Berlin/Brüssel (ots)
- Studie vergleicht Folgen der Erderwärmung um 1,5 Grad, 2,7 Grad und 3,5 Grad Celsius für das Leben von Kindern.
- Umsetzung ambitionierter Klimamaßnahmen würde Extremwetter-Risiken erheblich senken.
- Save the Children fordert Klimapolitik, die Kinder in den Mittelpunkt stellt.
Im Engagement gegen die Klimakrise macht die Reduzierung der Erderwärmung um wenige Grad einen großen Unterschied für Kinder: So könnte ein Drittel der heute Fünfjährigen, rund 38 Millionen Kinder weltweit, durch die Umsetzung einer ambitionierten Klimapolitik vor gefährlichen Hitzewellen bewahrt werden. Voraussetzung ist, dass es gelingt, das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und sich nicht mit einem 2,7 Grad-Szenario auf Basis der aktuellen Maßnahmen und Zusagen zufriedenzugeben.
Im zehnten Jahr nach der wegweisenden Weltklimakonferenz in Paris von 2015 zeigt eine Studie von Save the Children und der Freien Universität Brüssel, welche Erfolge im Kampf gegen die Klimakrise möglich wären – aber auch, welch dramatische Folgen eine unkontrollierte Erderwärmung für nachfolgende Generationen hätte. „Born into the Climate Crisis 2“ folgt auf den gleichnamigen Vorgängerbericht, den die Kinderechtsorganisation 2021 ebenfalls mit Forschenden der belgischen Hochschule herausgebracht hatte.
Die Studie vergleicht die zu erwartende Häufigkeit von sechs Extremwettereignissen und deren Folgen und macht drei Szenarien auf: Wie viele Hitzewellen, Ernteausfälle, Überschwemmungen, tropische Wirbelstürme, Dürren und Waldbrände werden heute fünfjährige Kinder voraussichtlich erleben, wenn die Temperaturen bis 2100 um 1,5 Grad, um 2,7 Grad oder schlimmstenfalls 3,5 Grad Celsius steigen?
Unter der aktuellen Klimapolitik (2,7 Grad) würden demnach geschätzt 100 Millionen – oder 83 Prozent – der 2020 geborenen Kinder ein Leben führen, das in einem noch nie dagewesenen Ausmaß von Hitzewellen geprägt wäre. Würde das 1,5 Grad-Ziel erreicht, verringerte sich die Zahl auf 62 Millionen. Bei einem unkontrollierten Anstieg auf 3,5 Grad hingegen wären sogar 111 Millionen Kinder weltweit betroffen. Insgesamt wurden 2020 rund 120 Millionen Kinder geboren.
„Der Bericht zeigt, dass es Hoffnung gibt, aber nur, wenn wir schnell und ehrgeizig handeln“, sagt Patricia Kramarz, Expertin für globale Gesundheit und Klima bei Save the Children Deutschland. „Die Klimakrise braucht unser aller Aufmerksamkeit – mehr als je zuvor. Am 1,5 Grad-Ziel muss festgehalten werden; es gibt keinen Plan B für künftige Generationen. Kinder müssen in den Mittelpunkt aller Maßnahmen gestellt und ihre Stimmen gehört werden, denn sie tragen weltweit die Hauptlast der Klimakrise. Und sie fordern zu Recht von uns Erwachsenen, endlich die Verantwortung dafür zu übernehmen.“
Zu diesen Kindern gehören auch die 11- bis 18-Jährigen, die für die Studie konsultiert wurden: 28 junge Menschen berichteten den Forschenden von den Folgen der Erderwärmung in ihren Heimatländern Kolumbien, Vanuatu, Neuseeland, der Ukraine, Albanien, Sierra Leone, China und dem Jemen und bereicherten die Studie mit ihren Perspektiven.
Die Klimakrise wirkt sich besonders verheerend auf Kinder aus, weil sie anfälliger gegenüber den daraus resultierenden Umweltbelastungen und Krankheiten sowie den Folgen von Mangelernährung sind. Extreme Wetterereignisse vernichten Ernten, machen Familien obdachlos, beschädigen Schulen und erhöhen das Risiko von Ausbeutung und Frühverheiratung, wenn Ressourcen klimabedingt schrumpfen und Armut zunimmt. Ohnehin benachteiligte Kinder und vor allem diejenigen, die in Ländern mit niedrigen Einkommen aufwachsen, sind besonders gefährdet, wie die aktuelle Studie bestätigt.
Als weltweit größte unabhängige Kinderrechtsorganisation unterstützt Save the Children Kinder, Familien und ihre Gemeinschaften weltweit, um der Klimakrise besser zu begegnen. Dazu zählen Prävention und vorausschauende humanitäre Hilfe ebenso wie die Unterstützung bei der Abmilderung von Klimafolgen und Nothilfe in Katastrophenfällen. Außerdem setzt sich Save the Children bei Regierungen und anderen Akteuren für eine engagierte Klimapolitik für und mit Kindern ein.
Save the Children fordert:
- dringende und ehrgeizige Maßnahmen, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen
- ausreichend Finanzmittel für die Anpassung an die Klimakrise sowie den Ausgleich von klimabedingten Schäden und Verlusten
- eine deutsche sowie internationale Klimapolitik, die Kinder, ihre Rechte, ihre Stimmen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt
Hinweise für die Redaktion:
- Der Bericht „Born into the Climate Crisis 2“ steht im englischen Original sowie zusammengefasst als Faktenblatt auf Deutsch zur Verfügung.
- Der Vorgängerbericht blickte erstmals 2021 auf die prognostizierten Folgen der Klimakrise für künftige Generationen.
- Die Studie vergleicht drei Szenarien: Das Ziel, den Temperaturanstieg bis 2100 auf 1,5-Grad Celsius zu begrenzen, haben fast alle Staaten auf der Klimakonferenz in Paris 2015 vereinbart. Das 2,7 Grad-Szenario basiert auf den aktuellen Klimaschutzmaßnahmen und -zusagen nach dem Climate Action Tracker. Die Berechnungen mit 3,5 Grad gehen vom schlimmsten Szenario mit anhaltend hohen Emissionen und unzureichenden Klimaschutzmaßnahmen aus.
- Als „noch nie dagewesen“ stuften die Forschenden ein Ausmaß von Klimaextremen ein, für die die Wahrscheinlichkeit, sie zu erleben, ohne die menschengemachte Klimakrise lediglich bei 1 zu 10.000 liegen würde.
- Gerne geben wir zu weiterführenden Fragen zur Methodik auf Anfrage Auskunft.
Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können – seit über 100 Jahren.
Pressekontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Silke Zorn
Tel.: +49 (0)30 – 27 59 59 79 – 232
Mail: [email protected]
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