• 7. Juni 2025

Martin Sellner – Der rechte Autor, den Ulf Poschardt spannend findet

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Juni 6, 2025
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Wie ist die aktuelle Situation rund um deine Einreiseverbote?

Ich prozessiere gegen die Stadt Neulingen und gegen die Schweiz. Aber aktuell darf ich überall einreisen, außer nach England, wo ich eine Einreisesperre habe. Und es wird sich bald wieder zeigen – nämlich am 1. Juli, da will ich einen Vortrag halten in Augsburg oder in Ulm – ob ich auch in Westdeutschland mittlerweile wieder vortragen kann oder wieder rausgeschmissen werde.

Ist das so eine Art DDR-Gefühl, wenn man irgendwo nicht hinfahren darf? Wie bedrückend ist das emotional?

Das geht aber nicht nur mir so, sondern etwa auch den Aktivisten, die zuletzt nicht nach Mailand kommen konnten. Auch da war es ziemlich mühsam. Das heißt, es ist schon hinderlich in unseren ganzen Unternehmungen.

Vor bald zehn Jahren standest Du an der Reling der C-Star und hast im Mittelmeer Seenotschlepper gejagt. Heute erzählt der Herausgeber der „Welt“ im „Zeit“-Interview über Dich, du seist ein „spannender Autor“. Ulf Poschardt empfiehlt sogar explizit Dein Buch „Remigration“. Wie gefällt Dir diese Entwicklung? Wie gefällt Deinen Anhängern der Mainstream-Sellner?

(Lacht) Ich bin angekommen mitten im Mainstream samt Einreisesperre. Ob ich im Mainstream bin, würde ich verneinen. Aber ich muss sagen, es hat sich gelohnt, dieser Sprung vom Dach diverser Gebäude auf die Bühne des Autors. Man muss ja auch mit der Zeit gehen. Ich bin ja nicht mehr Mitte 20, sondern Mitte 30 und bin sehr froh und dankbar, dass ich auf dieser Ebene meine Arbeit fortsetzen kann.

Kritik an Poschardt, weil er vom Mainstream kommt, weil diese Leute inklusive Nius-Reichelt mit ihrer Vergangenheit nicht so richtig aufräumen – Ist so eine Kritik berechtigt oder sollte man den Leuten einfach Absolution erteilen und sich an ihrer Wendeleistung erfreuen?

Man kann sie nicht ganz aus ihrer Verantwortung entlassen. Aber ich bin auch gegen jede Dauerverdammung. Sprich, wenn viele Leute auf eine gewisse Art und Weise Buße tun, indem sie mutig Gedankenverbote brechen, indem sie zum Beispiel auch Sprechverbote brechen, über Migration sprechen, dann würde ich sagen, ist diese Schuld, die sie sich aufgebürdet haben, Schritt für Schritt abgearbeitet.

Ich bin jetzt nicht derjenige, den das ärgert. Es gibt keinen Claim auf die Oppositionsrolle und ich freue mich, wenn diese Leute auch beginnen umzudenken, wenn sie eine andere Sprache verwenden. Schön wäre halt, wenn sie auch mit uns ins Gespräch kämen. Nicht nur über uns sprechen, sondern mit uns sprechen. Und vor allem endlich aufhören, zum Beispiel den Rausschmiss von Höcke zu fordern. Wie bei Reichelt. Also vieles ist gut. Ich beobachte das mit einer gewissen Genugtuung, aber ich bin immer noch sehr, sehr vorsichtig und warne. Man muss sehr aufpassen.

Auch ich werde bisweilen aus den eigenen Reihen kritisiert, weil ich Poschardt und Reichelt kritisiere und auch Diekmann. Ich erinnere dann immer an die „Welcome Refugees“-Kampagne unter Angela Merkel. Für mich eine der wichtigsten Propagandaaktionen der illegalen Massenzuwanderung damals. Überbewerte ich das oder hatte es doch weniger Relevanz, als ich behaupte?

Nein, überhaupt nicht überbewertet. Und damals waren diese Leute ganz genau Seite an Seite, auch bei Corona übrigens, da hat man das anfangs zumindest noch gesehen. Ich will aber niemandem absprechen, sich zu verändern. Das habe ich auch in meinem Leben geändert. Aber natürlich: eine gewisse Vorsicht ist wichtig.

