Von Kai Rebmann
Aufforstung von Wäldern auf anderen Kontinenten, etwa in Afrika – von den Grünen verteufelt. CO2-freie Nutzung der Kernenergie in Deutschland – von den Grünen beerdigt. Gesetz zum Ausbau der CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) – von den Grünen und der SPD im Bundestag verhindert. Bau neuer Gaskraftwerke für mehr Unabhängigkeit von den Erneuerbaren – von den Grünen verpönt.
So lässt sich der Arbeitsnachweis der Grünen zusammenfassen, wenn es in den letzten Monaten und Jahren um die Schaffung von Alternativen zur umstrittenen, weil in Deutschland nach wie vor auf sehr wackligen Beinen stehenden sogenannten „Energiewende“ geht. Schon der Begriff alleine ist dabei irreführend. Denn Grünen und parteinahen NGOs geht es nicht um eine „Wende“ im Sinne einer Transformation der Energiegewinnung und -nutzung, sondern ganz offensichtlich um eine schleichende Deindustrialisierung Deutschlands.
Die Grünen stehen schon lange im Verdacht, mit der von ihnen forcierten, ja fast ausschließlichen Konzentration auf den Ausbau von Solar- und Windenergie nicht den tatsächlich benötigten Energiebedarf bereitstellen, sondern vielmehr den Energieverbrauch in Deutschland begrenzen zu wollen. Das sogenannte „Energieeffizienzgesetz“ ist da nur eines von vielen Beispielen, mit denen faktisch eben dieses Ziel verfolgt werden soll.
Atomausstieg war nur der Anfang
Dabei gehen die diesbezüglichen Anstrengungen der Öko-Partei weit über den ohne jede Not vollzogenen Ausstieg aus der CO2-freien Kernkraft hinaus. Ginge es den Grünen wirklich ums Klima – und den gleichzeitigen Erhalt bzw. die Schaffung von Wachstum und Wohlstand – hätten sie sich nicht nur für den Erhalt der letzten drei AKWs einsetzen müssen, sondern auch für den Bau weiterer Atomkraftwerke.
Stattdessen präsentierte der damalige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck unter anderem ein ideologisch aufgeladenes Gefälligkeitsgutachten, das den Ausstieg aus der Kernenergie alternativlos erscheinen lassen sollte – und machte Deutschland damit zum energiepolitischen Geisterfahrer nicht nur in Europa. Die Folge war und ist eine ständige, vor allem aber extrem teure Abhängigkeit von unseren Nachbarn, insbesondere Frankreich.
Im Februar 2025, kurz vor der Bundestagswahl, setzte Habeck dann scheinbar zur Kehrtwende an und wollte ein Gesetz zur Förderung der CCS-Technologie in den Bundestag einbringen. Diese wird etwa in der Erdölindustrie schon seit Jahrzehnten erfolgreich genutzt. Dabei werden CO2-Emissionen direkt am Ort ihrer Entstehung abgeschieden, verpresst und unterirdisch gelagert, etwa in ausgepumpten Erdgas-Lagerstätten weit draußen im Meer und in mehreren Kilometern Tiefe.
Das langfristige Potenzial dieser Technologie wurde in einer McKinsey-Analyse erst im vergangenen Jahr noch wie folgt skizziert: „Wenn Deutschland zusammen mit weiteren Nordsee-Anrainern wie Großbritannien, Norwegen, den Niederlanden, Belgien und Frankreich die gesamten CO2-Emissionen unter der Nordsee verpressen würde, wären die Kapazitäten nach rund 100 Jahren ausgelastet, wahrscheinlich aber später.“ Alleine Deutschland hätte nach dieser Berechnung 150 Millionen Tonnen CO2 abscheiden und verpressen können, also rund ein Viertel seines gesamten Ausstoßes.
Grüne predigen Verzicht – für die eigene Ideologie
Und was machen die Grünen? Sie verhinderten im Frühjahr zusammen mit der SPD, dass der Gesetzentwurf ihres eigenen Ministers im Bundestag auch nur auf die Tagesordnung kam. Aber auch beim Bau neuer Gaskraftwerke scheinen Robert Habeck und seine Partei das berühmte Spiel vom „Bad Cop, Good Cop“ zu spielen. Hatte sich der Ex-Minister während der Regierungszeit der Ampel noch für einen massiven Ausbau auf mindestens 25 Gigawatt wasserstofffähiger Gaskraftwerksleistung in Deutschland bis spätestens zum Jahr 2030 stark gemacht, nennt Niedersachsens grüner Umweltminister Christian Meyer eben diesen, jetzt von Habecks Amtsnachfolgerin Katharina Reiche (CDU) fortgeführten Kurs „einfach Wahnsinn“ – und argumentiert dabei in fast schon selbstentlarvender Manier mit der „Klimakrise“.
Bei all diesen grünen Debatten geht es wohlgemerkt nie wirklich ums Klima. Und auch nicht um die angebliche Gefährdung des Ausbaus der erneuerbaren Energien, die absoluten Vorrang zu genießen hätten. Es geht einzig und allein um die Rationierung der verfügbaren Energie in Deutschland zu auch international marktfähigen Preisen – wohlwissend, dass Wind und Sonne allein zumindest auf absehbare Zeit nicht in der Lage sein werden, den tatsächlichen Bedarf auch nur ansatzweise zu liefern.
Dazu passt dann auch die jüngste Anekdote zur grünen Klima-Utopie. Als es im EU-Parlament in der vergangenen Woche darum ging, dass sich die EU bescheiden anmutende drei Prozent ihrer CO2-Einsparungen bis zum Jahr 2036 durch Aufforstung von Wäldern auf anderen Kontinenten, etwa in Afrika, quasi „erkaufen“ könnte, regte sich auch hier Widerstand aus bekannter Ecke. Der deutsche Abgeordnete Michael Bloss (Grüne) wetterte, damit werde „das Tor zur Hölle aufgestoßen“, blieb eine konkrete Begründung für diese Ansicht dann aber schuldig.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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