• 22. Mai 2025

Landrechte als Schlüssel für gerechte Klimapolitik / Aktueller Bericht von Robert Bosch Stiftung und TMG Research zeigt Lösungen auf

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Mai 22, 2025
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Berlin/Stuttgart (ots)

Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, setzen Regierungen und Unternehmen weltweit zunehmend auf Netto-Null-Strategien: Emissionen sollen drastisch gesenkt und verbleibende Treibhausgase durch landbasierte Kohlenstoffbindung – etwa durch Aufforstung – ausgeglichen werden. Dafür könnten bis 2060 voraussichtlich eine Milliarde Hektar Land nötig sein – eine Fläche so groß wie China oder die USA.

Doch dieser globale Bedarf an Landflächen birgt erhebliche Risiken. Darauf machen die Autor:innen des heute veröffentlichten Berichts „Net Zero & Land Rights“ der Robert Bosch Stiftung und TMG Research aufmerksam. Sie warnen, dass landbasierte CO2-Entnahmestrategien also Maßnahmen zur Entfernung und Speicherung von CO2 durch Nutzung großer Landflächen, einen neuen globalen Landrausch auslösen könnten – mit weitreichenden Folgen. Sie könnten bestehende Nutzungskonflikte verschärfen, die Ernährungssicherheit gefährden, lokale Gemeinschaften verdrängen, die Rechte indigener Völker untergraben und soziale Ungleichheiten verstärken. Vor diesem Hintergrund plädieren die Studienautor:innen für einen gerechteren Umgang mit Landrechten im Kontext der Klimapolitik.

Der Bericht erscheint wenige Wochen vor der nächsten Klimakonferenz in Bonn – der 62. Sitzung des UN-Klimarahmenabkommens (UNFCCC), (bekannt als SB62). Dort wird von den Staaten erwartet, dass sie bei der Umsetzung von Artikel 6 des Pariser Abkommens vorankommen, der den internationalen Kohlenstoffmarkt regelt.

Landrechte als Grundlage für eine gerechte Klimapolitik

Indigene Völker spielen eine Schlüsselrolle im Klimaschutz: Sie bewahren rund 80 Prozent der weltweiten biologischen Vielfalt, obwohl sie nur 22 Prozent der Landfläche bewohnen. Zudem beanspruchen indigene und lokale Gemeinschaften gewohnheitsmäßige Rechte auf etwa 65 Prozent des globalen Landes – offiziell anerkannt sind davon aber nur 10 Prozent.

Die Autor:innen der Studie beleuchten kritisch die Rolle freiwilliger Kohlenstoffmärkte, die Investitionen in Klimaschutzprojekte lenken sollen. Sie zeigen, dass landbasierte Kompensationsprojekte rasant zunehmen – besonders auf dem afrikanischen Kontinent, wo Landrechte oft unzureichend gesichert sind. Vom Kongobecken bis zum Niger sehen sich lokale Gemeinschaften einem wachsenden Druck durch Klimaschutzprojekte ausgesetzt, da viele dieser Gemeinschaften keinerlei formale Anerkennung ihres Landes besitzen.

„Klimaschutz darf nicht auf Kosten sozialer Gerechtigkeit gehen“, betont Dr. Tabea Lissner, Leiterin des Teams Klimawandel bei der Robert Bosch Stiftung. „Wenn wir die Netto-Null ernst nehmen, müssen wir gleichzeitig die Landrechte von Menschen im Globalen Süden schützen. Andernfalls verlieren Klimamaßnahmen ihre Legitimität.“

Dr. Jes Weigelt, Geschäftsführer des TMG Think Tank for Sustainability, warnt: „Wir erleben eine Rückkehr der Landnahme – diesmal getrieben durch Kohlenstoffmärkte und Klimaziele. Doch so darf der Aufbau von Klimaresilienz nicht aussehen. Gemeinschaften an den Frontlinien der Klimakrise sind zugleich zentrale Hüter von Wäldern, Graslandschaften und Biodiversität. Ihre Landrechte zu sichern, ist keine Option – es ist Voraussetzung für wirksamen, gerechten und nachhaltigen Klimaschutz.“

Konkrete Empfehlungen für eine gerechte Klimapolitik

Die Autor:innen des Berichts formulieren klare politische Empfehlungen. Sie fordern die Anerkennung und den Schutz legitimer Landrechte, einschließlich solcher, die auf traditionellen und gewohnheitsrechtlichen Systemen beruhen.

