• 6. Mai 2025

Klingbeils Kabinett: Die neue Amigo-Republik

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Mai 6, 2025

In jungen Jahren habe ich mich oft über die CSU geärgert. „Amigo-Affäre“, Vetternwirtschaft, Seilschaften – in Bayern war das gefühlt Bestandteil der CSU-DNA. Der Filz war so legendär, dass man ihn mit dem Bierdeckel servieren konnte. Und in der politischen Erziehung vieler junger Menschen, auch meiner, war klar: So etwas passiert rechts der Mitte.

Doch jetzt, Jahrzehnte später, schaue ich auf die SPD – und traue meinen Augen nicht (und vorher auch schon bei den Grünen – aber um die soll es heute hier nicht gehen).

Lars Klingbeil hat ein Kabinett aus Parteifreunden, Weggefährten und Netzwerkern installiert, das in jeder anderen Konstellation einen medialen Aufschrei provoziert hätte. Eine Handvoll enger Vertrauter rückt in die Machtzentralen vor, auf Posten, die Einfluss, Budget und Status garantieren. Kein Wunder: Der Mann kennt das System von innen wie kein anderer. Vom Büroleiter im Abgeordnetenbüro zum Generalsekretär, vom Generalsekretär zum Parteichef – eine Karriere wie aus dem Lehrbuch für Apparatschiks. Hochgedient durch Anpassung, nicht durch Haltung. Hochgeschleimt, nicht hochgewählt. Und was macht die Presse? Sie berichtet – brav, sachlich, versteckt. Keine Schlagzeilen, keine Kommentare, kein Empörungsorchester.

Ein besonders entlarvendes Beispiel liefert dabei ein Artikel der „Bild“-Zeitung. Die beiden Autorinnen wissen genau, was da passiert – man spürt es in der Tonlage, in den Details, zwischen den Zeilen. Aber sie trauen sich nicht. Sie biegen im letzten Drittel fein ab. Kein Skandal, kein Framing, kein Aufschrei. Nur die leise Feststellung, dass Klingbeil nun „mehr Einfluss“ bekomme.

Man stelle sich dasselbe Szenario unter einem CSU-Kanzler vor. Twitter würde explodieren, Talkshows wären randvoll, die „Süddeutsche“ hätte Sonderseiten vorbereitet. Es ginge um den „Marsch durch die Institutionen“ – nur diesmal rückwärts.

Aber im Jahr 2025 scheint das alles niemanden mehr zu stören. Vielleicht, weil Presse und Politik inzwischen auf eine Art miteinander verwoben sind, die nicht einmal Franz Josef Strauß sich hätte träumen lassen. Die alte Sowjet-Formel „Partei und Volk sind eins“ hat eine neue, traurige Variante gefunden: Partei und Presse sind eins.

Und deshalb wird Vetternwirtschaft zur Demokratiepflege erklärt. Matthias Miersch, enger Vertrauter von Klingbeil und bisher kommissarischer Generalsekretär der SPD, gibt sein Amt nun auf – und soll stattdessen Fraktionsvorsitzender werden. Eine Machtkonzentration, die selbst in der CSU Seltenheitswert hätte. Ein Parteistratege als Chef der Bundestagsfraktion? In Bayern hätte man das früher „doppelt gemoppelt“ genannt – heute heißt es: Vertrauen.

Und Miersch bleibt nicht allein. Carsten Schneider, designierter Umweltminister, ist nicht nur politischer Verbündeter, sondern auch Rennrad-Kumpel. Verena Hubertz, vorgesehen fürs Bauministerium, gehört ebenfalls zum inneren Zirkel. Drei Schlüsselposten, drei persönliche Bande – aber kein Aufschrei, keine Kritik. Die SPD scheint in ihrer Parteizentrale inzwischen ein eigenes Karriere-Ministerium betreiben zu dürfen – mit Bewerbung nur für Eingeweihte.

Offenbar ist es plötzlich normal, dass Vertraute des Parteichefs automatisch in Schlüsselpositionen rücken – mit genau jenen Netzwerken, die man früher der Union um die Ohren gehauen hätte. Nur dass es damals noch Journalisten gab, die das interessierte.

Was kommt als Nächstes? Der Schwippschwager als Präsident des Bundesrechnungshofs? Die Schwiegermutter im Ethikrat? Oder wird der Familienhund zum Generalinspekteur der Bundeswehr befördert – wenn er das SPD-Parteibuch apportieren kann?

Doch der eigentliche Skandal ist nicht nur Klingbeils Personalpolitik. Der eigentliche Skandal ist das Schweigen darüber. Das verstohlene Wegsehen. Die mediale Beißhemmung, sobald die „richtige“ Partei regiert.

Am Ende bleibt ein bitterer Eindruck: Nicht die Vetternwirtschaft hat sich geändert – sondern unser Maßstab. Was früher undenkbar war, gilt heute als kluge Strategie. Und was einst Demokratie gefährdete, wird nun als Stabilität verkauft.

Vielleicht sollten wir den alten Begriff „Amigo-Republik“ überarbeiten. Nicht weil er falsch war – sondern weil er heute viel zu eng gedacht ist.

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