Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle
Darf man das „Zickenkrieg“ nennen, was derzeit in der sozialistischen Kleinpartei BSW in Thüringen stattfindet? Oder ist das schon diskriminierend, wenn ein Beobachter einfach aufschreibt, wie es ist?
Sahra Wagenknecht ist eine beeindruckende Frau. Man könnte viel über ihre Lebensgeschichte, ihre Haltung zur SED-Diktatur und ihren erfolglosen Versuch, es ihrem Gatten Oskar Lafontaine gleichzutun, schreiben. Der hatte nämlich einst aus Verdruss über seine SPD den Laden verlassen und etwas Neues gewagt: Eine neue Partei namens WASG gegründet, mit der SED-Nachfolgepartei namens – damals gerade – PDS fusioniert und zu Wahlerfolgen in Ländern und im Bund geführt. Der Oskar, der weiß, wie es geht.
Und als seine Frau dann Frakionschefin der fusionierten Partei namens Die Linke wurde, wollte sie – na klar – den Laden kontrollieren, die Regeln vor- und den Ton angeben. Aber, leider, leider, ist Demokratie das Bohren dicker Bretter. Und es gibt immer welche, die hinter den Kulissen das Messer wetzen, die eine andere politische Agenda oder auch einfach nur eigene Karrierepläne haben.
Jedenfalls riss der Streit um die rote Sahra irgendwann nicht mehr ab
Vielleicht wird sie daheim auf dem Sofa dann mit ihrem Oskar eine gute Flasche französischen Rotweins geöffnet und die Lage besprochen haben. Und der erfahrene Politfuchs wird ihr empfohlen haben: Mach doch Deine eigene Partei auf! Dann bist Du die Chefin und rockst die Hauptstadt-Bühne, so wie er selbst es einst tat.
So geschah es dann: Neue Partei, personalisierter Parteiname, nur handverlesene Mitglieder zugelassen, Sahra-Superstar in allen Talkshows der Staatsmedien – fast so wie früher..
Doch der Wähler, dieser unberechenbare Schelm…
Der machte Wagenknecht und ihrem Bündnis BSW bei der Bundestagswahl einen Strich durch die Rechnung. Es reichte nicht für den Einzug ins Hohe Haus. Die Fünf-Prozent-Hürde um rund 13.000 Stimmen verfehlt. Dann nochmal partiell gezählt, ein paar Stimmen gefunden, aber es fehlen halt immer noch 9500 Stimmen. Sahra muss draußen bleiben.
Jetzt haben Sie beim Bundeswahlleiter beantragt, alle Stimmzettel der Bundestagswahl noch einmal nachzuzählen. Es müssen sich doch noch ein paar finden lassen, oder? Demokratie ist so mühsam, wie Frau Wagenknecht in manchen einsamen Stunden denken und von der guten alten Zeit in der DDR träumen wird, wo ein Zettel von Hans Modrow mit einer Zahl drauf in Dresden schon vor dem Urnengang festlegte, wie die Wahl auszugehen hat.
Selbst wenn die Bundeswahlkommission beschließen sollte, dass die gesamte Bundestagswahl noch einmal nachgezählt wird – was ich für ausgeschlossen halte – würde das ganze Verfahren Jahre dauern. Aber klar ist: Sahra Wagenknecht wird dem neuen Bundestag auch in ein paar Monaten nicht angehören. Meine persönliche Voraussage: Sie wird dem Bundestag nie wieder angehören.
Denn inzwischen gibt es auch im BSW Ärger
Denn Wagenknecht bekommt Gegenwind, weil irgendwie nicht alle so spuren, wie sie es anordnet. In Thüringen zum Beispiel. Da gibt es die Landesvorsitzende Katja Wolf, die in der „Brombeerkoalition“ unter CDU-Voigt mitregiert. Das stört Wagenknecht, weil das linksextreme Profil verwässert wurde oder so. Und sie organisierte eine Gegenkandidatin für Wolf beim Landesparteitag, um sie durch Wagenknecht-treue Genossin zu ersetzen. Ähnlich, wie Putin das mit Selenskyj auch möchte. Einfach austauschen. Doch Wolf wurde einfach wiedergewählt – entgegen dem ausdrücklichen Wunsch Wagenknechts.
