns wird man das projizieren – die Apolegeten verstecken sich dann und kommen wohl davon.
Danke für nichts – sehr traurig und genauso sehr wahrscheinlich.
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.
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