Ich glaube, wenn die Leute langfristig immer wieder gute Aussagen tätigen, langfristig immer wieder gute Dinge tun, dann werden auch unsere berechtigten Vorbehalte abgebaut. Aber diese Vorbehalte sind wichtig, denn es könnte sein, dass, wenn sich die Verhältnisse drehen, dass die Leute auch wieder sofort die Meinung ändern.

Reden wir mal Tacheles. Poschardt hat vor allem eins: Kohle. Wieviel hat er dir denn über Deinen neuen Paysafe-Kanal geschickt?

(Lacht) Noch gar nichts. Also vielleicht schon, ich weiß es nicht. Die Paysafe-Karten kommen ja völlig anonym rein. Vielleicht ist er einer der anonymen Gönner, was Krypto und Paysafe betrifft. Aber ich glaube, die Art und Weise, wie sie uns im Moment unterstützen, indem sie Dinge normalisieren, hilft der Sache. Weniger jetzt Poschardt, aber mehr Reichelt, den muss man wirklich hervorheben. Gegen den Volksbegriff hat er sich beispielsweise nicht mehr ausgesprochen, wie noch vor einem Dreivierteljahr gegen die bösen völkischen Nationalisten. Sondern Reichelt hat dann klar und offen gesagt, dass man auch darüber diskutieren können muss.

Der Vorteil von Paysafe für Schenker und Beschenkte?

Der liegt darin, dass Leute völlig anonym diese Karten mit Bargeld kaufen und dann ebenso anonym über eine E-Mail-Adresse an mich schicken können. Diesen Code kann ich dann direkt einlösen auf dem Bankkonto. Das ist vollkommen legal und wird von mir ordentlich einhundertprozent versteuert. Aber für den Absender ist ein Vorteil, dass er anonym bleibt und dass er dann auch keinerlei Bezug zu mir hat, also auch sein Bankkonto nicht gefährdet wird.

Wir sind mittlerweile seit zehn Jahren immer sporadisch mal im Gespräch. Nun bin ich mittlerweile 60 geworden. Du hast mich ja jung kennengelernt. Jetzt hat die junge Rechte ein Problem mit Boomer-Menschen, die sind plötzlich an allem schuld. Was ist da los? Wie siehst Du das?

(Lacht) Na ja, also, erstens, ich bin überrascht: Du bist so jugendlich von deiner Stimme, von deinem Auftreten. Ich hätte dich auf maximal 59 geschätzt. Du kommst für mich rüber wie ein ewiger Ende-30-Jähriger.

Wahrscheinlich ist das bereits diese Boomer-Krankheit.

Im Ernst, tatsächlich ist ein Generationenkonflikt mittlerweile auch im rechten Lager angekommen. Da gab es diesen „Hey, Boomer“-Song gegen Donald Trump. Das war aus dem linken Lager. Und jetzt ist der Kampf gegen die alten weißen Männer auch im rechten Lager angekommen. Das hat aus meiner Sicht ökonomische Gründe, ist verständlich, vor allem wenn man sich das Wahlverhalten und vor allem die Macht dieser Wählergruppe über 50 an den Wahlurnen anschaut. Das führt aber zu nichts. Ich sehe mich als Millennial auch als Brückenbauer zwischen den Generationen. Ich versuche, hier vermittelnd aufzutreten.

Du hattest im Vorgespräch gesagt, Du wärst so etwas wie der Unterhalter der Boomer. Habe ich das richtig in Erinnerung?

Nein, nein, das werfen mir Leute vor! Mir wird vorgeworfen, ich wäre einerseits Boomer-Bespaßer. Andere sagen, ich sei Boomer-Hasser. Ich versuche ein bisschen zu vermitteln. Aber generell sehe ich mich als eine Brücke zwischen den Generationen. Ich versuche natürlich in jugendlichen Themen auch firm zu sein. Das muss ja die Grundidee einer Bewegung sein, die auf die Jugend ausgerichtet ist. Aber dieser ganze Aktivismus bringt nichts, wenn man damit einen großen Teil der Bevölkerung verprellt und von dem gar nicht verstanden wird. Das ist wichtig. Als politische Bewegung müssen wir alle Generationen und alle Geschlechter ansprechen, denn wir sind über alle Altersgrenzen und biologischen Grenzen hinweg ein Volk.

Wenn Dir gegenüber jemand den Verdacht äußert, Alexander Dobrindt hätte „Remigration“ von Sellner gelesen, würdest Du zustimmen?

