Ach, schon wieder Böhmermann, werden Sie jetzt vielleicht sagen. Und ganz ehrlich: Ich kann Sie nicht nur verstehen. Mir geht es genauso. Aber weil wir ihn zwangsfinanzieren müssen, weil er so eine große Reichweite hat und weil er so systemtypisch ist, habe ich mich entschlossen, noch einmal in den sauren ZDF-Apfel zu beißen – und mir dieses Video aus Frankfurt anzusehen, das gerade durch die sozialen Medien geht.
Denn das, was am Freitagabend im „ZDF Magazin Royale“ ausgestrahlt wurde, ist kein Satirebeitrag. Es ist ein inquisitorisches Tribunal – im öffentlich-rechtlichen Glanzlicht. Böhmermann enthüllt darin die Identität eines bislang anonymen Youtubers, der unter dem Namen „Clownswelt“ pointierte, AfD-nahe Inhalte veröffentlichte. Der Mann, so erfahren wir, war Referendar, Lehramtsstudent, bekennender Christ – und ist jetzt, nach dem Beitrag, vor allem: erledigt.
Bizarr.
Öffentliches Doxxing eines Studenten, finanziert durch Zwangsgebühren.
Ist das euer ernst @ZDFpic.twitter.com/3aLrX5I3v2
— Zacki (@FrankfurtZack) May 10, 2025
Was Böhmermann und sein Team da abliefern, ist kein Gag. Es ist ein Exempel. Ein Pranger. Der Beitrag basiert auf einer gemeinsamen Recherche mit der „Zeit“, die nicht davor zurückschreckt, die Eltern des Mannes aufzusuchen. Doxing nennt man das in der Netzsprache: Das öffentliche Zur-Schau-Stellen privater Daten – zur Abschreckung. Und Böhmermann liefert die Show dazu. Samt Häme, moralischer Überlegenheit und johlendem Studiopublikum.
Erstens: Dieser Beitrag markiert den endgültigen Bruch zwischen Satire und Aufklärung. Was hier läuft, ist keine ironische Überhöhung, sondern eine öffentlich inszenierte Hinrichtung – mit Fakten, Namen, Adresse und beruflicher Vergangenheit. Die Verpackung: ein bisschen Witz, ein bisschen Zynismus. Der Inhalt: ein Mann wird vor einem Millionenpublikum enttarnt, denunziert und sozial vernichtet.
Zweitens: Böhmermann wirkt in diesem Moment nicht wie ein Satiriker, sondern wie ein staatlich alimentierter Gesinnungsjäger. Es geht nicht um Inhalte, nicht um Debatte – sondern um Macht. Wer sich außerhalb des Sagbaren positioniert, wer sich nicht an die informellen Grenzen der neuen Meinungsorthodoxie hält, wird enttarnt und vernichtet. Im Namen der Demokratie, versteht sich.
Drittens: Dieser Fall zeigt exemplarisch, wie tief der öffentlich-rechtliche Komplex in eine Rolle hineingerutscht ist, die mit Journalismus nichts mehr zu tun hat. Es geht nicht mehr darum, Mächtige zu hinterfragen – sondern darum, Abweichler zu disziplinieren. Die Methoden erinnern an Zeiten, in denen Denunziation ein Zeichen staatsbürgerlicher Tugend war. Nur dass sie heute in HD gesendet und mit Zwangsgebühren finanziert wird.
Was bleibt, ist eine Schamgrenze, die wieder ein ganz erhebliches Stück weiter nach unten verschoben wurde. Und ein demokratischer Grundsatz, der mit Füßen getreten wird: Das Recht, anonym Kritik zu üben. Besonders, wenn man keine Lobby hat. Kein Geld. Keine Anwälte. Sondern nur einen Youtube-Kanal und ein paar tausend Abonnenten.
Dass Böhmermann in diesem Machtgefälle nicht nach unten tritt, sondern springt – mit Anlauf –, macht diesen Fall so bitter.
Der Hofnarr als Großinquisitor.
Die „Zeit“ als Zuträgerin.
Und das ZDF als Sendeplattform einer digitalen Inquisition.
Willkommen im Jahr 2025.
Wer Propagandisten wie Böhmermann im ZDF hat, braucht keine Stasi mehr.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Staat seine Dissidenten öffentlich vorführt.
Neu ist nur: diesmal müssen sie selbst dafür bezahlen.
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Bild: Screenshot X
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