• 12. Juli 2025

„Unerwünschte Gifte im Gehirn“ durch die Hitze

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Juli 10, 2025

"Von Ekaterina Quehl

„Durch Hitze sammeln sich unerwünschte Umweltgifte im Gehirn.“ Als ich diese Schlagzeile bei Focus Plus las, dachte ich, dass damit endlich der Wahnsinn erklärt ist, der sich hierzulande inzwischen als Dauerzustand tarnt.

Leider steht der Artikel hinter einer Zahlschranke, weshalb die neuesten wissenschaftlichen Errungenschaften auf dem Gebiet der Hitze-Angst nicht jedem Leser zur Verfügung stehen. Vielleicht beinhaltet der Artikel ja noch Informationen zu den „erwünschten Umweltgiften“, die dem Gehirn helfen können, sich im besten Deutschland aller Zeiten noch wohliger einzurichten. Grund genug für ein Abo.

Der Beitrag erklärt nicht nur die Zusammenhänge zwischen Psyche und der andauernden Hitze, sondern auch den zwischen Hitze und Gewalt. Wenn der heißeste Sommer aller Zeiten in Deutschland mal eine ganze Woche lang dauert, dann gibt es Studien, die erklären, warum „Einmänner“ aggressiv und kriminell werden und Mädchen und junge Frauen in Freibädern sexuell missbrauchen oder dort randalieren.

Zwar haben wir dieses Phänomen seit Jahren, doch liefern uns Experten jeden Sommer neue Erklärungen für Freibad-Gewalt. Bereits 2023 titelte der WDR in seinem Format „Planet Wissen“, dass der Klimawandel an Freibad-Randalen schuld sei. Die „Zeit“ war in jenem Jahr noch kreativer und räumte die steigenden Pommes-Preise für Gewalt in Freibädern ein: „Kein Wunder, dass da manch ein Badegast durchdreht“.

Nun, die Wissenschaft steht natürlich nicht an einem Punkt. Und heute, zwei Jahre später, wissen wir mehr: nämlich, dass Überhitzungen die Blut-Hirn-Schranke beeinträchtigen können, wodurch sich unerwünschte Umweltgifte im Gehirn sammeln – so Dr. Sebastian Karl mit dem langen Titel: „Arzt am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim und Teil der Taskforce Klima und Psyche der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)“.

Die Frage ist nur: Bei wem sammeln sich eigentlich die meisten dieser unerwünschten Gifte im Gehirn? Bei den „Einmännern“, die Mädchen in Freibädern sexuell belästigen? Bei Medien, die sich jedes Jahr neue Gründe für Freibad-Gewalt einfallen lassen? Oder bei denjenigen, die „Anti-Grabsch-Schilder“ in Freibädern aufstellen? Denn nichts davon hat irgendetwas mit der Realität zu tun – geschweige denn, dass es das jährliche Problem mit Gewalt und sexuellem Missbrauch in Freibädern auch nur ansatzweise löst.

Das Problem des Gelangens der Gifte ins Gehirn ist leider nicht das einzige. Die Gründe für das „Konfliktpotential“ – wie es einst Matthias Oloew, der Kommunikations-Chef der Berliner Bäder-Betriebe nannte – sind deutlich vielschichtiger. Wir haben es hier mit dem sogenannten „Long-Hot-Summer-Effekt“ zu tun – das ist, wenn der heiße Sommer in Deutschland mal länger als eine Woche anhält und die Wetterkarten in apokalyptischen Farbtönen eingefärbt werden.

„Hitze kann zu mehr Gewalt führen. Es gibt Hinweise, dass dies nicht nur auf individueller Ebene der Fall ist, sondern auch kollektive Gewalt betrifft“, so Dr. Karl.

Spannende Erkenntnisse liefert Dr. Karl im Focus-Beitrag auch zu den Zahlen. Zwar kann er keinen absoluten Wert nennen, ab welcher Temperatur es bereits „brenzlig“ wird. Doch es gebe eine Studienzusammenfassung, die belege, dass das Risiko für psychische Erkrankungen pro Grad Celsius um 0,9 Prozent steigt. „Wenn es letzte Woche 25 Grad hatte und diese Woche 35 Grad, dann erhöht sich das Risiko um neun Prozent“, erklärt der Doktor. Nach dieser Logik könnte man – um es mit einem russischen Ausdruck zu sagen – auch das Durchschnittsfieber auf einer Krankenhausstation messen. Könnte man mit dieser Formel auch Freibad-Gewalt berechnen? Wenn einige junge „Einmänner“, psychisch vorbelastet natürlich, mal etwas Spaß im Freibad haben wollen und dort plötzlich sehen, dass die Pommes-Preise gestiegen sind – würden sie dann bei 25 Grad nur „begrapschen“ und bei 35 Grad schon richtig belästigen? Wie viel Misshandlung oder Gewalt mehr sind es bei neun Prozent?

In einen Widerspruch gerät Dr. Karl, als er auf die Frage antwortet, ob Menschen in mediterranen Ländern – in denen Hitzeperioden zum Alltag gehören – gelassener bleiben. „Nicht unbedingt“, antwortet Dr. Karl. „Auch in grundsätzlich wärmeren Ländern gibt es Hitzewellen, die dort noch heißer sind als bei uns – und ähnliche Effekte haben. Aber dort ist man an Temperaturen gewöhnt, die bei uns in Nordeuropa bereits als Schwellenwerte gelten. Die Menschen dort seien besser an diese Hitzeumgebung angepasst. Sie hätten den Umgang damit gewissermaßen trainiert und den Alltag entsprechend eingerichtet.“

Nach dieser Logik müssten doch „grabschende“ „Einmänner“ mit Konfliktpotenzial eigentlich sehr gelassen sein. Denn sie kommen ja meist aus Ländern, in denen Hitzeperioden zum Alltag gehören. Nun ja – vielleicht sind sie es auch: gelassen in ihrer Gewalt.

Schließlich spielt es keine große Rolle, ob man Gewalt und Kriminalität mit „unerwünschten Giften im Gehirn“, Long Covid (Pardon, Freudscher Versprecher), dem „Long-Hot-Summer-Effekt“ oder der Prozentzahl für Risiken pro Celsiusgrad begründet.

Solange unser Staat und Entscheidungsträger die Realität verharmlosen, Opfer zu Tätern erklären und an jeder Ecke Verbotsschilder gegen Gewalt und Kriminalität aufstellen, wird diese Realität immer wieder zurückschlagen. Mit ihrem unweigerlichen Dasein.

Vielleicht sollte man auch dagegen ein Schild aufstellen.

Ein „Realitätsverbotsschild“.

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Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.

Bild: Alexandros Michailidis / Shutterstock.com

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