Also wenn er es gelesen hat, dann hat er es überflogen. Dann bleibt es wirklich nur bei der reinen Signalwirkung. Also ich glaube tatsächlich, dass, was wir vorschlagen, in vielen Punkten umgesetzt oder zumindest angekündigt wird. Von Trump, Dobrindt und Trudeau in vielen Bereichen. Aber der entscheidende Punkt ist ja, dass Remigration ein Gesamtkonzept ist. Ein Gesamtkonzept, das dazu führt, dass die kulturelle Kontinuität im Land erhalten bleibt.

Und das wird man mit der Union nie bekommen, weil sie nicht einmal mehr erlauben, dass man über das Volk, über den Volksbegriff spricht. Das ist, glaube ich, der entscheidende Punkt. Sie machen nach wie vor nur Pflaster auf klaffende Wunden. Und nicht einmal die werden dann richtig aufgetragen. Das würde ich ehrlich von mir weisen. Das wäre sogar eine Beleidigung für mein Buch „Remigration“, wenn das, was Dobrindt gerade macht, die Umsetzung sein sollte.

Machen wir es doch konkret: Du bist jetzt der Elon Musk von Alexander Dobrindt. Fünf Handlungstipps, wie man Grenzen schützen kann.

Wenn ich der Musk von Alexander Dobrindt wäre, würde ich erstmal die Epstein-Files und ihn öffentlich vor den Karren fahren, wie es Musk gerade macht. Meine Antwort eindeutig und glasklar: Aus meiner Sicht muss Dobrindt sofort beginnen mit einer massenhaften Abschiebung der illegalen Ausreisepflichtigen inklusive der Geduldeten.

Damit steht man zwar auf Kriegsfuß mit der Europäischen Union. Aber Deutschland kann ja nicht sanktioniert werden von der Europäischen Union, sprich, es ist eine reine Frage des politischen Willens. Denn Länder wie Ungarn, Polen machen genau dasselbe.

Also aus meiner Sicht müssen sofort alle Illegalen abgeschoben werden, Duldung muss aufgehoben werden, Familienzusammenführung muss ausgesetzt werden. Das kann man auch machen wie in Amerika durch ein System der Selbstabschiebung, in dem man den Leuten quasi ein Ultimatum gibt, dass sie freiwillig gehen können. Wenn sie das nicht erfüllen, dann müssen sie ihre Abschiebung auch selber bezahlen mit Beschlagnahmung ihres Vermögens.

Der zweite Schritt wäre: Zurückweisungen an den Grenzen. Aber auf eine vernünftige und auf eine zielführende Art und Weise, inklusive einer Überwachung der grünen Grenzen. Da müsste man eine gewisse Weile die grüne Grenze überwachen, in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern.

Und dann müsste Deutschland sich an die Spitze einer Bewegung stellen, die das gesamte Asylverfahren in Europa auslagert. Wenn man das macht, hätte man sofort Mehrheiten in der Europäischen Union dafür, etwa in Nordafrika provisorische Lager aufzumachen, wohin alle Leute, die neu nach Europa reinkommen, sofort verbracht werden. Jeder Illegale, der in Europa aufgegriffen wird, kommt sofort in ein außereuropäisches Lager, wo dann seine Ansprüche und sein Verfahren geprüft werden.

Und dann schrittweise – das würde als nächstes folgen – müssten dann alle Asylanten, die hier in diesem Land sind, geduldet sind oder auch einen Aufenthalt haben, in diese Asylzentren verbracht werden.

Was gemacht werden müsste, wäre eine Totalauslagerung des gesamten Asylsystems aus Europa. Denn kein Mensch hat ein Menschenrecht darauf, nach Europa einzuwandern. Das wären für mich die ersten Schritte und aus meiner Sicht im bestehenden Rechtsrahmen auch möglich. Das ist eine Weiterführung von dem, was ohnehin schon England mit dem Ruanda-Plan macht, was Polen und Ungarn mit den Pushbacks machen. Und das wäre ein erster Schritt in Richtung Remigration.

Mir würde da noch Albanien und Italien einfallen.

Das war ein erster Schritt in die totale Auslagerung des gesamten europäischen Asylsystems.

Als Du von der grünen Grenze sprachst, sind mir wieder Bilder eingefallen vom griechischen Grenzfluss Evros zur Türkei. Da hat die griechische Bevölkerung des Nachts mit hellbeleuchteten Traktoren wie selbstverständlich ihre Grenze selbst gesichert. Das ist ja eine Verhaltensweise, die man in Deutschland von den Menschen kaum erwarten kann. Warum? Wo ist der Unterschied?