Das BSW bröckelt an allen Ecken und Kanten
Der Hamburger Landesverband klagt über die „dirigistische Politik“ der Genossin Wagenknecht. BSW-Stadträte in Rostock verließen gerade vorgestern die Wagenknecht-Partei und machten rüber – zurück zur Linken, wo sie hergekommen waren. Und so weiter.
Bei Sandra Maischberger gab sich Wagenknecht jetzt noch einmal in Kämpferpose, das kann sie. Das Parteiprofil der BSW solle „geschärft werden“, und auch der Parteiname geändert, kündigte sie an. „Wir werden größer“, verspricht sie.
Lieber Oskar! Bitte mach eine weitere Flasche Rotwein auf und bitte Deine Frau aufs Sofa! Einer muss ihr sagen, dass es vorbei ist. Bitte!
„UN-fähig“ in New York: Wie Merz Baerbock peinlich nach oben rettet – und was dahinter steckt
Eine Billion neue Schulden – gesamte Union knickt feige ein! Der Bückling des Jahres vor Rot-Grün
Merz & SPD hebeln Wählerwillen aus – der dreiste Coup gegen die Demokratie!
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf seinem Portal denken-erwuenscht.de erschienen.
Bild: penofoto / Shutterstock.com
Mehr von Klaus Kelle auf reitschuster.de
Afghanische Ortskräfte: Soll Deutschland sein Wort brechen?
Tausende abgelehnte Asylbewerber bleiben – während wirklich Schutzbedürftige warten. Der Rechtsstaat kapituliert. Ein Land verliert Maß und Moral. Von Klaus Kelle.
Wie der Staatsfunk die Wirklichkeit verdreht
Friedliche Demonstranten, die für das ungeborene Leben einstehen, werden mit Extremisten gleichgesetzt – während ein entscheidender Teil der Wahrheit elegant weggelassen wird. Von Klaus Kelle.
Es ist viel mehr als „nur Fußball“
Fußball ist für viele Männer ein emotionales Refugium – und wird zunehmend zur Projektionsfläche für politische Umerziehung. Das zerstört genau das, was ihn so bedeutungsvoll macht. Von Klaus Kelle.
Die CDU wird sterben, wenn sie die „Brandmauer“ zur AfD nicht jetzt niederreißt
Die CDU droht sich selbst zu entkernen, während die Basis aufbegehrt. Ein Brandbrief aus Köln fordert, was lange tabu war. Ist das der letzte Weckruf vor dem politischen Bedeutungsverlust? Von Klaus Kelle.
Kalt ausgebootet: Frau Baerbock und die Frauen-Soli
Elf Jahre Einsatz ignoriert: Die erfahrene Diplomatin Helga Schmid muss weichen. Ihre geplante internationale Karriere endet abrupt – für Baerbocks persönliche Zukunft in der Weltpolitik. Von Klaus Kelle.
Stoppt Hubert Aiwanger morgen das Schuldenpaket?
Die CSU will zustimmen, die Freien Wähler blockieren. Söder verhandelt bis zur letzten Minute, doch am Ende zählt nur die Abstimmung. Von Klaus Kelle.
Ein neuer Sheriff ist in der Stadt –
JD Vance sprengt das politische Tabu: Meinungsfreiheit, Demokratie und Werte, die der Westen längst vergessen hat. Seine Rede rüttelt auf – und entlarvt ein überfälliges Demokratiedefizit. Von Klaus Kelle.
Heidi wer? Warum Honeckers Erben plötzlich wieder im Rennen sind
Noch vor Wochen galt die Linke als abgeschrieben, doch nun wirbelt eine 36-Jährige mit viralen Clips den Wahlkampf auf. Warum Social Media das politische Spielfeld neu ordnet – und wer profitiert. Von Klaus Kelle.
Der Bundestag markiert das Ende der jahrzehntelangen Passivität
Die Massenmigration hat Deutschlands Städte, Kultur und soziale Ordnung tiefgreifend verändert. Der aktuelle Bundestagsbeschluss stellt die Frage: Kann dieser Wandel jetzt noch gesteuert werden? Von Klaus Kelle.