• 13. Mai 2025

Keine Kiew-Kokain-Connection – Mimimi-Taschentuch

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Mai 13, 2025
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So eine Behauptung ist nicht gut fürs Drogenbusiness, steht doch der Konsum von Kokain für Glamour, Party, junge attraktive Menschen und jede Menge Spaß, bis der Morgen graut. Die Marketing-Agenda der Kokain-Mafia orientierte sich über Jahre an Lebenswelten wie dem Studio 54 und weniger an den Crack-Leichen der 2000er-Jahre. Der Stern schrieb einmal über die legendäre New Yorker Diskothek:

„Das Studio 54 war einst einer der bekanntesten Nachtclubs der Welt. Dort tanzten Andy Warhol und Mick Jagger, Truman Capote und Elizabeth Taylor. Der Laden war in den 80ern der Place-to-be. König des Nachtlebens war der Clubbesitzer Mark Fleischman. Eine Legende in der Szene. Und ein Lebemann, der selbst keine Party scheute. Er kokste mit Robin Williams, zechte mit John Belushi, und Dreier waren Alltag. Fleischman führte ein Leben auf der Überholspur, und die Drogen hielten seinen Motor am Laufen.“

Bianca Jagger ist auf einem weißen Pferd ins Studio 54 eingeritten. Hier entstand ein Mythos um eine Droge, die für Glamour und sexuelle Ausschweifungen steht. Party-Girl Bianca Jagger ist allerdings eine ganz andere Hausnummer als Macron und Merz. Jedenfalls aus Sicht der Kokain-Produzenten.

Was für eine Werbung für ihr sagenumwobenes Produkt aus den Anden kann das sein, wenn sich Bundeskanzler Friedrich Merz in einem Zugabteil am Holztisch mit seinen englischen und französischen Amtskollegen eine einpfeift? Der Sauerländer ist hier das Pendant zum Oggersheimer. Merz und Vorgänger Kohl waren/sind allenfalls Weintrinker. Angela Merkel bevorzugte Weißwein. Ihr Vorgänger Gerhard Schröder verlangte einmal publikumswirksam nach einer Flasche Bier und explizit nicht nach einer Nase Kokain zur Verdauung.

Wenn Macron und Merz sich im Zug nach Nirgendwo eine reingeschnüffelt und sich dabei gegenseitig gefilmt hätten, dann wäre das mutmaßlich die beste Prophylaxe gegen Kokain. Denn mal ehrlich, wer möchte eine Droge nehmen, die ihn so macht wie Friedrich Merz? Merz ist kein Patient für die Betty-Ford-Klinik. Er ist eher der Typ Mandel-OP oder Leistenbruch. Und das soll gar nicht despektierlich gemeint sein.

In den 1980er-Jahren gab es in vielen deutschen Schulen eine gute Heroin-Prävention. Im Kino lief die Leidensgeschichte von „Christiane F.“, und in größeren Städten sahen Schüler in den Parks leibhaftig, was Heroin anrichten kann. Kokain hingegen wurde in den Schulen nie besprochen. Es galt als exklusive und teure Partydroge – jedenfalls so lange, bis die US-amerikanische Crack-Welle über Frankfurt in die bundesrepublikanischen Großstädte einsickerte.

Ein Video zeigt Macron, Merz und den britischen Premierminister Starmer am Resopaltisch im Zugabteil. Vermutlich spricht man Englisch. Irgendwer lässt Journalisten in den Raum. Oder die drei Spitzenpolitiker bitten die Medien zum Gespräch in ein Zugabteil, in dem sie zuvor noch gemütlich gesessen hatten. Die Kameras filmen, die Fotografen schießen ihre Bilder, ein paar belanglose Fragen und Antworten. Die Szene wird erst dadurch für die sozialen Medien interessant, weil Macron sich merkwürdig verhält und Merz Macrons Merkwürdigkeiten dann auch noch spiegelt.

Der Franzose nimmt in linkischer Geste etwas Weißes vom Tisch, lässt es von einer Hand in die andere verschwinden, um es dann irgendwo hinter sich zu platzieren. Und Merz fingert ebenfalls an etwas herum, das vor ihm auf dem Tisch liegt, und versucht, es offenbar vor den Fotografen zu verbergen.

Diese kurzen Gesten haben zunächst die Aufmerksamkeit einiger X-User auf sich gezogen, die sich gefragt haben, was die beiden da eigentlich verbergen wollen. Tatsächlich sah es schräg aus, wenn man die Augen spitzte.

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Auch das ist vollkommen normal. Wer sich vermeintlich nicht normal verhält, aber im Fokus des Interesses steht, muss damit rechnen, dass es auch zu solchen Missdeutungen kommt, die eine Geschichte spannender machen; auch so funktionieren die sozialen Medien, kein Drama. Mit russischer Propaganda und Desinformationen hat es bis dahin erst einmal rein gar nichts zu tun.

Denn die erste Frage ist doch heute angesichts solcher Videosequenzen, ob hier jemand mit KI herumgespielt hat. Und dann haben ein paar Interessierte bald festgestellt, dass das Videoschnipsel echt ist, mehrere Agenturen zeigten die gleiche Szene aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Um es vorwegzunehmen: Die besagten Herren machten ihre aufmerksamkeitstarken Fingerübungen offenbar mit einem Taschentuch (Macron) und einem Snack-Spießchen (Merz). Also ein großes Tamtam um nichts als ein bisschen Abfall am Tisch, den die Welt nicht sehen sollte.

Hier wird niemand überrascht. Es passt alles perfekt zusammen. Die reine Weste soll noch durch einen aufgeräumten provisorischen Konferenztisch illustriert werden. Hier reitet auch kein weißes Pferd mit einer nackten Schönen durch den Zug. Nichts dergleichen, „Wild horses couldn’t drag them away“.

Wer noch an eine gute Geschichte glaubte, der blieb enttäuscht zurück. Denn wie viel unterhaltsamer wäre es doch, wenn sich die harten Jungs aus dem alten Europa nach getaner – hoffentlich erfolgreicher – Arbeit eine Linie gegönnt und ein bisschen Unfug gemacht hätten. Alkohol ist demgegenüber eine seit Jahrhunderten etablierte Droge mit allerdings gesellschaftlichen Verheerungen, denen gegenüber Kokain quantitativ nach wie vor ein Waisenknabe ist.

Die Russen sind übrigens traditionell besonders bekannt dafür, dass Politik alles andere als ein nüchternes Geschäft ist. Vorgänger von Putin sind regelmäßig durch Wodka-Exzesse aufgefallen, es gehörte zum guten Ton. Der Merkur schrieb dazu:

„Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges greifen russische Spitzenpolitiker vermehrt zu harten Alkoholika. Zum Missfallen von Präsident Wladimir Putin.“

Schnupfen hin oder her, hier kommt die Beruhigung: Von Macron und Merz geht in naher Zukunft sicher keine Gefahr aus, dass sich die Jugend an ihrem Lotterleben orientieren könnte. Sie mögen eine desaströse Politik machen, die verheerende Folgen für Europa hat. Aber sie sind sicher keine guten Werbeträger für die kolumbianische Drogenmafia.

Schlimmer: Mit einem koksenden Friedrich Merz kann man sich im Zweifel den ganzen Markt kaputtmachen. Wer möchte so sein wie Friedrich Merz?

Es fährt ein Zug nach Nirgendwo.

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Author:
Alexander Wallasch

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