Regierungen, Geber und Akteure im Kohlenstoffmarkt werden aufgefordert, indigene und lokale Gemeinschaften als gleichberechtigte Partner in Klimaprojekte einzubinden. Klimaprojekte sollten nur mit der freien, vorherigen und informierten Zustimmung der betroffenen Gemeinschaften durchgeführt werden. Außerdem sollten Geschlechtergerechtigkeit sowie die Anerkennung gewohnheitsrechtlicher Landnutzung in allen klimapolitischen Maßnahmen verankert sein.

Zudem fordern sie, Landrechte in nationale Klimastrategien zu integrieren – darunter auch in die national festgelegten Beiträge (NDCs), die alle Unterzeichnerstaaten des Pariser Abkommens bis spätestens September bei den Vereinten Nationen einreichen müssen. Verbindliche Standards für COâ“-Kompensationsprojekte seien unerlässlich, um Landraub und ökologische Schäden zu verhindern.

Über die Studie

„Net Zero & Land Rights“ ist eine gemeinsame Studie der Robert Bosch Stiftung und der TMG Research GmbH. Die Publikation vereint Perspektiven aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft sowie Stimmen aus Europa und dem Globalen Süden. Sie analysiert die Auswirkungen globaler Klimastrategien auf Landrechte, Biodiversität und soziale Gerechtigkeit. Die vollständige Studie finden Sie hier.

Über die Robert Bosch Stiftung

Die Robert Bosch Stiftung arbeitet in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Globale Fragen. Mit ihrer Förderung setzt sie sich für eine gerechte und nachhaltige Zukunft ein. Die Stiftung ist gemeinnützig, unabhängig und überparteilich. Sie geht auf das Vermächtnis von Robert Bosch zurück. Der Unternehmer und Stifter formulierte darin den doppelten Auftrag, das Fortbestehen des Unternehmens zu sichern und sein soziales Engagement weiterzuführen.

Die Robert Bosch Stiftung GmbH unterhält eigene Einrichtungen, entwickelt innovative Projekte und fördert auf internationaler wie lokaler Ebene. Die Erkenntnisse aus ihrer Förderung bringt die Stiftung in die Fachwelt und die öffentliche Debatte ein.

Die Stiftung hält rund 94 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH und finanziert sich aus deren Dividende. Unternehmen und Stiftung handeln unabhängig voneinander. Seit ihrer Gründung 1964 hat die Robert Bosch Stiftung mehr als 2,5 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit ausgegeben. www.bosch-stiftung.de

Über TMG Research GmbH, Teil des TMG Think Tank for Sustainability

TMG Research engagiert sich für gerechte und nachhaltige Transformationen durch aktionsorientierte Forschung und politische Beratung. Die Programme von TMG verfolgen einen menschenrechtsbasierten Ansatz und konzentrieren sich auf verantwortungsvolle Landpolitik, die Transformation von Ernährungssystemen in ländlichen und städtischen Räumen sowie die Anpassung an den Klimawandel.

TMG hat seinen Hauptsitz in Berlin und ein Team in Nairobi. Der regionale Fokus der Arbeit liegt auf der Europäischen Union und dem afrikanischen Kontinent – mit Projekten u. a. in Benin, Kenia, Madagaskar, Malawi und Südafrika. www.tmg-thinktank.com

Pressekontakt:

Stefanie Kaufmann Dimeski
Referentin Kommunikation
Robert Bosch Stiftung
[email protected]
Tel. +49 30 220025-312

Original-Content von: Robert Bosch Stiftung GmbH, übermittelt durch news aktuell

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