Berlin (ots)
Die deutsche Medizintechnikindustrie ist mit einem leichten Aufwärtstrend ins Jahr 2025 gestartet. Wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, stieg der Umsatz der Branche im ersten Quartal nominal um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit behauptet sich die Industrie in einem wirtschaftlich angespannten Umfeld nach einem eher verhaltenen Vorjahr.
2024 erzielten die über 1.500 Medizintechnikunternehmen in Deutschland einen Gesamtumsatz von 41,4 Milliarden Euro – ein nominales Wachstum von 2,5 Prozent gegenüber 2023. Die Erzeugerpreise stiegen im selben Zeitraum um 2,7 Prozent. Der Inlandsumsatz belief sich auf 13,2 Milliarden Euro (+1,7 %), während das Auslandsgeschäft mit 28,2 Milliarden Euro (+2,9 %) erneut eine tragende Rolle spielte. Die Exportquote lag somit bei stabilen 68 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche wuchs um 2,8 Prozent auf rund 166.000 Mitarbeitende.
Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik im Deutschen Industrieverband SPECTARIS, bewertet die aktuelle Entwicklung mit gemischten Gefühlen: „Nach Jahren mit deutlich stärkeren Wachstumsraten sehen wir nun die Folgen eines zunehmenden Investitionsstaus im deutschen Gesundheitswesen. Besonders im Inland gerät der Wachstumsmotor Medizintechnik ins Stocken. Gleichzeitig belasten hohe Kosten und ein massiver bürokratischer Aufwand die Ertragslage vieler Unternehmen. Der angekündigte Bürokratieabbau ist in der Medizintechnik noch nicht sichtbar.“
Ein wesentliches Problem stellt die angespannte finanzielle Lage vieler Kliniken und Pflegeeinrichtungen dar. Investitionen in moderne Medizintechnik, die unmittelbar der Patientenversorgung zugutekämen, werden vielfach verschoben. Leonhard kritisiert zudem den durch die europäische Medizinprodukteverordnung verursachten Verwaltungsaufwand sowie die geplante pauschale Beschränkung von PFAS-basierten Hochleistungswerkstoffen. Letztere könnten dazu führen, dass zahlreiche etablierte Medizinprodukte aufgrund der Lieferkettenproblematik vom Markt verschwinden, selbst wenn Medizintechnik vom Verbot ausgenommen würde.
Internationale Märkte als Hoffnungsträger
Trotz aller Herausforderungen bleibt die Branche zuversichtlich – insbesondere mit Blick auf internationale Absatzmärkte. Die Exporte in andere EU-Länder stiegen 2024 um vier Prozent, auch das Geschäft mit den USA – dem wichtigsten Exportmarkt – legte leicht zu. Dagegen verzeichnete der Handel mit China einen Rückgang von 14 Prozent.
„Die geopolitische Lage, insbesondere die Handelspolitik zwischen den USA und China, beobachten wir mit Sorge“, so Leonhard.
Er betont jedoch auch die weiterhin bestehenden Wachstumschancen: „Der demografische Wandel, der technologische Fortschritt – etwa durch KI und Robotik – sowie die Digitalisierung und Automatisierung des Gesundheitswesens bleiben zentrale Treiber für unsere Branche. Damit die Unternehmen ihr Innovationspotenzial ausschöpfen können, brauchen wir aber dringend innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen.“
Innovationskraft bleibt stark
Die deutsche Medizintechnik zählt nach wie vor zu den innovativsten Branchen Europas. Mit 1.487 Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt belegte Deutschland 2024 hinter den USA (5.995 Anmeldungen) und vor der Schweiz (1.045) den zweiten Platz. Leonhard begrüßt daher ausdrücklich die Anerkennung der Medizintechnik als Leitindustrie im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung: „Das ist ein wichtiges Signal – jetzt müssen zügig konkrete politische Maßnahmen folgen.“
Die Medizintechnik-Branche (Hersteller von medizintechnischen Geräten und Medizinprodukten inkl. Kleinstunternehmen) beschäftigte im Jahr 2024 laut Gesundheitswirtschaftlicher Gesamtrechnung des WifOR-Instituts in Deutschland insgesamt rund 212.100 Menschen und erwirtschaftete eine Bruttowertschöpfung von 19,7 Mrd. Euro. Nach der Wirtschaftsstatistik gab es 2024 in Deutschland 1.508 Medizintechnik-Hersteller mit mehr als 20 Beschäftigten, die rund 166.000 Mitarbeitende beschäftigten und einen Gesamtumsatz von über 41,4 Milliarden Euro erzielten (55 Mrd. Euro inkl. Kleinstunternehmen). 68 Prozent des Medizintechnik-Umsatzes stammen aus dem Auslandsgeschäft. Rund 9 Prozent des Umsatzes werden in For-schung und Entwicklung investiert. 93 Prozent der Unternehmen sind KMU.
SPECTARIS ist der Deutsche Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik und vertritt 400 überwie-gend mittelständische deutsche Unternehmen. Davon repräsentiert der SPECTARIS-Fachverband Medizintechnik rund 130 Hersteller und Zulieferer der Medizintechnik-Branche sowie Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Provider aus dem Bereich der respiratorischen Heimtherapie.
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Christof Weingärtner
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