Der griechische Staat und die Bevölkerung haben an einem Strang gezogen. Und in Deutschland wurden alle Versuche zivilen Ungehorsams gegen diese Überflutung vom Staat brutal bekämpft. Man erinnere sich an die großen Repressionen auf den Demonstrationen gegen Pegida.

Es gab in Deutschland erste Ansätze. Es gibt immer noch große Demos, die es immer wieder schaffen, auch Asylheime in ihrem Ort zu verhindern. Das Problem ist, dass es dann einfach in den nächsten Ort zieht.

Aber tatsächlich gab es von Blockaden über Menschenketten an der Grenze bis hin zu großen Demos und Asylheim-Besetzungen auch in Deutschland zivilen Ungehorsam. Aber der wurde vom Staat brutal und massiv bekämpft. In Ländern wie Griechenland, in Ländern wie Ungarn und Polen werden vom Staat die illegalen Schlepper bekämpft oder die Leute, die Abschiebungen verhindern wollen. In Deutschland ist es genau umgekehrt. Man hat in Deutschland eine Autoimmunerkrankung des Staates, positives Engagement der Bevölkerung wird bekämpft und negatives gefördert.

Kurzer Einwand: Du sagtest „Staat“. Aber sind es nicht zuvorderst auch die Medien, die dagegen arbeiten?

Die Medien auch, aber wenn du dir anschaust, wie stark diverse NGOs staatlich gefördert werden, wenn du dir anschaust, wie stark der Staat auch diese gesamte linksextreme Szene schont, die ja wirklich hoch und schwer kriminell ist, während er mit Brutalität bereits gegen rechte Meinungsäußerungen vorgeht, dann ist es für mich eine Verantwortung von Staat und von Presse. Das ist ein einziger großer Block und der ist anti-patriotisch. Man kann sagen antideutsch. Und etwa in Griechenland, in Polen und Ungarn ist das nicht der Fall. Deshalb ist die Lage dort anders und kann die Bevölkerung dort anders reagieren.

Der Merz-Besuch im Oval Office rückte hinter den Streit zwischen Trump und Musk zurück. Was bedeutet dieser Streit aber insgesamt für die internationale Rechte? Musk forderte gerade eine Partei der Mitte. Ist das auch eine Abkehr von der AfD? Verliert die deutsche und europäische Rechte einen wichtigen Verbündeten?

Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, Musks Vorschlag einer Partei der Mitte ist erstmal ein Schuss vor Trumps Bug. Er will ihm zeigen, dass er ihm Konkurrenz machen könnte. Vieles davon ist aus meiner Sicht ein Getrommel auf der Brust eines Silicon-Valley-Gorillas, um es so auszudrücken. Musk fühlt sich von Trump an die Seite gedrängt. Musk fühlt sich von Trump nicht dankbar genug behandelt für die entscheidende Unterstützung im Wahlkampf.

Und er will Trump nun zeigen, dass er ihm auch massiv schaden könnte und dass er nicht so mit sich umspringen lässt. Das ist, glaube ich, die entscheidende Konsequenz. Aber wie so oft in Amerika, bei Musk und bei Trump: Beide sind Freunde großer Worte, Freunde des Showeffekts. Nach diesen ganzen großen Worten wird aber am Ende auch wieder eine Versöhnung da sein. Die beiden haben einfach viel mehr gemeinsame als unterschiedliche Interessen. Das ist zumindest meine Hoffnung.

Ist das nicht ein geniales Format, dieses Grillen im Oval Office, diese Encounter-Gruppe?

Es ist herrlich. Es wird Zeitgeschichte geschrieben. Der südafrikanische Präsident, der Präsident der Ukraine, Merz war halt Merz – aber ich finde, dass Trump das Ganze wirklich sehr unterhaltsam macht. Kann man ihm nicht vorwerfen. Er langweilt auf gar keinen Fall. Aber Merz war überschattet von diesem großen Fallout zwischen Trump und Musk – diesem amerikanischen Bürgerkrieg. Es ist auch sehr spannend zu beobachten, wie die gesamte amerikanische Rechte sich jetzt auf die eine oder andere Seite schlägt. Also auf jeden Fall sehr polarisierend in Amerika.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Author:
Alexander Wallasch

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